Am Montag erlag Stephen Hillenburg der schlimmen Nervenkrankheit ALS. Nachdem Nickelodeon den Tod des SpongeBob Schwammkopf-Schöpfers bei Twitter bestätigt hatte, folgte eine regelrechte Trauerflut für den Mann hinter einer der beliebtesten Comic-Figuren aller Zeiten.
In den 19 Jahren, die SpongeBob Schwammkopf schon im Fernsehen ausgestrahlt wird, hat sich der fröhliche Schwamm sowohl online als auch im echten Leben zu einem allgegenwärtigen Phänomen entwickelt – und soll laut New York Times durch Merchandise-Verkäufe über 13 Milliarden Dollar eingebracht haben. In fast jeder Schule wirst du einen SpongeBob-Rucksack finden. Zu Karneval verkleiden sich jedes Jahr viele Leute als gelber Schwamm und im Internet sind SpongeBob-Memes und -GIFs inzwischen Standard. Du hast einen schlechten Tag? Dann wird dich der großäugige Meeresbewohner mit seinem irrationalen und unzerstörbaren Optimismus mit Sicherheit aufmuntern.
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Obwohl Stephen Hillenburg eine der erfolgreichsten Zeichentrickserien aller Zeiten erschaffen hat, scheute der Ex-Meeresbiologe die Öffentlichkeit. Er gab nur selten Interviews. Die New York Times bezeichnete ihn deswegen sogar als “den Howard Hughes der Animationsindustrie“. Seine ALS-Diagnose machte Hillenburg 2017 in einem Statement gegenüber der Zeitschrift Variety öffentlich. Die wichtigsten Dinge in Hillenburgs Leben waren seine Familie, das Surfen und natürlich SpongeBob Schwammkopf.
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Alles fing an, als Hillenburg noch für das Orange County Ocean Institute in Kalifornien tätig war. Er erschuf dort das Comic The Intertidal Zone und wollte Kindern damit verschiedene Meerestiere näherbringen. Einer der Hauptcharaktere von The Intertidal Zone: Bob the Sponge, eine frühe Version des fröhlichen Schwamms, den wir heute kennen. 1987 schmiss Hillenburg seinen Job hin, um eine Karriere im Zeichentrickfilm zu beginnen. Er schrieb sich am angesehenen California Institute of the Arts ein und schloss 1992 seinen Master im Fach Experimentelle Animation ab.
Seine ersten Schritte in der Fernsehindustrie machte Hillenburg als Regisseur bei Rockos modernes Leben – einer der ersten Zeichentrickserien des Senders Nickelodeon (und die Blaupause aller absurden und gleichzeitig smarten Animationsshows für Kinder und Erwachsene). Dabei lernte er auch Tom Kenny kennen, der später die Stimme von SpongeBob werden sollte. Einer der Drehbuchautoren von Rockos modernes Leben ermutigte Hillenburg, aus The Intertidal Zone eine richtige Serie zu machen. Damit war die Grundlage für die Abenteuer von SpongeBob, Patrick Star, Thaddäus Tentakel, Mr. Krabs, Sandy Cheeks, und Gary geschaffen.
In seiner Serie predigte Hillenburg die unaufhaltsame Kraft des positiven Denkens, die er für gewöhnlich in absurden Szenarien aufleben ließ. Beispielsweise, als SpongeBob ein Wettessen gegen den Flying Dutchman gewinnt – mit der Geheimzutat Liebe. SpongeBob geht alles im Leben – die Arbeit, Fahrschule, Freundschaften, Schmerz, Klimawandel – mit einer unerschütterlichen Leichtigkeit an, die sonst nur Zen-Mönchen und sechsjährigen Kindern vorbehalten ist.
“Wir schauen einem unschuldigen Charakter in seiner Welt zu”, sagte Hillenburg der New York Times, als er 2004 den ersten SpongeBob-Film promotete. “Die Botschaft dahinter ist, dass es in Ordnung ist, ein kindliches Gemüt zu haben, und dass du trotzdem eine wichtige Rolle spielen kannst.”
Hillenburgs Wertvorstellungen zeigen sich nicht nur in der Sendung, sondern auch im echten Leben. So sprach er sich öffentlich gegen Nickelodeons Entscheidung aus, mit Fastfood-Ketten zusammenzuarbeiten. “SpongeBob liebt es, in einer Fastfood-Kette zu arbeiten, und es ist sein größter Traum, zum Manager aufzusteigen. Aber das ist ironisch gemeint”, sagte er der Times. “Wir wollten nicht plötzlich die Leute sein, die Menschen Essen andrehen, das nicht gut für sie ist – vor allem nicht Kindern.”
Sein Idealismus veranlasste Hillenburg dazu, nach dem Film als Produzent zurückzutreten. Ursprünglich wollte er Spongebob nach der dritten Staffel beenden, damit die Serie nicht “ihren Höhepunkt übersteigen würde”, wie der Comiczeichner Sam Henderson gegenüber Cartoonician erzählte. Trotzdem blieb er der Sendung erhalten und nahm jede Folge vor der Ausstrahlung ab. Im Jahr 2014 kehrte er in Vollzeit zurück.
Der Einfluss von SpongeBob ist auch in den aktuellen Cartoon-Serien wie Adventure Time, Steven Universe und Bojack Horseman sichtbar. Nick Jennings arbeitete mit Hillenburg an Rockos modernes Leben und dann an SpongeBob Schwammkopf, bevor er half, Adventure Time zu realisieren. Kent Orborne unterstützte Hillenburg bei dem Skript für den SpongeBob-Film und wirkte erst an der SpongeBob-Fernsehserie und schließlich bei Adventure Time mit. Inzwischen schreibt er Folgen für Summer Camp Island von Julia Pott, ein geistlicher Nachfolger von SpongeBob.
Vor allem sicherte SpongeBob schrägen Animationsserien einen festen Platz im Mainstream. SpongeBob hielt sich länger als seine Vorgänger wie Rockos modernes Leben, andere Nicktoons wie Doug und Aaahh! Monster und sogar einige Nachfolger wie Adventure Time. Momentan läuft die zwölfte Staffel von SpongeBob. Ob es eine 13. Staffel geben wird, steht noch nicht fest. Für 2020 ist außerdem ein dritter Kinofilm geplant.
Selbst wenn du noch keine einzige Folge von SpongeBob gesehen hast, kennst du ihn wahrscheinlich aus zahlreichen Memes. Jeder Rapper, von Lil Yachty bis Lil Pump, hat dem Schwamm Tribut gezollt. Nutzerinnen und Nutzer von Twitter und Reddit durchforsten regelmäßig Episoden – vor allem aus den ersten drei Staffeln – nach den besten Szenen, denen wir die Goldstücke Evil Patrick und Tired SpongeBob zu verdanken haben. In Ägypten wurde SpongeBob sogar ein Symbol des Widerstands in den Protesten gegen Mohammed Mursi und der Markenberater Greg Rowland verglich den Schwamm sogar mit Jesus. Sein Erfinder ist von uns gegangen, aber SpongeBob wird noch lange weiter leben.
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