Unheilbarer Tripper verbreitet sich gerade weltweit – und Oralsex ist auch daran schuld

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Oralsex ist eine super Sache: Er macht Spaß, Frau kann nicht schwanger werden, bleibt gegebenenfalls sogar Jungfrau (falls ihr das wichtig sein sollte) und niemand fängt sich irgendwelche Krankheiten ein. Ähm, Moment. Dass Letzteres ein Irrglaube ist, sollte euch im besten Fall bekannt sein. Dass sich über Oralsex auch unheilbarer Tripper in der Welt verbreitet, zeigen nun neue Berichte der Weltgesundheitsorganisation WHO.

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Unheilbarer Tripper? Eigentlich helfen bei Gonorrhoe doch Antibiotika, sagt ihr jetzt vielleicht, falls ihr euch bei dem Thema auskennt (was wir euch nicht wünschen). Aber, was früher tatsächlich noch zutraf, stimmt heute leider nicht mehr. Bakterien entwickeln sich nämlich ständig weiter und bilden Resistenzen gegen Medikamente aus. Das ist auch bei den Tripper-Erregern nicht anders. Aber dafür, dass Gonorrhoe wieder auf dem Vormarsch ist, gibt es mehrere Gründe:

Zum einen benutzen Menschen, so die WHO, heute weniger Kondome. Zum anderen reisen sie mehr, lassen sich aber nicht häufig genug untersuchen. So verbreitet sich die Geschlechtskrankheit munter weiter. Dass Gonorrhoe-Bakterien gleichzeitig immer resistenter gegen Antibiotika werden, macht die ganze Situation nur noch schlimmer. So ist der “Super-Tripper” vielleicht bald nicht mehr nur die Ausnahme, sondern die Norm. Vor allem ohne neue Behandlungsmethoden.

Das rührt aber nicht nur daher, dass die Medikamente gegen Tripper nicht mehr wirken. In einem BBC-Interview sagt Teodora Wi, die für das Thema zuständige Medizinerin der WHO, dass auch unser übermäßiger Antibiotika-Gebrauch bei vergleichsweise harmlosen Krankheiten zur Gonorrhoe-Resistenz führen könne. Das Tripper verursachende Bakterium Neisseria gonorrhoeae und seine ungefährlichen Cousins kommen unter Umständen nämlich auch im Hals vor (dorthin gelangen sie bei Blowjobs, aber nicht bei Cunnilingus). “Wenn man Antibiotika zur Behandlung von normalen Infektionen wie einer Halsentzündung einsetzt, dann vermischt sich das mit den Neisseria-Bakterien und führt zur Resistenz”, erklärt sie. Und diese resistenten Bakterien verbreiten sich dann durch ungeschützten Oralsex.


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Zwar ist die Krankheit im Normalfall nicht tödlich und vor allem viele infizierte Frauen zeigen gar keine Symptome. Aber ohne Behandlung kann Tripper Narben und Entzündungen im Genitalbereich verursachen, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen letztendlich zur Unfruchtbarkeit führen. Gleichzeitig erhöht eine Infektion mit Gonorrhoe die Wahrscheinlichkeit, an anderen Infektionskrankheiten wie etwa HIV zu erkranken. Außerdem kann die Krankheit von der Mutter auf das ungeborene Baby im Bauch übertragen werden, was das Risiko einer Fehlgeburt erhöht oder dafür sorgen kann, dass das Kind erblindet.

Dass man sich heute vor bakteriellen Infektionen nicht mehr fürchten muss, zweifeln Ärzten schon lange an, denn Bakterien passen sich ständig an die Medikamente an, die gegen sie eingesetzt werden. Im schlimmsten Fall werden sie resistent, keine Antibiotika-Menge oder -Kombination hilft dann mehr gegen sie. Auf der (noch) kurzen Liste dieser Albtraumbakterien steht auch das Bakterium, das mit Tripper eine der geläufigsten Geschlechtskrankheiten verursacht. Und laut einer Reihe von neuen Berichten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Zukunftsaussichten düsterer als angenommen. Und Experten zufolge verschlimmert Oralsex das Problem noch weiter.

Forscher haben Daten ausgewertet, die von 2009 bis 2014 in 77 Ländern gesammelt wurden. Dabei sind sie quasi überall auf Fälle von resistentem Tripper gestoßen. In 97 Prozent der ausgewerteten Länder hat es zum Beispiel Gonorrhoe-Erregerstämme gegeben, denen Antibiotika nichts anhaben können.

Der potenzielle Schaden einer weit verbreiteten Form von Super-Gonorrhoe ist gelinde gesagt beängstigend.

Wirklich überraschend ist das nicht: Ärzte wissen bereits, dass die meisten bewährten Medikamente wie etwa Penicillin bei Neisseria gonorrhoeae nicht mehr helfen. Deswegen empfehlen die Gesundheitsbehörden eine Kombinationsbehandlung, mit einer Mischung aus dem Standardantibiotikum Azithromycin und der Reserveantibiotikumsklasse der Cephalosporine.

In 81 Prozent der Länder konnten die WHO-Forscher aber auch steigende Azithromycin-Resistenz feststellen. In 66 Prozent – also in mehr als 50 Ländern – stießen sie auf Bakterienstämme, die gegen Cephalosporine resistent wurden. Und in Japan, Frankreich und Spanien berichteten Ärzten in drei Fällen sogar von Bakterien, gegen die alle eingesetzten Mittel nichts ausrichten konnten. “Diese Fälle sind möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. In einkommensschwächeren Ländern gibt es nämlich nicht so viele Möglichkeiten zur Diagnose von nicht behandelbaren Infektionen. Dabei kommt Gonorrhoe in diesen Ländern häufiger vor”, erklärt Teodora Wi, die für das Thema zuständige Medizinerin der WHO, in einem Statement.

Forscher untersuchen sogar Mundspülungen als Hilfe gegen Tripper-Infektionen im Hals.

2015 gab es in den USA fast 400.000 neue Tripper-Fälle. Ärzte vermuten, dass dieser Anstieg durch die resistenten Bakterien begünstigt wurde. Da in Deutschland seit 2001 keine Meldepflicht für Gonorrhoe mehr besteht, gibt es hierzulande kaum aktuelle Zahlen und Statistiken. Man schätzt aber, dass es weltweit zu 78 Millionen neuen Infektionen pro Jahr kommt.

WHO-Forscher merken an, dass derzeit drei neue Medikamente in klinischen Studien getestet würden. Aber erst eins davon durchlaufe schon die letzte Stufe der umfassenden Prüfungen. Währenddessen versuchen anderen Wissenschaftler, wirksame Kombinationen von älteren Medikamenten als eine Art Zwischenlösung zu finden. Ein Forscherteam untersucht sogar Mundspülungen als Hilfe gegen Tripper-Infektionen im Hals. Die Forschungsprojekte haben aber nur wenig Geld zur Verfügung, die Pharma-Industrie interessiert sich kaum für sie. Neue Antibiotika werfen halt nur wenig Gewinn ab, wenn sie nicht bei chronischen Krankheiten zum Einsatz kommen.

Die Zukunftsaussichten sind also leider ziemlich düster. Die ganze Situation wird wohl erst noch viel schlimmer werden, bevor sich etwas zum Positiven verändert.

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