Popkultur

Manuellsen schlägt ehemaligen Schützling k.o. – und verliert trotzdem den Beef

Weil die Fans auf seine Gewalteskalation gegenüber Animus anders reagieren, als es der Rapper vielleicht erwartet hatte.
Manuellsen, der in streit mit animus verwickelt war
Manuellsen: imago | Sven Simon

Wann schlagen die sich endlich die Köpfe ein? Mit dieser Frage klicken sich manche Fans von Fler und Bonez MC zurzeit Tag für Tag durch Insta-Stories, bis der Schaum vom Mund auf das Smartphone-Display tropft.

Wie hässlich es im Deutschrap werden kann, wenn nicht mehr geredet wird und es keinen Ringrichter wie beim geplanten Fight zwischen Fler und Bonez gibt, beweist nun Manuellsen.

Auf YouTube kursiert seit Donnerstag ein Video, das zeigen soll, wie er seinen ehemaligen Schützling Animus ohnmächtig schlägt. Bis 2018 bezeichneten die beiden sich noch als Brüder und Animus war bei Manuellsens Label "König im Schatten" gesignt.

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Manuellsens Gewaltfantasien sind grenzenlos

Dann trennten sich die Wege. Angeblich, weil Animus seinen Chef dafür kritisierte, als gläubiger Moslem die eigene Frau im Musikvideo zum Song "Endgegner" mitspielen zu lassen. Im Interview mit Rooz von HipHop.de erklärte Manuellsen damals, eigentlich habe Animus eine Kugel verdient.

Dass Manuellsens Gewaltfantasien grenzenlos sind, durfte auch Bushido schon erfahren. "An dem Tag, an dem ich beweisen kann, dass Bushido mich beleidigt hat, schlage ich ihm eine Machete in den Kopf", erklärte er 2017. Das Gericht in Manuellsens Heimatstadt Mülheim an der Ruhr erließ damals einen Strafbefehl über 13.500 Euro gegen ihn.

Weil auf die harten Ansagen des motorradfahrenden Rappers aus dem Umfeld der Hells Angels selten Taten folgten, verspotteten ihn viele als Maulhelden. Und tatsächlich hatte Manuellsen auch im aktuellen Video keine Kugeln oder Macheten dabei. Dafür aber eine Entourage von mindestens vier Personen, die vor dem Musikstudio von Animus Produzenten Gorex in Gelsenkirchen auftauchen.

Offenbar nervös knetet Animus im Video seine Hände, als er Manuellsens Schlägertrupp erblickt. "Willst du das wirklich so machen?", fragt Animus noch mit betonter Gelassenheit in der Stimme. Nach ein paar "Wallahs" und "Komm runter, du Fotze" wird klar: Manuellsen will es genauso. Während Animus im Studio verschwindet, am Telefon offenbar um Hilfe ruft, stürmt Manuellsens Überfallkommando das Gebäude.

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Der Kameramann kommt kaum hinterher, es wird gebrüllt und geschlagen. "Maaanueeel", brüllt der Produzent Gorex noch. Erwachsene Männer, die wie kleine Kinder über den Schulhof jagen und sich gegenseitig auffordern, "wie ein Mann zu kämpfen." Wirklich lachen kann man darüber nicht: Am Ende des Videos liegt Animus zusammengesackt auf einem Sofa. Die Hände hat er noch zu Fäusten geballt, seine Arme sind verkrampft.


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Als wäre Animus damit nicht schon ausreichend gedemütigt, wurde das Video nachträglich bearbeitet. Der Ohnmächtige trägt eine Sonnenbrille und bekommt einen Joint in den Mund geschoben. Im Hintergrund läuft Snoop Doggs "Lalalala" aus dem Refrain von Dr. Dre's The Next Episode. Nie war der "Thug Life"-Meme erniedrigender.

Schnell verbreitet sich das Video auf den YouTube-Kanälen von Rap Check und BRN Deutschrapnews. Es sind Portale, deren Geschäftsmodell auf dem Gewaltfetisch mancher Rap-Hörer basiert. Knallt es tatsächlich mal im Reallife, ist das für die "Magazine", wie ein islamistischer Anschlag für die AfD.

"'Ich bin alleine' - Manuellsen, 48, mit 5 Mann'"

Die geheuchelte Betroffenheit klingt in der Überschrift so: "SCHOCK: ANIMUS WIRD ZUSAMMENGESCHLAGEN! (VIDEO) MANUELLSEN VS ANIMUS". Bevor man sich durch die Kommentare scrollt, ist man auf das Schlimmste vorbereitet. Man erwartet, dass der gewaltmotivierte Internet-Mob am Ende des Videos zufriedengestellt ist wie ein gefräßiger Löwe nach seiner Fütterung.

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Doch nach Aussagen, wie "Endlich zieht es mal einer durch" oder "Wo ist Animus große Fresse, wenn Manuellsen ihn persönlich besucht?", muss man in der Kommentarspalte lange suchen. Die am meisten gelikten Kommentare verurteilen Manuellsens Aktion.

"'Ich bin alleine' - Manuellsen, 48, mit 5 Mann'", zitiert "Neverforgetvor" aus dem Video, knapp 500 Leuten gefällt das. Selbst im Lager von Manuellsens Fans scheint der Studiobesuch bei Animus nicht gut anzukommen. "Ich kann mir Manu's Mukke ab heute nicht mehr anhören!!! Pure Enttäuschung!! Manu hat sein Gesicht verloren!!!", schreibt "Envero Mero".

Wenn Manuellsen aus seiner Sicht ehrenhafte Aktion etwas Gutes hat, dann sind es die Reaktionen der Zuschauer. Sie sollten zur Pflichtlektüre für alle Rapper werden, bevor sie mal wieder mit Rockern, kriminellen Mitgliedern von Großfamilien oder bloßen Kneipenschlägern im Rücken ihre Konkurrenz besuchen.

Bei den unzähligen Statements, den Beleidigungen und Intrigen, die im Hintergrund ablaufen, blickt eh niemand mehr durch, wer bei einem Beef zwischen zwei Rappern im Recht ist. Videos, wie das von Manuellsens Attacke auf Animus, zeigen dafür sehr gut, wie widerwärtig und feige das Verhalten selbsternannter Ehrenmänner ist. Für die Zukunft lernen wir: Bonez und Fler, bitte in den Ring oder gar nicht.

Update vom 6. Mai 2019, 10:50 Uhr: Wir hatten nach Erscheinen dieses Textes noch die Möglichkeit, länger mit Manuellsen zu reden. Er legt Wert auf die Feststellung, dass er Animus nicht grundlos angegriffen hat, sondern dass Animus zuvor mehrmals seine Frau beleidigt hatte.

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