Der flotte Dreier als ultimative sexuelle Fantasie hat mittlerweile beinahe Legendenstatus erreicht. Er soll das Feuer in eingeschlafene Beziehungen zurückbringen können und auch Singles die Möglichkeit bieten, sich mal so richtig auszuleben. Trotzdem scheinen nur wenige Menschen offen darüber sprechen zu wollen. Eine neue Studie wollte das ändern und hat sich den Dreier genauer angesehen. Das Ergebnis war leider ziemlich enttäuschend. “Es gibt kaum Untersuchungen zu Dreiern”, beginnen die Autoren, bevor sie ironischerweise zeigen, warum dem so ist.
Nach einer kurzen Zusammenfassung ihrer – mit Verlaub – ziemlich öden Forschungsergebnisse, merken die Forscher an, dass ihre “Ergebnisse nahelegen, dass junge Menschen niemanden verurteilen würde, wenn er schon einmal einen Dreier hatte, aber selbst nicht motiviert sind, einen Dreier zu haben.” Sehr viel spannender wird es dann auch nicht mehr. Also habe ich beschlossen, einfach meine eigene kleine Untersuchung durchzuführen. Haben viele Leute Dreier und reden einfach nicht darüber? Oder redet niemand darüber, weil es in der Theorie zwar spannend klingt, in der Praxis aber nur von den wenigsten ausprobiert wird?
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“Ich finde die emotionalen und körperlichen Aspekte von Sex zu zweit schon kompliziert genug”, sagt Kyle*, ein 53-jähriger Mann, den ich im Internet kennengelernt habe. Er hatte zwar noch nie einen Dreier, glaubt aber, zwei Menschen wären in sexueller Hinsicht “schon mehr als genug”. Er sagt über sich selbst, nicht sonderlich gut im Multitasking zu sein, findet aber auch das Konzept an sich nicht erotisch. “Das erscheint mir alles ziemlich kompliziert – auch in emotionaler Hinsicht”, sagt er. “Wenn ich mit jemanden zusammen bin, dann möchte ich doch auch nur mit diesem Menschen zusammen sein.”
Ich finde Dreier langweilig und ziemlich eklig!
Doch auch Menschen, die tatsächlich schon mal einen Dreier hatten, scheinen nicht sonderlich begeistert zu sein. “Wenn zwei der drei eine echt Verbindung zueinander haben und der Dritte aus rein sexuellen Gründen dazu geholt wird, dann ist das in der Regel nicht so toll”, sagt Ashley, eine 29-jährige transgender Frau. Wenn ich an Dreier denke, dann denke ich vor allem an Paare, die sich aus ihrer Freundesliste oder über eine Dating-App einen Dritten suchen. Das ist aber genau das Szenario, das Ashley so schrecklich findet. Dreier funktionieren in ihren Augen nur dann, “wenn es darum geht, die Beziehung oder die Gefühle zwischen den Beteiligten weiterzuentwickeln”.
Ashleys Begeisterung hält sich also in Grenzen. Es gibt allerdings auch Menschen, die Sex zu Dritt regelrecht hassen: “Ich finde Dreier langweilig und ziemlich eklig!”, klagt Samantha, eine 25-jährige Transfrau. “Ich glaube, was es so langweilig macht, ist die Tatsache, dass der menschliche Körper nur begrenzt aufnahmefähig und letztendlich vollkommen überfordert ist.”
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“Es gibt immer eine Person, die die Unterstützerrolle übernehmen muss, während die anderen beiden zur Sache kommen”, erklärt Samantha. Während also zwei von den Dreien miteinander rummachen oder Sex haben, ist der Dritte unweigerlich dazu verdammt, an Oberschenkeln zu lecken oder sich an die eng verschlungenen Arme der anderen anzulehnen – in der Hoffnung, vielleicht doch noch ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein Punkt, der nicht nur für sie ein Ausschlusskriterium ist.
“Was ich an Dreiern hasse, abgesehen von dem Risiko, aus dem Bett geschubst zu werden, das dritte Rad am Wagen zu sein, den Lattenrost kaputt zu machen oder am Ende nur zusehen zu dürfen? Eine der Beteiligten muss am nächsten Tag Kaffee machen und die Wohnung wieder aufräumen”, sagt Bastion, 37. “Ich hasse Dreier! Jeder Dreier, den ich bisher hatte, war eine Katastrophe.”
Es ist nun mal so, dass einer der Beteiligten als erstes zum Höhepunkt kommt.
Das klingt vielleicht etwas dramatisch, tatsächlich spricht Bastion aber auch einen sehr wichtigen Punkt an: Sobald man das Schlafzimmer eines Pärchens betritt, “wirst du zum Katalysator ihrer Probleme – ganz egal, ob es nun sexuelle oder ganz generelle Probleme sind, die sie in ihrer Beziehung haben.” Das macht keinen Spaß, sagt er, und hat auch nichts mit einer angenehmen sexuellen Erfahrung zu tun. “Man wird entweder zum Verbündeten oder zur Bedrohung von einem von beiden. Im schlimmsten Fall wird man beides gleichzeitig.” Keine dieser Optionen hört sich besonders angenehm an.
“Dreier sind das Schlimmste!”, bestätigt auch Ann, eine 46-jährige Transfrau, die es absolut verabscheut, mit zwei Menschen gleichzeitig Sex zu haben. “Dreier erfordern so viel Konzentration, dass es keiner mehr genießen kann, weil man nur noch damit beschäftigt ist, jedem genug Aufmerksamkeit zu widmen. Das artet schon fast in Arbeit aus.”
Zwar könne die Vorstellung von einem Dreier sehr reizvoll sein, allerdings sollten “manche Fantasien einfach Fantasien bleiben”. In ihren Augen macht das Ganze schon rein logistisch keinen Sinn. “Es ist nun mal so, dass einer der Beteiligten als erstes zum Höhepunkt kommt”, sagt Ann und dann wird aus einem Dreier “einfach nur ein Doppel und der Dritte sitzt daneben und sieht fern.”
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Egal ob man sie nun langweilig, überfordernd oder einfach unbefriedigend findet: Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren sich in jedem Fall einig darin, dass Dreier schrecklich sind. Sollten wir uns also endlich von dem Mythos verabschieden, dass mehr immer besser ist – auch, wenn es zur Anzahl der gleichzeitig anwesenden Sexualpartner kommt?
Bastion fällt abschließend zumindest eine Sache ein, die er an Dreiern gut findet: dass man im Wirrwarr von Gliedmaßen und Körperflüssigkeiten Dinge tun kann, für die man sich sonst vielleicht in Grund und Boden schämen würde. “Man kann furzen und niemand weiß, wer es war”, sagt er. “Niemand weiß, wer den nassen Fleck auf dem Laken hinterlassen hat.”
*Alle Namen wurden geändert.