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Schwimmbad

Ja, es gibt Wasserrutschen, die Frauen nicht benutzen dürfen

Aber nein, das hat nichts mit Sexismus zu tun. Der wahre Grund ist wirklich, wirklich unangenehm.
Eine Frau auf einer Wasserrutsche
Symbolfoto, nicht aufgenommen an der Rutsche: imago | Niehoff

Sie haben sich den Kampf gegen Sexismus auf die Fahnen geschrieben: "Pinkstinks" heißt die Gruppe, die sich immer dann einschaltet, wenn jemand Bilder von halbnackten Frauen einsetzt, um irgendwas zu bewerben, was mit halbnackten Frauen eigentlich nichts zu tun hat. Über ihren Twitter-Account verbreitet die Gruppe immer wieder solche Beispiele: ein Restaurant, das drei Frauen in Unterwäsche auf sein WM-Menü klatscht, eine Reinigungsfirma, die mit heruntergelassenen Slips für Graffiti-Entfernung wirbt, sowas. Aber hin und wieder prangern die Aktivisten auch andere Dinge im öffentlichen Raum an, die sie sexistisch finden. So wie jetzt diese Botschaft der Therme Erding:

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Auf den ersten Blick wirkt das ziemlich bizarr: Warum sollen Frauen eine Wasserrutsche nicht benutzen dürfen, nur weil sie Frauen sind? Tatsächlich gibt es dafür aber einen Grund – und der hat etwas mit Anatomie zu tun.

Das Problem ist auch nicht neu: Die Therme Erding lässt schon seit 2012 keine Frauen auf die Rutsche mit dem eigenartigen Namen "X-treme Faser". Die Rutsche ist nämlich so gebaut, dass man darin Geschwindigkeiten bis zu 72 km/h erreichen kann, mit denen man dann unten ins Wasser rast. Und wenn man als Frau die Beine da nicht fest genug zusammenpresst, kann es im schlechtesten Fall passieren, "dass der Strahl direkt in den Körper hinein geht", wie die Süddeutsche Zeitung das damals formulierte. Aua, aua, aua.


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Und das passierte eben auch: Allein im Jahr 2011 mussten sechs Frauen mit "Blutungen im Intimbereich" ins Krankenhaus, berichtete die Augsburger Allgemeine – und taufte die Rutsche sofort begeistert "Blut-Rutsche". "Wir haben den Frauen gesagt, dass sie ihre Beine zusammenpressen und die Spannung während der gesamten Rutschfahrt halten müssen", erklärte der Geschäftsleiter der Therme damals der SZ. "Trotzdem haben sich in den Pfingstferien wieder zwei verletzt." Und da sowieso schon über 80 Prozent der Rutscher Männer waren, hat man sich dann entschlossen, Frauen lieber gar nicht mehr auf das Ding zu lassen. "Wir möchten nicht, dass fünf Sekunden Spaß das Leben einer Frau verändern", sagte der Thermen-Chef – immerhin hätte es auch zu permanenten Schäden an der Gebärmutter kommen können.

Richtig überzeugt sind die Fans von Pinkstinks auf Twitter von diesen Argumenten aber nicht. "Das Problem ist, dass die Rutsche von Leuten (Männern?) geplant wurde, die nicht daran gedacht haben, wie Frauenkörper sind", schreibt eine Nutzerin. "Frauen werden von Männern nicht mitbedacht in technischer Planung." Andere sind noch strenger: "Warum nicht einfach sperren, anstatt die Hälfte der Gäste auszuschließen?", schreibt eine Nutzerin. Jemand anderes schlägt vor, die Rutsche so baulich zu verändern, daß die Rutsche für alle Gäste nutzbar ist.

Laut ihrer Webseite hat die Therme Erding insgesamt 27 Rutschen. Bis auf eine dürfen Frauen auf allen rutschen. Was wäre für die Frauen gewonnen, wenn die eine jetzt für alle gesperrt oder verlangsamt würde? Wir wissen es nicht. Schließlich geht es um die Sicherheit der Frauen, und Sicherheitsempfehlungen haben offenbar nicht ausgereicht. Aber wenn ihr euch über das Verbot hinwegsetzen wollt – leiht euch vielleicht eine festere Badeshorts von einem Kumpel.

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