Die FPÖ hat es nicht leicht. Also, nie. Einerseits, weil „linkslinke Nestbeschmutzer” es ihr übelnehmen, wenn sie asylsuchende Kinder am liebsten abschieben lassen würden (und die älteren Asylwerber sowieso). Andererseits, weil ihre Pressemitteilungen und ihre Vorstöße Richtung Satire konsequent von allen falsch verstanden werden (ich sage nur: Blaue Lady). Und seit kurzem auch noch, weil sie zu allem Überfluss mit einem Finanzierungsskandal in den Medien steht, wie der Falter berichtet.
Jetzt ist ein Browsergame aufgetaucht, mit dem ihr den Parteifinanzierungsskandal, der auch als #Kicklgate bekannt ist, nachspielen könnt—oder zumindest eine künstlerische Interpretation davon.
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Das Spiel heißt Kicklback und es geht darum, dass Herbert Kickl, Generalsekretär der FPÖ, Münzen aus seiner REIME.SCHMIEDE wirft, die Parteiobmann Heinz-Christian Strache dann mit einem Sack auffangen darf. „Du bist flink wie ein Windhund!”, lügt Kickl im Spiel (flink kann man hier nämlich trotz allem Button-Mashing fast nicht sein).
Ziel ist es, 70.000 Euro zu sammeln und „Europa von der Landkarte [zu] streichen”, wie Kickl während des Spiels immer wieder ruft. Die Finanzpolizei schaut zwar ab und zu vorbei—aber immer nur kurz genug, um nichts mitzubekommen. „Alles privatisieren!” feuert Kickl einen an. Ich habe weniger als zwei Minuten gebraucht, um mich deftig zu bereichern. Meine Leistung ist mir aber leider nicht erinnerlich.
Das Spiel greift die neuesten Vorwürfe gegen die FPÖ auf: Die Wochenzeitung Falter berichtete über Dokumente, die auf illegale Parteienfinanzierung hinweisen. Sowohl Gerneralsekretär Herbert Kickl, als auch Parteichef und Posterboy Heinz-Christian Strache sollen involviert sein.
Die Dokumente belegen, dass Kickl 2005 Eigentümer der Werbeagentur ideen.schmiede war. Die Ideen, die von der Schmiede produziert wurden, kann man in diesem Fall mit fremdenfeindlichen Slogans gleichstellen: Sie reimen „Daham statt Islam”, „Mehr Mut für Wiener Blut” oder auch „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe”. Die ideen.schmiede betreute laut Falter als einzigen Kunden die FPÖ. Der Falter zitiert einen Zeugen unter Wahrheitspflicht:
„Meiner Erinnerung nach hat mir Thomas Sila im Frühjahr 2012 erzählt, dass er gerade wieder dem H.-C. einen Koffer mit 70.000 Euro außigebracht habe. Auf meine Frage, kommt das öfter vor, hat Sila mir geantwortet: ‚War schon ein paar mal.’”
Als Macher des Spiels hat sich die Facebook-Page Koffer für Kickl geoutet. Die Leute hinter der Seite wollen allerdings anonym bleiben. In einem Statement gegenüber VICE sagen sie:
Das Spiel und diese Facebook-Seite haben wir gemacht, weil wir das Gefühl haben, dass die meisten Menschen seit Schwarz-Blau komplett abgestumpft sind, was die Korruptionsskandale der FPÖ betrifft. Sie regen sich auf Facebook oder Twitter kurz darüber auf und am nächsten Tag ist die Geschichte schon wieder vergessen. Dagegen wollen wir etwas tun.
Das Spiel wurde bis jetzt 7.000 Mal geklickt (fehlt nur noch eine Null auf Kicklgate-Niveau). Die FPÖ hat bisher nicht reagiert. Wir haben mehrmals versucht, die Pressestelle zu erreichen—leider erfolglos.
2010 hat die FPÖ selbst ein Minispiel herausgebracht. Darin sollte man Muezzins und Minarette abschießen, weil die ja in der Steiermark sprießen würden. Das Spiel war nicht lange online, da die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Entfernung des Inhaltes stellte.
Die FPÖ sprach daraufhin von einer „politischen Einflussnahme” ihrer Gegner. Wir sind jedenfalls gespannt, wie die FPÖ reagiert, jetzt wo sie selbst plötzlich die Zielscheibe eines Minigames sind.
Hier geht’s zum KicklBack-Spiel.
Lisa auf Twitter: @lisawoelfl