FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Anstatt beleidigende und sexistische Kommentare zu löschen, blockt Facebook mich als Betroffene

Eine Gruppe Männer lässt sich über mich aus, daraufhin poste ich ihre öffentlichen Kommentare auf meiner Seite—und werde von Facebook geblockt.

Ich nehme sowas schon lange nicht mehr wirklich persönlich, was mich aber doch ein wenig stört, ist, wenn ein Haufen Männer glaubt, sich durch sexistische Kommentare über eine Frau erheben zu können. Nach dem Motto: Die wird einen fetten Hintern bekommen, sich von einem Mann durchfüttern lassen, ist ,fuckable', ,deepthroatable' und heiraten wird sie nie jemand.

Anfang der Woche haben ein paar Männer, die mich nicht persönlich kennen, einige ziemlich herablassende Sachen auf Facebook über mich geschrieben. Ich wurde vom Poster des ersten Texts, nennen wir ihn Herr M., direkt verlinkt, damit ich auch ja alles mitlesen kann. Die Posts waren öffentlich, damit auch jeder andere darunter kommentieren kann—einer der Kommentatoren fühlte sich zusätzlich noch bemüßigt, mir eine Privatnachricht zu schreiben.

Anzeige

Also habe ich einen Screenshot vom „fuckable"-Kommentar und der „keiner wird dich heiraten"-Nachricht gemeinsam mit dem Text „Menschen sind echt die räudigsten aller Kreaturen" auf Facebook gestellt. Zwei Tage war das Posting auf meiner Facebook-Wall zu sehen, bis ich benachrichtigt wurde, einer der Screenshots verstoße gegen Facebook-Richtlinien und sei entfernt worden. Es handelt sich dabei um die Privatnachricht. Im Originalposting war der Name nicht anonymisiert.

Also dachte ich, Facebook erlaube es nicht, Privatnachrichten zu veröffentlichen, auch wenn ich nicht verstehe, weshalb, aber dann blickte ich auf die sexistische Kommentarsammlung des Herrn M., der ebenfalls einen Screenshot einer privaten Unterhaltung mit mir gepostet hatte. Sie war noch da.

Ein paar Stunden später war dann mein gesamter Post gelöscht und ich für 24 Stunden von Facebook blockiert. (In einem Tweet habe ich fälschlicherweise 48 Stunden geschrieben.) Die Kommentare der anderen waren immer noch da. Alles, was ich getan hatte, war, ein Screeshot von diesen Kommentaren auf meiner Seite zu posten. Einen Screenshot von public geposteten, öffentlich einsehbaren, sexistischen Kommentaren.

Facebook hat ein Problem mit seiner Policy, was dort gelöscht wird und was nicht. Die Community Standards gibt es aus folgender Begründung und hat man im Hinterkopf, was in den vergangenen Monaten von Facebook nicht gelöscht wurde (Morddrohungen gegen Flüchtlinge oder Postings, die unter das Verbotsgesetz fallen), muss man fast laut lachen, wenn man den Satz liest: „We want people to feel safe when using Facebook. For that reason, we've developed a set of Community Standards…".

Anzeige

Facebook macht Menschen nicht rassistisch oder sexistisch. Aber Facebook muss Menschen, die so denken und, noch wichtiger, die ihre Gedanken auch über Facebook verbreiten, zeigen, dass diskriminierendes Gedankengut hier fehl am Platz ist.

Bleibt die Frage, was die Männer, die diese Dinge über mich gepostet haben, laut Facebook richtig gemacht und was ich falsch gemacht habe. Auf eine wütende Mail und einen noch wütenderen Anruf antwortet Facebook Folgendes: „Facebook ist auf das richtige Melden von Inhalten angewiesen." Außerdem dürfe man keine Privatnachrichten screenshotten und veröffentlichen. Heißt: Ich hätte den Poster nicht blockieren dürfen, sondern ihn selbst melden müssen. Er wurde zwar von anderen Accounts gemeldet, das reiche aber nicht aus. Die Postings sind bis jetzt auf der Seite zu finden.

Männer, die Frauen so auf etwas Körperliches, Bewertbares, Verurteilbares, Benutzbares heruntersetzen, sind ein sehr entbehrlicher Teil unserer Gesellschaft. Dass es Männer gibt, die solche Gedanken ohne Scham unter Klarnamen öffentlich posten, ist nicht überraschend. Dass diese Kommentare aber stehen bleiben dürfen, während man selbst geblockt wird, wenn man diese Kommentare anprangert, ist kaum zu glauben.

Update vom 6.11.: Facebook hat mir bis heute keine wirkliche Erklärung gegeben. Dafür wurde ich für drei weitere Tage gesperrt.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos.