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Reitschule

Ein Video zeigt, wie die Polizei bei einer Razzia in der Reitschule einfährt

Die Polizisten stürmen das Restaurant in der Reitschule Bern, zur besten Zeit.
Foto links: Fuzz Orchestra auf Facebook | Foto rechts: Screenshot von Vimeo

Hektisches Treiben spielt sich vor den Toiletten im Restaurant Sous le Pont ab. Mehrere Polizisten der Kantonspolizei Bern suchen in der Männertoilette offensichtlich nach verdächtigen Personen. Kurz darauf werden zwei dunkelhäutige Männer aus der Toilette geführt und an die Wand im Gang davor gestellt. Ein Polizist fordert immer wieder: "Stay by the wall, stay by the wall." Obwohl keine Anzeichen von Gegenwehr zu sehen sind, fordert der Polizist weiter: "Hands behind, take your fucking hands behind." Plötzlich sind hämmernde Geräusche aus der Toilette zu hören und die Polizei versucht, eine WC-Kabine aufzutreten. Als ein Polizist auf eines der Lavabos steigt, um von oben in eine Kabine zu schauen, wird er vom Filmenden höflich aufgefordert, bitte nichts kaputt zu machen. Sie würden sich Mühe geben und schon nichts kaputt machen, lautet die Antwort eines Polizisten.

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Zu sehen sind diese Szenen in einem Video, das am 26. Januar entstand und am Wochenende von der Reitschule Bern auf Vimeo hochgeladen wurde. Das Handyvideo zeigt aus der POV-Perspektive, wie sich der Einsatz in der Reitschule zugetragen hat. Auf Anfrage von VICE bestätigt die Berner Kantonspolizei den Einsatz und verweist auf ihre Medienmitteilung dazu:

Die Kantonspolizei Bern hat am Freitagabend, 26. Januar 2018, in Bern eine neuerliche gezielte Aktion gegen den Betäubungsmittelhandel durchgeführt. Insgesamt wurden auf der Schützenmatte, im Innenhof der Reitschule sowie in den Gebäuderäumlichkeiten der Reitschule elf Personen angehalten. Teilweise versuchten sie, sich durch Flucht und massive körperliche Gegenwehr ihrer Anhaltung zu widersetzen. Verletzt wurde beim Einsatz niemand.

Plötzlich bricht im Restaurant Hektik aus. Eine Person versucht sich offenbar der Polizeikontrolle zu entziehen und stürmt Richtung Ausgang, dicht gefolgt von mehreren Beamten. Draussen angekommen, kommt es zu einer physischen Auseinandersetzung, bei der die Polizei den rennenden Mann zu Boden wirft und sich mit mindestens vier Personen auf ihn stürzt. Restaurantbesucher, die das Geschehen miterleben und sich vor dem Restaurant befinden, werden von zwei mit Gummischrot-Gewehren bewaffneten Polizisten zur Seite gestossen. "Was läuft eigentlich mit diesem Gewehr?", fragt eine Frau besorgt. Dass der bewaffnete Polizeieinsatz einen friedlich laufenden Restaurantbetrieb stoppt, scheint keinen der Polizisten zu interessieren. Nachdem die gesuchten Personen abgeführt wurden, scheint sich die Situation zu beruhigen. Trotzdem bleibt die Polizei mit mehreren Personen präsent und bewacht die Eingangstüre mit einem Mann, der mit einem gezückten Gummischrot-Gewehr bewaffnet ist. Sie hätten alle Zeit der Welt, meint einer der Polizisten. Abschliessend erkundigt sich der Filmende bei den Polizisten nach dem Verantwortlichen. Auf die Frage nach seinem Namen, antwortet dieser mit: "Münger. Den Namen können sie sich sicher gut merken. Den haben sie hier bestimmt schon 1.000 mal gehört."

Die Reitschule in Bern musste sich seit dem 23. Januar 2018 bereits mit vier grösseren Polizeikontrollen herumschlagen, wie die BZ berichtet. Drogendelikte sind in den meisten Fällen Grund für die Einsätze, wie aus der Polizeimeldung hervorgeht. Ebenfalls wird berichtet, das im Zuge dieser Aktion, bis zu 30 Gramm Kokain in den Körpern von zwei Verdächtigen festgestellt werden konnten. Die Reitschule zeigt sich verärgert. In einer Stellungnahme auf Facebook kritisiert sie das Vorgehen der Polizei stark und vermutet "Racial Profiling" hinter der Vorgehensweise: "Dass das Drogenproblem nicht mit Repression zu lösen ist, sollte nach gefühlten 100 Jahren praktischer Erfahrung auch bei der KaPo angekommen sein. Es scheint diese allerdings wenig zu kümmern, in gewohnt trauriger Art und Weise jagen Polizist*innen seit Wochen immer wieder ausschliesslich dunkelhäutige Personen in das Innere der Reitschule, um sie dann dort unter Anwendung von brutaler Gewalt zu verhaften."

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