„Wenn ich ein Restaurant teste, mache ich mir auf Klo Notizen und schaue auch, ob man hier gut Drogen nehmen kann und ob man sich an irgendwas fesseln könnte, weil meine Domina-Frau mich schon oft vor dem Essen gefesselt hat.”
Ich stehe an einem Stand von Tacos Mexico mitten in L.A., stopfe mir scharfe Tacos carne asada, lengua und al pastor rein. Mit mir essen Mike „Fat Mike” Burkett der legendären Punkband NOFX und Nick Woods von Direct Hit!, der auch ab und zu für MUNCHIES schreibt. Sie sind gerade gemeinsam auf Tour für das neue Buch der Band, NOFX: The Hepatitis Bathtub and Other Stories. Ich muss mich selbst kneifen: Ist das ein Traum oder esse gerade wirklich Tacos mit einer Punk-Ikone?
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Und Fat Mike hat zu allem, was ich sage, irgendeinen klugen Kommentar abzuliefern, nämlich dass das in der Tat kein Traum ist.
Wir verschlingen haufenweise gebratenes Fleisch gebettet auf leckeren Tortillafladen, nach jedem Bissen gibt es einen riesigen Schluck Wasser und agua fresca, als Abkühlung für die semi-scharfe rote Salsa. Währenddessen erzählt er mir von seinem neuen Projekt, bei dem er Restaurants rezensiert: S&M Food Reviews.„Bis jetzt habe ich 15 Restaurants getestet. Einmal war ich mit meiner Frau in einem Thai-Restaurant. Während ich sie geleckt habe, saßen noch sechs andere am Tisch, aber sie hat wenig Hemmungen.”
Mike Burkett nennt sich selbst stolz einen „Foodie”. Ihm gehört ein Restaurant in Park Slope, Thistle Hill Tavern, und er sträubt sich dagegen, dass es in Los Angeles besseres mexikanisches Essen gibt als in San Francisco: „Keine Frage, San Francisco ist viel besser. Und zwar wegen Mission District; die langen Schlangen zeigen, dass das Essen immer frisch ist. Selbst in San Diego gibt es besseres mexikanisches Essen als in L.A.”
He tells me about another time when he ate wasabi-mashed potatoes off his wife’s genitals, and another time when he was tied up in full BDSM garb and his wife fed him food.
Wir laufen den Broadway in L.A. herunter, Mike mit einer offenen Dose Bier in der Hand. Polizisten versuchen einen Obdachlosen davon abzuhalten, auf die Straße zu pinkeln. Ihnen ist es egal, dass wir in der Öffentlichkeit trinken, also gehen wir einfach weiter vom The Belasco Theater zu Tacos Mexico. Man merkt sofort, dass dieser Mann nicht zum ersten Mal Tacos bestellt, mit seinem gebrochenem Spanisch bestellt er einen ohne Zwiebeln und Koriander, dafür aber nur mit roter Salsa. „Habt ihr cerveza?”, fragt. Hatten sie nicht.
„Boah, ist das scharf. Diese Tacos sind viel zu scharf”, brüllt Mike, nachdem er den ersten großen Bissen genommen hat. „Wenn ich auf einer mexikanischen Insel stranden würde, würde ich nur mexikanisches Essen essen. So eine Maistortilla mit gegrilltem mageren Fleisch tut gut. Diese Tacos sind aber eher mittelmäßig.”
It’s good to know that even punk rock icons with the most notoriously ‘live fast, die young’ lifestyles still know how to stop to take a moment and appreciate the joys of good food.
Als ich ihn frage, was er lieber mag, ob Tacos, Pizza oder Burger, meint er ganz klar: „Definitiv Tacos, zumindest im Vergleich mit dem Rest.” Wie er mir erzählt, war er 12 Jahre lang aus ethischen Gründen Vegetarier, hat aber wieder angefangen, Fleisch zu essen, weil sein Arzt ihm aus gesundheitlichen Gründen dazu geraten hat.
Und genau aus denselben Gründen würde er sich immer eher für einen Taco statt für einen Burrito entscheiden. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht auch schon öfter einen der berühmten Oki Dogs gegönnt hat: ein Burrito gefüllt mit Hotdog-Würstchen, Pastrami, Kohl und Käse. In den frühen Zeiten der Punkszene in Hollywood waren Oki Dogs das offizielle After-Show-Essen für viele Punklegenden. Heute aber bevorzugt er die Burritos von La Corneta Taqueria in Mission District.
Im Laufe des Abends erzählt mir Mike ein paar Geschichten—irgendwie eine Art kurzer Einblick, wie wichtig Essen mittlerweile in seinem Leben ist. Er erinnert sich, wie er mit seiner Frau und ihrem Sex-Sklaven zum Essen ins French Laundry gegangen sind. Sie mussten allerdings früher gehen und sich den Rest des Essens einpacken lassen, weil er nach Hause wollte und so schnell wie möglich mit den beiden Sex haben wollte. Einmal hat er Kartoffelbrei mit Wasabi von ihrer Vagina geleckt und ein anderes Mal war er in voller BDSM-Montur gefesselt und seine Frau hat ihn gefüttert.
Es geht aber nicht nur um Sex, Drogen und Klugscheißer-Kommentare.Nach dem Essen erzählt er mir auch, wie er durch ein gutes Essen vor jeder Show seinen Alkohol- und Drogenkonsum im Rahmen hält. „Vor einer Show gehe ich gern in ein nettes Restaurant, wo ich dann für 300 oder 400 Dollar etwas esse. So kann ich entspannen.” Diese etwas andere Vorglühtradition—gutes Essen statt harter Drogen—hat er eingeführt, nachdem Brian Baker (von Minor Threat und Bad Religion) und der Rest von NOFX ihm dazu geraten haben.
„Es gab Zeiten, als ich statt etwas zu essen eher Martinis getrunken und Valium genommen habe. Jup, ich bin auch ein paar Mal von der Bühne gefallen.” Mike macht eine kurze Denkpause. „Baker und der Rest der Band, meinten, ich sollte etwas runterfahren: ,Wir wollen nicht, dass du aufhörst Drogen zu nehmen, aber könntest du einfach was Richtiges essen?’” Danach hat er dann angefangen, vor den Shows zu essen und Wodka mit Soda statt Martinis zu trinken. Mittlerweile nimmt er nur noch eine halbe Valium statt einer ganzen. In L.A. liebt er es, seine Kohle für Austern, Krabbenbeine und Rib-Eye-Steaks bei Water Grill auf den Kopf zu hauen. Ganz in der Näheim vor Kurzem geschlossenen Pete’s Cafe hatte er auch das erste Date mit seiner Frau.
Am Ende des Abends zeigt mir Mike noch einige Fotos auf seinem Handy: die größten Popel, die er sich jemals aus der Nase gefischt hat. Einige davon hat er zum Vergleich neben eine Vierteldollarmünze gelegt. Außerdem bekomme ich noch ein paar Privatfotos von ihm in voller Bondage-Montur mit seiner Frau zu sehen.
Es ist gut gut zu wissen, dass selbst Punklegenden mit dem krassesten Lebenswandel wissen, dass man auch mal einen Moment innehalten muss und sich an gutem Essen erfreuen sollte.