Daneben haben die Demoskopen eine Aufklärungskampagne darüber gestartet, was Umfragen können und – vor allem – was nicht. Sowohl durch den Auftritt in den Medien, als auch durch die Aufklärung der Journalisten. Die haben nämlich oft genug keine Ahnung.Auch aufgrund dieser Aktivitäten hat sich das Wissen über Meinungsumfragen in diesem Wahlkampf tendenziell verbessert. Wer sich informieren will, hatte einige Quellen, um das sinnvoll zu tun. Armin Wolf erklärt hier die wichtigsten Grundzüge von Demoskopie. Eva Zeglovits vom IFES redet in diesem Podcast ausführlich über ihre Arbeit, Neuwal hat einen fortlaufenden Podcast, in dem es immer wieder um Methodik geht. Die Zeit hat sich mit dem Unsicherheitsfaktor beschäftigt, und ich habe im letzten DATUM einen recht langen Text dazu geschrieben."Denen ist ja eh nicht zu glauben."
Wer dafür keine Zeit hat, hier ein kurzes, sehr grobes tl;dr dazu, wie Umfragen eigentlich so ablaufen:
Ein Institut befragt 1000 Menschen, von denen 700 sagen, wen sie wählen. Die Kunst besteht jetzt darin zu schätzen, was die restlichen 300 tun werden, die sich nicht deklariert haben. Gehen die nicht zu Wahl, verhalten die sich ähnlich wie die Deklarierten? Gibt es Parteien, die unterdeklariert sind (was zum Beispiel für die FPÖ oft gilt)? Die Meinungsforscher rechnen sie mit einer Mischung aus Folgefragen ("Wen würden sie denn am ehesten wählen?"), Erfahrung und der sogenannten Recall-Frage ("Was haben Sie bei den letzten Wahlen gewählt?") den Parteien zu. Dann kommt eine Bandbreite (also ein Ergebnis mit plus/minus Schwankungsbreite) heraus, in der die Partei mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (das Konfidenz-Niveau, meist 95 Prozent) liegt.
Das funktioniert normalerweise recht gut – in Österreich weichen Wahlumfragen vor Wochen vor Wahltermin im Schnitt um 1,4 Prozent vom tatsächlichen Ergebnis ab –,hat aber ein paar Tücken. Gerade bei Wahlen, die sich mit den vorherigen wenig vergleichen lassen (die Bundespräsidentenwahl mit starken Kandidaten der kleinen Parteien war ein Novum), versagen die Modelle gerne mal.In den letzten drei Jahren haben alle Umfrageinstitute die großen Trends mehr oder weniger nachvollzogen. Bei den Kleinparteien tat sich nicht viel: Die Grünen lagen bis zum Abfall im Sommer meist zwischen 10 und 15, die NEOS konstant zwischen 5 und 8 Prozent. Weiter oben sah das anders aus:Die Kunst besteht jetzt darin zu schätzen, was die restlichen 300 tun werden, die sich nicht deklariert haben.
Vielleicht sogar ein bisschen zu konstant. Wie der Wiener Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik in seinem Blog auf derstandard.at ausführt, sind die Werte der ÖVP zu konstant, um statistisch Sinn zu ergeben.Die ÖVP liegt grundsätzlich mit einem komfortablen Polster konstant vorne. Vielleicht sogar ein bisschen zu konstant.