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silvester

Wie zur Hölle kam ein Hakenkreuz auf diese Silvester-Fontäne?

In Berlin hat ein Mann Nazi-Symbole auf der Packung seines Feuerwerkskörpers gefunden. Der Hersteller reagierte nicht gerade souverän.
Logo auf dem Feuerwerkskörper
Foto: imago | Panthermedia | bearbeitet

Während ihr vermutlich euren Rausch ausgeschlafen habt, stellte Dominik Dicken an Neujahr den Feuerwerkshersteller WECO an den Pranger – und entfachte damit einen Höllenzauber der etwas anderen Art. Aber der Reihe nach.

Zwei Tage vor Silvester hatte Dicken nach eigenen Angaben in einem Discounter in Berlin ein "Festival of Lights"-Feuerwerk-Paket gekauft. Mit dabei: der "Höllenzauber" der Firma WECO. Als er sich den Feuerwerkskörper beim Anzünden genauer anguckte, entdeckte er auf dem Boden einen mutmaßlichen Reichsadler, der ein seitenverkehrtes Hakenkreuz trägt. Bei Facebook postete er Fotos seiner Entdeckung und fragte WECO ganz direkt, ob man ihm bitte das Hakenkreuz erklären könne.

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Statt vor Scham über die recht eindeutige Nazi-Symbolik auf ihren Fontänen im Boden zu versinken, entschied sich WECO für eine andere Strategie:

Schritt eins: den Gegner entwaffnen, in dem man ihn als unglaubwürdig darstellt.

Statt sich zu entschuldigen, stellte das Unternehmen erstmal die Echtheit des Feuerwerkskörpers in Frage. Die Bodenseite sei schließlich normalerweise unbedruckt und bestehe aus rotem, grauem oder bräunlichem Papier. Dennoch: "Sollte es sich in diesem Fall um einen echten Artikel handeln, wären wir über die aus unserer Sicht unglückliche Abbildung ebenso überrascht", schreibt das Unternehmen in seiner Stellungnahme.

Schritt zwei: die Schuld auf Andere abwälzen. Nämlich auf die Produktionsfirma in China.

Die stelle neben WECO-Artikeln auch Produkte für den asiatischen Markt her. "Möglicherweise könnte es so zur Verwendung des Abdeckpapiers in der Produktion für die für Deutschland vorgesehenen Artikel gekommen sein", erklärt die Firma weiter. Man hätte Kontakt zur Produktionsfirma aufgenommen und werde "die Sache" derzeit prüfen. Fest stehe jedoch, "dass ein beabsichtigter Einsatz auszuschließen sei". Das habe der chinesische Produzent bereits mitgeteilt.

Schritt drei: mögliche Zweifel direkt im Keim ersticken.

Schlaue Füchse fragen sich jetzt natürlich, wieso es normal zu sein scheint, in China Hakenkreuze und Reichsadler in die Luft zu schießen. Aber auch dafür hat WECO die passende Antwort. Das umgedrehte Hakenkreuz sei nämlich gar kein Hakenkreuz, sondern ein Swastika-Symbol. "In großen Teilen Asiens wird das sogenannte Swastika-Symbol seit Jahrtausenden als Glückssymbol verwendet", heißt es in der Stellungnahme.

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Auf die Nachfrage von VICE, wie sich das Unternehmen denn die Kombination aus "Swastika"-Symbol und dem einem Reichsadler doch sehr ähnlich sehenden Vögelchen erkläre, antwortete ein WECO-Pressesprecher: "Der Vogel hat nichts mit dem Reichsadler zu tun. Vielleicht ist das der Kreativität desjenigen in China entsprungen."


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Im letzten Absatz der Stellungnahme gegenüber Dominik Dicken ringt sich der Feuerwerk-Hersteller dann doch noch zu einer Entschuldigung durch: "Wir entschuldigen uns bei allen Personen, die sich durch das Swastika-Symbol beleidigt fühlen".

Der WECO-Pressesprecher betonte gegenüber VICE dennoch, wie übertrieben er es von Dominik Dicken fände, öffentlich auf den Aufdruck hinzuweisen. Es handle sich um ein chinesisches Glückssymbol und bisher um einen Einzelfall. Weiter sagte er: "Wenn ich jetzt in den Supermarkt gehe, finde ich mit Sicherheit einen Fall, in dem dort verdorbene Lebensmittel stehen. Gehe ich jetzt hin und mache auf Facebook eine Kampagne gegen den Hersteller?" Auf die, eigentlich rhetorisch gemeinte Frage, ob es sich hierbei um einen geeigneten Vergleich handele, antwortete der Sprecher: "Ich finde schon. Ich finde es sogar schlimmer, wenn Menschen abgelaufene Lebensmittel essen müssen".

Dominik Dicken hat mittlerweile Anzeige bei der Polizei erstattet, wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Genau wie das Hakenkreuz ist nämlich auch die Verwendung des Swastika-Symbols in Deutschland verboten.

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