Soulwax reviewen alle 15 Bands, die sie für den ‚Belgica‘-Soundtrack erfunden haben

Auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhiger um das belgische Indie-Dance-Duo geworden ist, der Ehrgeiz, mit dem Soulwax ihr mittlerweile legendäres Projekt vor beinahe zwei Jahrzehnten begonnen haben, hat nicht nachgelassen. Soulwax, 1995 von den Brüdern Stephen und David Dewaele gegründet, waren ein Jahrzehnt lang Belgiens am besten gekleidete Rockgruppe, bevor sie ihre As Heard on Radio Soulwax-Mix-Serie gestartet und als DJs eine Pionier-Rolle in der Proto-EDM-Bloghouse-Szene eingenommen haben. 2002 haben sich die Beiden erneut neu erfunden und wurden unter dem Namen 2ManyDJs zu den weltbesten Mainstage-DJs, wodurch sie den Klang des Electro der 2000er prompt definiert haben. Als alle anderen dann ebenfalls die Dance-Rock-Power von Electro-DJ-Sets erkannten, haben die Dewaele-Brüder Soulwax als Liveband zurückgebracht und damit die Superstar-DJs, mit denen sie die Bühne geteilt haben, wie Kinder, die ihre Emails checken, aussehen lassen.

Für Soulwax ist es zu einfach geworden, nur in einer Band zu sein. Du willst etwas wirklich Cooles machen? Spiel in 15 Bands gleichzeitig. Genau das haben sie für ihre neueste Veröffentlichung getan, den Soundtrack für den Film Belgica von Felix van Groeningen. Der Film erzählt vom Aufstieg und anschließenden Fall zweier Brüder, die in einer lebendigen belgischen Indie-Szene den titelgebenden Club besitzen—eine Szene, die Soulwax im echten Leben definiert haben. Im Laufe des Films treten immer wieder fiktive Acts wie die Power-Chord-lastigen Helden The Shitz, die mysteriöse Popsängerin Charlotte, Kursat 9000 mit türkischem Acid-Folk, Rubber Band mit orchestralem Disco oder Noah’s Dark mit frühmorgendlichem Keta-Tech auf. Insgesamt gibt es 16 Tracks von 15 verschiedenen Acts auf dem Belgica-Soundtrack und Soulwax haben jeden einzelnen davon konzipiert, geschrieben, aufgenommen und performt.

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Da die Dewaele-Brüder ganz alleine für die klanglichen Aspekte dieser fiktiven belgischen Szene verantwortlich sind, hielten wir sie als einzige qualifiziert dafür, die involvierten Acts dieses Soundtracks zu bewerten. Für einen noch kreativeren Ansatz haben wir die Beiden die Rolle von Indie-Bloggern einnehmen lassen, damit wir noch mehr Einblick in das Leben und die Karrieren der Acts bekommen, die sie für Belgica aus dem Nichts erschaffen haben. Lies dir unten die Reviews durch und hör dir dazu den Stream der gesamten Platte an.

1. Charlotte—„The Best Thing“

Sie war die Königin. Sie war alles. Ihre Shows waren minimalistisch, doch nur mit einem Synthesizer und ihrer Stimme hat sie mehr Emotionen vermittelt als jeder sonst. Sie war diejenige, die aus Ghent die Welt zu erobern sollte, bis sie auf tragische Weise von einem eifersüchtigen Liebhaber getötet wurde.

2. The Shitz—„How Long“

Diese Indieband war bereits viel zu groß für das Belgica, als sie dort spielte, doch diese Show änderte alles. Der Ort wurde auf einmal cool und diese Single wurde zu einem ihrer größten Hits.

3. Rubber Band—„Caoutchouc“

Eine vergessene Orchestral-Disco-Platte, die die Belgica DJs vor der Obskurität gerettet und zu ihrer eigenen gemacht haben, indem sie sie mit 33rpm +8 anstatt mit 45rpm abgespielt haben, wie ursprünglich gedacht.

4. White Virgins—„Turn Off The Lights“

Vier Mädchen aus Belgien, deren bahnbrechende Gigs der Inbegriff von „elektronischer Musik, die von einer Rockband gespielt wird” waren. Ihr größter Einfluss war das Love and Dancing-Album von The League Unlimited Orchestra. Anscheinend sind sie mittlerweile DJs.

5. Light Bulb Matrix—„Hot December“

Dieser Track stammt von einer Reggae-LP, die im Belgica am Ende der Nacht gespielt wurde, nach belgischen Standards also eher (nach)mittags. Sie diente entweder als Weckruf oder als Ansporn, weiter zu machen, je nachdem, wie du es gesehen hast.

6. Kursat 9000—„Çölde Kutup Ayisi“

Kursat, geboren und aufgewachsen in Ghent, hat bewiesen, dass die Integration von Immigranten gelingen kann! Er hatte eine Gabe dafür, türkischen Pop mit Acid House zu mixen, was die belgischen Kids umgehauen hat.

7. Erasmus—„Ti Ricordi Di Me“

Zwei italienische Studentinnen, die nach ihrem Auslandssemester in Ghent geblieben sind und jetzt ein Bio-Café für Lesben betreiben. Ihre Shows waren berüchtigt und haben dabei geholfen, die Electro-Ära in Belgien zu befeuern.

8. Burning Phlegm—„Nothing“

Diese Typen waren eine Art Supergroup, die von Mitgliedern legendärer lokaler Hardcore-Punk-Bands gegründet wurde, auch wenn Iggor Cavalera (Sepultura, Mixhell) Schlagzeug spielte. Ihre Gigs waren weltbekannt für ihren kompletten Irrsinn, bei dem das Publikum oft mehr Zeit auf der Bühne verbrachte als die Band.

9. Aquazul—„Slippy Fingers“

Wir haben keine Ahnung, wer diese Typen sind, aber der Track ist der Kracher. Es ist eine B-Seite, die im Belgica gespielt wurde.

10. Roland McBeth—„Don’t Wait Up For Me“

Roland ist eine Blues-Legende, die ihren Schlagzeuger vor Kurzem durch einen Synthesizer ersetzt hat, nachdem besagter Schlagzeuger nicht zum Soundcheck im Belgica erschienen ist. Das Ergebnis ist ein Slide-Guitar-Klassiker.

11. Diploma—„Got Any Chris Rea?“

Obwohl Diploma nur ein paar 12″es veröffentlicht haben, war ihr Einfluss auf die Belgica-Szene recht groß und ihre Tracks wurden von den DJs rauf und runter gespielt. Anscheinend waren sie live aber scheiße.

12. They Live—„The Cookie Crumbles“

Psychobilly-Madness von einigen legendären Szene-Mitgliedern. Ihre Tollen waren größer als ihre Riffs (ihr Sinn für Mode hatte sich viele Jahre zuvor als großen Einfluss auf die New-Beat-Szene erwiesen), aber sie haben im Lauf der Jahre einige wichtige Platten gemacht. Von einer davon stammt dieser Song.

13. Danyel Galaxy—„Cybernetic Permutations In The Key Of A“

Ein echter kosmischer Zauberer, dieser Tim Blake, wenn du so willst. Für sein einziges Konzert (zur Tageszeit) im Belgica mussten sie den Club bereits am Abend vorher zu machen, damit er mit jedem einzelnen Gerät einen Soundcheck machen konnte. Das Stück wurde Jahre später im landesweiten Fernsehen als Intro für eine Wissenschaftssendung verwendet.

14. The Shitz—„Sell It With Your Face“

Ein Track von einem ihrer ersten Alben, als sie ihre Stimme noch finden mussten. Aber tolles Gitarrensolo von Davy Coppens.

15. Robert Vanderwiel—„Nine Thousand Eyes“

Robert ist mit einem der Brüder, die das Belgica betrieben, zur Schule gegangen und wurde deswegen recht häufig gespielt, besonders zu Beginn des Abends. Er unterrichtete auch Kalligraphie und war einer der ersten in Belgien, die eine recht aktive MySpace-Seite betrieben.

16. Noah’s Dark—„Inward“

Dieses Musikstück war ein typischer Acht-Uhr-morgens-Belgica-Track, der Höhepunkt für diejenigen, die noch im Club und auf Ketamin waren. Apokalyptisch, trotzdem tanzbar.

Der ‚Belgica’-Soundtrack erscheint am 26. Februar über Play It Again Sam.

Soulwax sind bei Facebook.

Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.

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