Trettmanns “Grauer Beton” bei Böhmermann ist heute das beste Musikvideo der Welt

Hey, mal wieder ein bestes Video der Welt auf Noisey. Routine. Guckt’s euch einfach an, lasst ein Like da oder hasst es. Noisey-Leser-Routine. Können wir so machen. Oder wir nehmen uns kurz etwas mehr Zeit, zu überlegen, was da genau los war. Lohnt sich nämlich.

#Promo-Routine: Am 9. November war Trettmann zu Gast in Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale, um mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld Songs aus seinem Album #DIY zu performen. So schön, so Fernsehroutine, möchte man meinen. Das Modell ist schließlich altbekannt, gab’s schon bei Rudi Carrell (R.I.P.), Harald Schmidt und lange bei Raab. Und natürlich bei den großen US-Talkmastern. Schon der Royale-Mitschnitt von Trettmanns “Knöcheltief”, den wir euch an dieser Stelle bereits angepriesen haben, hatte alles, was ein zünftiger Fernsehauftritt braucht: schönes Licht, schöner Tretti, schöne Musik von den Mädchen und Jungs an den Klarinetten, Geigen und Drums. Beste, seit Generationen bewährte Fernsehroutine eben.

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Der jetzt veröffentlichte Mitschnitt von “Grauer Beton” ist überraschend anders, und fällt locker aus dem Rahmen der hundert Jahre alten TV-Showbühne. Nix mit Routine, stattdessen endlich mal wieder Fernsehen, dem die selbst gesteckten Standards nicht ausreichen. Frei nach dem Motto: Lasst uns Trettmann und seinem hochgradig bewegenden Song eine eigene Bühne auf den Leib schneidern, das kriegen wir doch hin, ist doch nicht so schwer. Und wahrscheinlich würde ich hier jetzt auch gar nicht so drauf abgehen, wenn genau diese Herangehensweise (noch immer) der Standard wäre. Ist es aber leider nicht, da Live-Musik im TV in den meisten Fällen – und mindestens die letzten 15 Jahre – nur noch billig und schnell auf eine kleine Bühne zwischen Werbeunterbrechung und Schenkelklopfer-Humor gepresst wird. Ein paar Ausnahmen gab es natürlich, aber mit Circus HalliGalli ist ja nun auch Feierabend


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“Grauer Beton” live bei Böhmermann zeigt, dass es auch anders, aufregender und herzlicher geht. Da wird für einen Künstler, der vor einem Jahr noch sowas wie “Untergrund” war, das größte Podest und Spotlight rangekarrt, was Böhmermanns Team gerade da hatte. Der Effekt: Künstler und Song stehen komplett im Zentrum der Aufmerksamkeit, anstatt nur hübsche Show-Deko mit Musik zu sein. Das Medium Fernsehen begreift sich hier ausnahmsweise mal wieder wirklich nur als Verbindung zwischen Künstler und Zuschauer – es tritt ein paar Minuten in den Hintergrund. Obwohl es doch sonst so drauf steht, sich an allen anderen vorbei selbstverliebt, laut und penetrant in den Vordergrund zu drängeln.

Für diese Geste muss man Jan Böhmermann und sein Team mal kurz feiern, denn diese Einstellung ist leider nicht die Norm und wird im TV immer seltener. Das scheint sogar Böhmermann selbst ziemlich schnell aufgegangen sein, bei Facebook schrieb er zu Trettmanns Auftritt:

ALLES in diesem Video ist live. Musik, Performance, Bildschnitt, Kamera, Licht, Ton, Rückpros. Keine nachträglichen Schnitte oder Effekte oder so. Einfach nur Live-Fernsehen. Hüte ab und Liebe für Bildundtonfabrik, ZDF und ZDFneo!

Und dafür zahlen wir GEZ!? Ja, ziemlich gerne.

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