Foto: imago images | Westend61 || Bearbeitung: VICE
Feministin, Gastarbeitertochter und VICE-Kolumnistin: Alexandra Stanić schreibt darüber, wie sie Politik, Rassismus und Sexismus erlebt.
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Als mich ein Kollege bittet, etwas für ihn zu erledigen, und ich verneine, fragt er mich, ob ich meine Tage habe.Als ich einen anderen darauf aufmerksam mache, dass er eine Kollegin nicht hat fertig sprechen lassen, heißt es plötzlich, ich sei angepisst.Als ich in Sitzungen öfter das Wort ergreife, stellt einer fest, ich sei aggressiv gewesen.Als ich aufhöre, Kritik vorsichtig und ausschweifend zu äußern, heißt es, ich sei unfreundlich.Unterschiedliche Jobs, unterschiedliche Szenarien: Die Reaktionen auf mein Verhalten fallen ähnlich aus. Wie oft ist mir in meiner beruflichen Laufbahn passiert, dass mir während eines Meetings ein Mann ins Wort gefallen ist? Ich befürchte, die Strichliste wäre lang. In den USA hat sich dafür schon der Begriff Manterrupting etabliert.Aber mir fällt auch auf, dass es Frauen sind, die in solchen Momenten zu mir gucken und fragen: "Alex, du wolltest noch etwas sagen?"Sind zumindest gleich viele Frauen wie Männer anwesend, ist mehr Raum da, um das Wort zu ergreifen. Frauen begegnen auf Augenhöhe – unabhängig von der Jobposition. Sie hören sich an, was ich zu sagen habe, ohne mir ins Wort zu fallen. Die Universität Princeton fand heraus: Je größer eine Gruppe, desto eher ergreifen Männer das Wort. Sind mehr Männer in einer Gruppe, sinkt die durchschnittliche Redezeit einer Frau um ein Viertel bis zu einem Drittel.
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