Welche “neuen Regeln” diese Badesaison wegen Asylwerbern in Österreich gelten

Im Vorfeld der diesjährigen Freibad-Saison gab es viele Diskussionen, ob die Bäder auch für Menschen unterschiedlicher Herkunft zugänglich sein sollten, oder ob Asylwerber nur in spezieller Begleitung eintreten dürften. Auch, wenn das im Zuge der Wahlberichterstattung und der gar nicht so sommerlichen Temperaturen rund um die Badesaison-Eröffnung untergegangen ist, sollte man sich noch mal vor Augen führen, was hier eigentlich diskutiert wurde: Nämlich die Frage, ob es Sonderregelungen für Menschen anderen Ursprungs braucht.

Umgesetzt wurde eine solche Regelung zum Beispiel schon Ende Jänner in Mödling. Dort sorgte ein Schreiben des städtischen Hallenbads für Aufregung, in dem es wörtlich hieß: “Aufgrund wiederholter Beschwerden sowohl der Badegäste, als auch des eigenen Personals, ist der Eintritt ins Freizeitzentrum Stadtbad Mödling für Menschen mit Migrationshintergründen ausschließlich in Begleitung von entsprechenden Begleitpersonen und mit entsprechender Badebekleidung zu gewähren.”

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Ein generelles Hausverbot, oder ein eingeschränkter Zutritt für Geflüchtete wie in Mödling wird derzeit zum Glück in keinem der österreichischen Freibäder diskutiert. Forderungen nach mehr Sicherheitspersonal, wie sie etwa vom Salzburger FPÖ-Klubobmann Andreas Reindl kommen, hingegen schon. “Der einzige Weg, Frauen, Mädchen und Buben vor den flinken Händen der kulturfremden Flüchtlinge zu schützen ist es, in jedem Bad in Salzburg einen starken Sicherheitsdienst für Ordnung sorgen zu lassen”, soll Reindl laut dem Salzburger Bezirksblatt auf Facebook gepostet haben.

In Wien soll auch der Dienststellenausschuss der Magistratsabteilung für städtische Bäder bereits uniformierte Securities gefordert haben—wenn auch erfolglos. Vorerst wollen die Freibäder auf das eigene Personal und im Notfall auf die Polizei setzen. Gegenüber der Presse erklärt Martin Kotinsky von den Wiener Bädern, dass das Personal dazu angehalten ist, “genauer zu schauen” und Deeskalationsschulungen zu absolvieren. Kotinsky sagt aber auch: “Das Bad ist von Haus aus ein gefährlicher Punkt, ein sensibler Ort.”

Dass Beckenrandsprünge, Laufen auf den nassen Fließen und wildes Herumspritzen vom Badewaschl nicht gern gesehen und auch mal mit schrillen Tönen aus der Trillerpfeife oder drohendem Zeigefinger bestraft werden, weiß wahrscheinlich jeder von uns, der als Kind öfter die heißen Sommertage im nächstgelegenen Freibad verbracht hat.

Auch Schilder, die auf diese Verbote hinweisen, hat es schon in meiner Kindheit gegeben. In Salzburg und Kärnten wird es dieses Jahr aber zusätzlich neue Schilder geben, die die Besucherinnen und Besucher auf Verhaltensregeln hinweisen. Regeln, die natürlich für alle, auch Österreicher, gelten, aber die bis zur aktuellen Flüchtlingsthematik trotzdem noch nie explizit Thema waren.

Bild: Stadt Salzburg und Wiseman/Zenz

So wird es zum Beispiel Piktogramme geben, die erklären sollen, dass man Frauen nicht auf die Brüste starrt, dass das Fotografieren von fremden Menschen verboten ist und man die Schwimmbecken nur in Schwimmbekleidung benützen darf. In Kärnten wird es auch ein eigenes Taferl geben, das Frauen vor “unsittlichen Berührungen” bewahren soll.

Berichte, dass man auch Polizisten mit Gratis-Eintritt locken möchte, stimmen so nicht ganz. Denn Polizisten, die ihren Namen und Dienstnummer am Eingang bekannt gaben, konnten die Bäder schon immer gratis benutzen und dann im Notfall aber eben auch ausgerufen und zur Hilfe geholt werden.

Bild: Stadt Salzburg und Wiseman/Zenz

In den meisten Fällen wird die Polizei aber ohnehin wegen Delikten wie Diebstählen und Vandalismus ins Freibad gerufen. Auch bei Unfällen wird sie hinzugezogen.

Eine weitere Neuregelung, die heuer erstmals in fast allen österreichischen Freibädern in Kraft tritt, ist das generelle Rauchverbot. Damit sollen vor allem Kinder, die in manchen Bädern 80 bis 90 Prozent der Gäste ausmachen, geschützt werden. Während in sogenannten Familienbädern ein generelles Rauchverbot eingeführt werden soll, wird es in anderen eigene Raucherbereiche geben.

Ob die Piktogramme tatsächlich sexuelle Belästigung verhindern können, wird sich zeigen. Um aber einen angenehmen Freibadbesuch für alle ermöglichen zu können, sind vor allem die Besucherinnen und Besucher selbst verantwortlich, Zivilcourage zu zeigen und bei übergriffigem Verhalten einzuschreiten, oder das Badepersonal zu Hilfe zu holen—egal, ob nun eine Frau sexuell belästigt wird, oder ein Geflüchteter rassistisch beschimpft wird.


Titelfoto: optische_taeuschung | flickr | CC BY-SA 2.0