Sponsoo will der Robin Hood der Sportvermarktung werden

„Wir möchten für das Sport-Sponsoring das werden, was Tinder für das Dating geworden ist.”

Sponsoo nennt sich der neue Service, mit dem die Gründer Andreas Kitzing und Béla J. Anda seit Anfang des Jahres am Start sind und die Welt des Sport-Sponsorings revolutionieren wollen.

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Eine Welt, in der es um eine Menge Geld geht. Allein im Jahr 2014 machte die deutsche Sport-Sponsoring-Industrie einen Umsatz von 40 Milliarden Euro. 2011 unterschrieb Mario Götze einen Vertrag mit Nike über 15 Millionen Euro, um für sie über die nächsten 10 Jahre als Werbeträger zu dienen. Für beide Parteien ein lukratives Geschäft, denn Götze bekommt verdammt viel Geld und für den amerikanischen Sportartikelhersteller hat sich die Investition wohl schon nach dem in Nike-Schuhen geschossenen WM-Tor mehr als ausgezahlt. Sponsoring ist ein ökonomisches Muss für die Sport-Welt, ohne geht fast nichts mehr.

Doch wie kommen die Athleten mit den Marken zusammen? Meist sind es große Agenturen, die Spieler und interessierte Unternehmen zusammenbringen. Ihre Vermarktungsexperten wissen genau, welcher Spieler für welche Marke in Frage kommt. Und ihr Wissen lassen sie sich teuer bezahlen. Bis zu 20 Prozent des abgeschlossenen Deals kassieren die Mittelsmänner der Agenturen—bei Verträgen in Millionenhöhe eine stolze Summe. Dieser finanzielle Aspekt schreckt Kleinunternehmer häufig davon ab, in die Welt des Sponsorings einzusteigen und auch für Amateur- und Randsportler werden die Möglichkeit auf einen Sponsoren-Deal durch die hohen Provisionen der Agenturen mehr als schwierig.

Beim Sport-Sponsoring abseits des Profibereichs gibt es noch wenig Transparenz. Oft findet der Austausch nur auf einer persönlichen Ebene statt. Die Möglichkeiten in der Sportvermarktung werden vielerorts gar nicht gesehen. Vor allem kleinere Unternehmen setzen das unterstützende Wechselspiel zwischen Unternehmen und Sportler noch viel zu häufig mit großen Millionenbeträgen gleich.

Durch das neu geschaffene Start-up der Hamburger gibt es jedoch nun eine Möglichkeit, dass auch Kleinunternehmern die Chance gegeben wird, mit geringeren Beträgen in diese Welt einzusteigen, diese sogar auf mehrere Sportler zu verteilen, anstatt sie nur in einen zu stecken. Sponsoos Wissen basiert auf einer Marktanalyse, bei der sich gezeigt hat, dass viele der Sportler im Amateur- und Randsportbereich auf sich alleine gestellt sind, wenn es darum geht, passende Sponsoren für sich oder ihre Mannschaft zu finden. „In einem Beispiel geht der Spieler des Vereins XY dann zum lokalen Metzger oder der Stadtapotheke, um Unterstützung für Trikots zu bekommen.” Doch an eine der großen Sportvermarktungsagenturen würden sich diese Leute nie wenden, denn alleine schon aus Gründen der Rentabilität käme das nicht infrage.” Ein weiteres Problem sahen sie auch bei den Unternehmen. Für sie war es schwierig, die Amateursportler zu finden.


Foto: Sponsoo Gründer Béla J. Anda und Andreas Kitzing

Sponsoo findet den Verknüpfungspunkt zwischen Suchendem und Gesuchten. Durch die Digitalisierung der Industrie soll vieles vereinfacht werden. Kitzing und Anda nennen es selbst eine Revolution in der Sport-Sponsoring-Industrie. Und ihr Wunsch, das Tinder der Sportwelt zu sein, scheint wirklich nicht weit hergeholt. Auch auf ihrer Plattform geht es darum, die richtigen Matches zu finden.

Eines ihrer Profile ist das von Tatjana Hanser. Sie ist Motorsportlerin und bietet interessierten Sponsoren unter anderem Werbeflächen auf ihrem Fahrzeug und ihrem Rennanzug. In ihrem Profil beschreibt sie, wie ihre Passion für den Motorsport entstanden ist, gibt einen Überblick über ihre größten Erfolge und Webpräsenz. Eine weitere Angabe ist die gewünschte Vertragslaufzeit, die sich bei ihr von einem Jahr bis zu zehn Rennen beläuft. Von potenziellen Sponsoren braucht sie eine Summe über 1500 Euro, um ihrem Hobby nachgehen zu können.


Sobald das Profil steht, heißt es abwarten. Interessierte Sponsoren können sich nun direkt über das Portal bei ihr melden. Kommt der Deal zustande, berechnet Sponsoo 9,5 Prozent der abgeschlossenen Vertragssumme, jedoch nur, wenn das Sponsoring auch wirklich über die Plattform zustande gekommen ist. „Wir bündeln die Informationen und das macht es für beide Parteien interessant und einfach”, beschreibt Béla J. Anda die neue Plattform. Je mehr ein Sportler zu bieten hat, desto höher ist die Chance auf ein hohes Ranking seines Sponsoo-Profils.

Gerne bezeichnen sich Kitzing und Anda als eine Art Robin Hood, nur eben für den Sport. Denn durch Sponsoo soll eine Umverteilung der Gelder, die im Sportsponsoring fließen, stattfinden. Sie wollen die hohen, erwirtschafteten Beträge gerechter verteilen und somit auch die Unterstützung des kleinen Mannes möglich machen. Neben Tatjana Hanser haben sie noch weitere 500 registrierte Sportler und über 50 Sponsoren in ihrer Datenbank.

Doch es sind nicht nur Amateursportler, die sich auf der Plattform von Sponsoo befinden. Es sind auch Veranstaltungen wie die Arschbombenweltmeisterschaft, eine Flüchtlingsfußballmannschaft oder die Berliner Rubix-Cube-Spieler die auf Sponsoo zu finden sind. Allesamt mit dem selben Ziel: finanzieller Unterstützung. Als Gegenleistung bieten sie Werbung auf ihren Trikots oder Internetauftritten. „Wir möchten eine Plattform schaffen, auf der sich Sportler aller Ligen präsentieren können und Sponsoren die Athleten finden, die für sie erschwinglich sind.” Es wird sich zeigen, ob Sponsoos Ansatz eine Veränderung im Sport-Sponsoring bringen wird. Glaubt man ihnen, scheint jedenfalls ein Bedarf da zu sein.