Richard DeVaul kennt die speziellen Probleme, die die Zukunft mit sich bringen kann: Und im Falle des mysteriösen Google X Projeks Loon liegt die größte Schwierigkeit nicht in dem ambitionierten Plan, Internetverbindungen aus 20 Kilometern Höhe in die entlegendsten Regionen der Erde zu beamen, sondern all diese verdammten Ballons überhaupt erst einmal zu kontrollieren. Das erklärte zumindest Richard DeVaul als er am Wochenende einen seltenen Einblick in das Innenleben des von ihm gegründeten Projekts aus den Google-Laboren gab.
DeVaul sprach dieses Wochenende auf der Konferenz „Future is Here” des Smithsonian Instituts. Stilecht mit seiner Google Glass im Gesicht plauderte er über das größte Schlamassel seines heimlichtuerischen Loon Lab:
Videos by VICE
„Ich kann euch von einem der unerwarteten Dinge erzählen, die uns passiert sind: Wir haben Massensichtungen von UFOs in den USA verursacht.”
Zur berühmtesten Reihe solcher Ufo-Sichtungen kam es vor zwei Jahren in Pike County in Kentucky. Alien-gläubige Amateur-Astronomen sichteten und filmten ein Flugobjekt, hoch am Himmel schwebend, das anders war als alles was sie bisher gesehen hatten.
„Ich verstehe nicht, wie es dort oben auf einer Stelle verharren konnte. Man konnte keine Propeller oder andere Antriebsysteme sehen.”, schrieb Allen Epling, der als erster das Flugobjekt sah. Fluggesellschaften versicherten, dass sie in der Gegend keine Flugrouten haben und die Polizei war auch völlig verdutzt.
Nach Spekulationen, Verschwörungstheorien und weiteren Sichtungen überall in Virginia und Tennessee meldete sich schließlich Google und gab zu, dass das Schwebeding ein Testballon aus seinem Projekt Loon sei. Die UFO Community tat dies natürlich schnell als reinen Werbegag ab und blieb skeptisch.
Am Samstag enthüllte DeVaul der Öffentlichkeit nun zum ersten Mal das bisher nicht identifizierte Flugobjekt. Es war der „Falcon 11″, ein 40 Meter langer, transparenter Ballon aus Polyesterfilm, der komplett im geheimen Google X Lab gebaut wurde: „Das ist einer der Ballons die uns abgehauen sind.”, sagte DeVaul.
Das Loon Team ließ den internettransportierenden Riesenballon in Kalifornien während eines geplanten Tests fliegen: Doch „ihm ist der Saft ausgegangen” und der Kontakt brach ab. Trotzdem konnten die Google-Leute die grobe Flugbahn des Ballons nachvollziehen—und griffen dafür auf die neuen Meldungen in UFO-Foren zurück, wie sie zugaben: „Er driftete über den gesamten Kontinent, von Kentucky, über die Ostküste bis nach Kanada. Niemand außerhalb von Google X wusste das.”
Ich habe DeVaul noch auf dem Event erwischt und ihn gefragt, ob der Falcon 11 weiterhin genutzt werde, und auch, ob das Modell nach seinem Irrflug erst einmal geparkt wurde. Wie sich herausstellte war der Falcon nur einer von vielen Modellen. Alle Ballonprototypen haben Vogelnamen—beginnend mit A. Es muss also einige Anläufe gegeben haben und weiterhin geben—der „Falcon” war schließlich 2012 aktuell.
Als ich DeVaul fragte bei welchem Buchstaben sie denn gerade seien, lachte er nur und meinte, dass er darüber unglücklicherweise nicht reden könne (Welch eine Überraschung!). Aber sein Hinweis, dass sie inzwischen wesentlich näher am Z seien, dürfte als Beweis wohl genügen, dass die Entwicklung unvermindert weiterläuft. Er verriet auch noch, dass sie wohl zusätzlich an etwas komplett Neuem schraubten. Doch er bestätigte nicht, ob es sich um einen Ballon handelt, der, wenn erfolgreich, endlos in der Luft bleiben könne.
Auch DeVaul beherrscht also die für Google X typische Heimlichtuerei. Wir werden jedenfalls weiterhin nach Informationen über die mysteriösen Flugobjekte Ausschau halten, während das Team von Projekt Loon damit beschäftig sein wird, ihre internetbeamenden Luftfahrzeuge zu perfektionieren. Abschließend noch ein Hinweis an all die Ufo-Jäger unter euch: das nächste „Ufo” könnte einfach einer von Googles Tests für ein flächendeckendes Internet sein.