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Sommer ist für mich der allergrößte Scheiß

Warum ihr den Sommer so toll findet, versteht hier niemand. Es gibt zu viele Gründe, um ihn aus vollstem Herzen zu hassen.
Foto via Flickr | a.pasquier | CC BY-SA 2.0

Foto via Flickr | a.pasquier | CC BY-SA 2.0

Während ich das hier schreibe, sitze ich in meinem Garten, unter einem Kastanienbaum und neben meinem Laptop steht ein Glas in dem sich mittelklassiger Wein befindet. Klingt doch ganz OK—in einem Garten in Wien zu sitzen, in dem ein Kastanienbaum steht, und dort ungestört seinen Scheiß zu erledigen. Der verdammte Haken ist nur: Es ist Sommer, die beschissenste Jahreszeit von allen. Deshalb haben meine letzten Minuten gerade so ausgesehen: Als ich mich auf die Holzbank gesetzt habe, habe ich mir den Arsch am Holz der Gartenbank verbrannt, mein (zugegeben betagter) Laptop macht Geräusche, die mich an ein startendes Flugzeug erinnern, weil auch er der Hitze nicht (mehr) gewachsen ist und in meinem Glas kühlen Weißweins, das ich noch nicht einmal angerührt habe, schwimmt eines dieser winzigen Arschloch-Insekten, von denen sich in der kommenden halben Stunde mindestens noch weitere 100 dazu entschließen werden, in meinem Alkohol Selbstmord zu begehen. Ich verlange nicht viel. Ich will nur, dass der Sommer wieder aufhört. Hier steht, warum.

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Foto via Flickr | Karl Ludwig Poggemann | CC BY 2.0

Sollten dir in diesem Text ein paar Fehler unterkommen: Ich kann dir erklären, warum das durchaus passieren könnte. Meine Konzentration hängt nämlich zähflüssig in der schwülen Sommerluft—wie ein mit warmem Sperma gefülltes Kondom, bevor du es in den Mülleimer fallen lässt. Weißt du, wo der Ursprung der Sommerferien liegt? Ich sag es dir: In den „Hundstagsferien".

Warum in den heißen Todesmonaten alle außer Bademeister, Bierbrauer und Ärzte frei haben sollte, weiß jeder, der Menschen im Sommer schon mal beim Arbeiten zugesehen hat. Früher oder später sehen sie aus, als hätten sie zum Mittagessen drei Gänge Stilnox gehabt. Was auf der anderen Seite auch niemandem schaden würde, weil Hitze deinen Schlaf zerstört. Sie tötet ihn. Sie sticht deinem Schlaf mit 487 Samurai-Schwertern, auf deren Klinge Bhut Jolokia klebt, in den verschwitzten Rücken. Ich selbst habe meine Sommer teilweise im Badezimmer schlafend verbracht, weil es jedes Jahr wieder der kühlste Raum war. Eine Decke auf den Boden, keine über mir und Ventilatoren aufgestellt. Und selbst dann war es noch heiß. Ach Sommer, fick dich doch.

Foto via Flickr | Jakob Lawitzki | CC BY-SA 2.

Wer im Sommer eine Nacht durchschlafen kann, ist entweder überdurchschnittlicher Alkoholiker, schwerer Kiffer, hat Narkolepsie oder hat von den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt und sich tatsächlich Schlaftabletten verschreiben lassen.

Du wirst auch ein Mosquitonetz brauchen. Denn wie einleitend schon erwähnt, ertränken sich Insekten nicht nur gerne in unserem Feierabendbier oder -wein, sondern nerven einfach in jeder Lebenslage, durch die du im Sommer gehst. Sollen sie nur ertrinken, es geschieht ihnen recht. Du willst ein Picknick machen, dich abends an die Donau setzen oder eine Runde TiTe (Kärntnerisch für Tischtennis) spielen? Vergiss es. Außer du willst Insekten fressen wie Bukowski Alkohol getrunken hat. Sie werden dich stechen. Mit einer perversen Liebe zum Detail werden sie dir Muster in die Extremitäten beißen und an deinem Blut saugen und sich dabei einen ablachen.

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Wenn dann dein ganzer scheiß Körper juckt, fällt dir auch wieder ein, dass das jedes verdammte Jahr so war und der Sommer nie einfach nur nettes Beisammensein im Freien bedeutet. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass dir das alles schon viel früher aufgefallen ist. Nämlich, als du das erste Mal das große Bedürfnis nach einem kurzen Rock hattest, ohne dabei eine Strumpfhose zu tragen. Das Problem? Du hast dich während dem Winter nur von Pizza, fettem Fraß und Tonnen an selbstgebackenen Keksen ernährt. Nun, was tun, wenn es „plötzlich" heiß ist und du aussiehst wie die lebendige Venus von Willendorf?

Richtig, sich mit all den Menschen vergleichen, die ihr Leben im Griff haben und beim Ausziehen deines Gewandes an der Donau ein bisschen in deinen Mund speiben. Aber das muss dir egal sein. Zieh es durch und scheiß auf alle anderen.

Im Bad sind übrigens auch alle anderen. Und das gilt eigentlich für überall, wo du im Sommer bist—die anderen sind mit ziemlicher Sicherheit nicht weit. Das liegt daran, dass im Sommer ein absoluter „Wir müssen was machen"-Zwang herrscht. Die Menschen stürzen sich auf Grünflächen, als wäre jeder Nachmittag ein Open Air Festival und du wirst nicht nur deine Freunde, sondern auch die gesamte verdammte Nachbarschaft treffen. Weil Wien auch voll von faulen Menschen ist, fährt jedes Arschloch mit der Bim. Auch ich bin so ein Arschloch. Du steckst in dem scheiß Ding, und irgendwo zwischen euren beiden Sitzflächen vermischt sich der Schweiß deines Sitzkollegen mit deinem eigenen.

Bevor ich mit meinem Hass aufhöre, sage ich dir noch, was das wirklich Schlimmste ist: die beschissene gute Laune, von der alle glauben, sie im Sommer haben zu müssen. Überall siehst du die Zähne, die schon lange keinen Zahnarzt mehr gesehen haben. Es ist euer Recht, aber es nervt. Selbst meine eigene gute Laune nervt mich. Im Winter kannst du dich zuhause verstecken, stundenlang zu trauriger Musik über dein Leben nachdenken und traurig mit irgendjemanden ficken. Ficken geht nämlich auch nicht im Sommer.

Isabella beruhigt sich jetzt wieder, wollte das aber nur mal gesagt haben. Ihr könnt ihr auf Twitter sagen, dass sie einen mächtigen Vogel hat: @isaykah