Junge Deutsche haben keinen Bock mehr, über Geflüchtete zu streiten

Ein Schild zu grenzenloser Liebe auf einer Demonstration

Manche Deutsche tragen in etwa so wenig zum sozialen Zusammenhalt bei wie ein Fischotter zu einem Buchstabierwettbewerb. Vor rund zwei Jahren kam in einer landesweiten Umfrage heraus, dass ein Fünftel der Befragten keine Nachbarn mit ausländischem Hintergrund haben wollte. Fast wöchentlich berichten Medien über rechte Gewalttaten. Doch vielleicht gibt es Hoffnung: Ein Forschungsteam hat vor Kurzem junge Menschen befragt, um herauszufinden, wie tolerant sie sind. Die Ergebnisse zeigen: Vielleicht ist Deutschland noch nicht ganz verloren.

In einer Online-Befragung hat Forsa Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 gebeten, Fragen zu Geflüchteten, Kopftüchern und Diskriminierung zu beantworten. Rund Tausend Teilnehmende wurden per Zufall ausgewählt und Ende Februar für die Kampagne #ClapforCrap befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

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Während es für manche Erwachsene ein mittelschweres Drama ist, wenn ihre Kinder im Religionsunterricht auch über den Islam sprechen, dürften die Befragten das anders sehen: Mit 96 Prozent gaben fast alle an, dass jeder Menschen seine Religion frei ausüben können sollte, solange er sich an Gesetze hält. Über drei Viertel der Umfrage-Teilnehmenden interessiert sich sogar aktiv für andere Kulturen und deren Religionen. Nur 14 Prozent fühlen sich durch Kopftücher in der Öffentlichkeit gestört. Das Interessante daran: Diese Antwort wählten doppelt so viele Männer wie Frauen aus.


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Auch in anderen Bereichen zeigen die Ergebnisse, dass Deutsche unter 25 andere Sorgen haben, als den Einzug einer ausländischen Familie in die Nachbarwohnung. Nur ein Fünftel gab an, sich zu Hause oder mit Freundinnen häufig über die Geflüchtetenpolitik zu unterhalten. 71 Prozent finden, dass wir zu viel über Geflüchtete und zu wenig über wichtigere Probleme diskutieren. Die wöchentlichen Talkshows-Panels zu Migration beeindruckten die Befragten offensichtlich nicht: Mehr als die Hälfte von ihnen findet, dass Deutschland mehr Geflüchtete aufnehmen könne, und nur ein Drittel denkt, dass das einen Nachteil für finanziell schwächere Deutsche bedeute.

Lifehack: Demokratie schützen

Ist jungen Menschen die unter Deutschen sehr beliebte Migrationsdebatte egal, weil sie sich nur für Trap-Partys und YouTube-Videos interessieren? Nein, LOL, aber vielleicht schaut ihr euch diesen Lifehack ab, ihr intoleranten Säcke: 38 Prozent der Befragten gaben nämlich an, dass sie den Eindruck haben, die Demokratie in Deutschland zerbrösele gerade. Drei Viertel haben schon mal beobachtet oder erlebt, wie jemand diskriminiert wurde. Und zwei Drittel sind der Meinung, dass solche Diskriminierungen in den letzten Jahren zugenommen haben. Allerdings findet die Hälfte auch, dass man in Diskussionen etwas zu schnell als rechts abgestempelt wird.

Wenn sich beim nächsten Familienfest der besorgte Onkel über Merkel, Muslime und manipulierte Mondlandungen auslässt, fragt doch mal eure kleine Schwester, was sie dazu denkt. Vielleicht kann sie den Onkel ja sogar davon überzeugen, dass es keine Reptiloiden im Bundestag gibt.

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