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Rechtsextremismus

Walliser Rechtsextreme sollen zwei Teenager attackiert haben

Zunächst wollten die sechs Rechtsextremen im Genfer Tram Fotos mit den Jungs machen. Auf der Strasse sollen sie anschliessend auf sie eingeprügelt haben.
An der Tramhaltestelle Bel-Air sollen die Rechtsextremen die Teenager angegriffen haben | Foto von Wikipedia-User MGA73bot2 | public domain

Dass er mit einer doppelt gebrochenen Nase aus Genf heimkehren würde, damit konnte der französische Student nicht rechnen. Mit einem 16-jährigen Kumpel feierte er dort in der Nacht von Samstag auf Sonntag seinen 18. Geburtstag. Gegen 4 Uhr hätten die beiden gemäss seinen Schilderungen das Tram 12 zur französischen Grenze genommen. Bei der ersten Haltestelle seien sechs Rechtsextreme dazugestiegen. Einer von ihnen habe sie angesprochen. "Sie haben meinem Sohn erklärt, dass sie aus dem Wallis sind und wollten sogar Fotos mit ihm machen", präzisiert seine Mutter später gegenüber der Tribune de Genève. Danach hätten die sechs Walliser einen Dunkelhäutigen angepöbelt.

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Als der frisch gebackene Volljährige und sein Begleiter später aussteigen, um auf eine öffentliche Toilette zu gehen, seien sie von den Rechtsextremen angegriffen und verprügelt worden. Die Mutter sagt, dass die Rechtsextremen dabei Aussagen über die Überlegenheit der weissen Rasse gemacht hätten. Was darauf passierte, ist Glück im Unglück: Eine Patrouille der Genfer Polizei fährt vorbei und bewegt die Angreifer dazu, sich aus dem Staub zu machen. Den 18-Jährigen lassen sie mit einer doppelt gebrochenen Nase, seinen 16-jährigen Freund mit starken Prellungen im Gesicht zurück.

Der Genfer Polizeisprecher Jean-Claude Cantiello bestätigt auf Anfrage von VICE, dass die Ermittlungen laufen. Darauf, dass es sich bei den Angreifern um Rechtsextreme handelt, wollte er nicht näher eingehen – man befinde sich in einem Regressprozess. Vieles gebe es noch zu klären, weshalb keine weiteren Informationen preisgegeben werden dürften.

Das letzte Mal machten Walliser Rechtsextreme im November 2016 Schlagzeilen. Damals trafen sich Rechte trotz einem Verbot in Fully für eine "Konferenz zum Nationalismus". Die Polizei sprach von maximal 20 Teilnehmern, die Betreiberin des Veranstaltungslokals von 50 bis 60. Die Walliser Polizei brüstete sich im Anschluss fälschlicherweise damit, den Anlass unterbunden zu haben.

Laut der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) gab es im vergangenen Jahr in der Schweiz mindestens 43 rassistisch motivierte Übergriffe. Dabei werden allerdings nur öffentliche Vorfälle gezählt, von denen in den Medien berichtet wird. Im Fokusbericht zu Rechtsextremismus teilt der Rechtsextremismusexperte Fabian Eberhard mit, dass sich das Personenpotenzial von rechtsextremen Strukturen in der Schweiz zwar gesamtheitlich nicht verändert habe, es im Jahr 2016 aber in der Romandie und im Tessin Gruppierungen gelungen sei, vereinzelt neue Mitglieder zu rekrutieren. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) geht von rund 1.000 gewaltbereiten Rechtsextremen in der Schweiz aus. Ein Viertel davon sei nicht nur zu Gewalt bereit, sondern tatsächlich gewalttätig. Schusswaffen würden gesammelt, gehandelt und "gegebenenfalls auch eingesetzt".

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