Deutsche Exporte haben es in den USA zur Zeit ja nicht so leicht: VW kommt aus den Milliardenstrafen für den Abgas-Skandal gar nicht mehr heraus, der Deutschen Bank droht gerade ein ähnliches Schicksal. Umso überraschender, dass ein neuer potenzieller Exportschlager ausgerechnet aus Dresden kommt: Das Wort “Lügenpresse”.
In der breiten Masse der US-Bürger ist das Wort zwar noch nicht angekommen, aber bei einer bestimmten Gruppe gilt es bereits als mega-trendy: Bei den Anhängern des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Eine amerikanische Buzzfeed-Reporterin hat vor kurzem ein Video von einer Trump-Rally in Cleveland getweetet, in dem ein aufgebrachter Trump-Fan dem anderen beibringt, wie man Reporter linguistisch korrekt als “Lügenpresse” beschimpft:
Videos by VICE
Friendly interaction outside the press pen. “Lugenpresse!” pic.twitter.com/MWUZynJ8jx
— Rosie Gray (@RosieGray) 23. Oktober 2016
Auch auf Twitter bedienen sich die Trump-Wähler des Hashtags #lugenpresse, um ihrer Wut über die angeblich “gekauften Medien” Luft zu machen. Dass vor allem die Nazis das Wort damals besonders gerne benutzt haben, wie bereits verschiedene Kommentatoren bemerkt haben, scheint sie dabei nicht zu stören.
Andererseits passt es auch einfach gut zum Ton, den der republikanische Kandidat gegenüber den Medien selbst immer wieder anschlägt. Trump hat schon ziemlich früh in seiner Kampagne angefangen, die Medien als “verlogen”, “widerlich” und “korrupt” zu beschimpfen und diese Vorwürfe seitdem wiederholt wie ein Mantra. Seit neuestem hat er seine Kritik noch verstärkt und behauptet jetzt fast täglich, die Medien seien nicht nur korrupt, sondern würden aktiv in den Wahlkampf eingreifen.
“Diese Wahl wird wird von korrupten Medien manipuliert, die völlig falsche Behauptungen und glatte Lügen verbreiten, damit [Clinton] Präsidentin wird”, schimpfte Trump vor ein paar Tagen.
Damit geht er deutlich weiter als alle republikanischen Kandidaten vor ihm, die den Medien traditionsgemäß eine tendenziöse Berichterstattung vorgeworfen haben—aber nie so weit gegangen sind, ihnen tatsächlich Wahlmanipulation anzukreiden.
Dass die Trump-Fans jetzt den alten Naziruf von der “Lügenpresse” für sich entdeckt haben, passt auch mit dem immer häufiger auftretenden, Antisemitismus vieler Anhänger zusammen. “Seit ich mich gegen Trumps Kandidatur gewandt habe, habe ich mehr reinen, unverfälschten Antisemitismus erlebt als zu irgendeiner Zeit in meiner politischen Karriere”, erzählte der konservative Kolumnist Ben Shapiro vor einiger Zeit schockiert.
Immerhin: Sollte Trump die Wahl nicht gewinnen, können seine Wähler einfach gleich “Pegida USA” gründen und mit ihrem rassistischen Mist weitermachen. Hauptsache, sie müssen sich nicht mit dem echten Leben auseinandersetzen.