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Rechtspopulismus

Der Christchurch-Terrorist hat Geld an den Chef der Identitären gespendet

Die Polizei ermittelt jetzt gegen Martin Sellner wegen "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung".
Martin Sellner
Martin Sellner von der sogenannten Identitären Bewegung hat Geld vom Christchurch-Terroristen erhalten || Foto: imago | IPON

Sie konnten sich gar nicht schnell genug von ihm lossagen: Sobald bekannt wurde, dass der Massenmörder von Christchurch ein Zeichen gegen den "großen Austausch" setzen wollte, schalteten die deutschen und österreichischen Identitären in den sozialen Medien auf Krisenmodus: Nur weil man selbst immer wieder vom großen Austausch erzähle, hieße das noch lange nicht, dass die eigenen Ideen den Terroristen irgendwie inspiriert haben könnten.

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Aber der Terrorist selber sah das offenbar anders. Denn er hat Martin Sellner, dem Sprecher der österreichischen Identitären, erst vor Kurzem eine größere Summe Geld gespendet.


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Bekannt gemacht hat Sellner das am Montagabend selbst. In einem Livestream auf YouTube erklärt der 30-Jährige, er habe die "unverhältnismäßig große" Spende des Australiers zufällig am Sonntagabend beim Durchgehen seiner Steuererklärung entdeckt.

Kurz bevor er das den Behörden melden konnte, erzählt Sellner im Video, seien die aber bereits bei ihm aufgetaucht: Die österreichische Polizei – die die Spende offenbar ebenfalls zufällig genau zur gleichen Zeit entdeckt hatte – war gekommen, um sein Haus zu durchsuchen und seine Kommunikationsgeräte zu beschlagnahmen. Das österreichische Innenministerium bestätigte die Durchsuchung gegenüber VICE am Dienstagmorgen.

Der Grund: Laut Sellner läuft gegen ihn offenbar gerade ein Ermittlungsverfahren wegen "Gründung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung", möglicherweise ausgelöst durch diese Spende. Was wohl auch damit zusammenhängt, dass mittlerweile bekannt ist, dass der Terrorist noch im November letzten Jahres eine ausgedehnte Reise durch Österreich unternommen hatte. Er soll unter anderem in Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck gewesen sein. Ob er dabei Kontakt zu Mitgliedern der IB hatte, ist noch unklar.

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Sellner selbst gibt an, außer eine üblichen Dankesmail keinen Kontakt mit dem Mann gehabt zu haben, mit dem Terror habe er "nichts zu tun". Stattdessen vermutet er, der Rechtsextremist habe ihm mit der Spende schaden wollen. Von der Interpretation sind nicht alle Beobachter überzeugt:

Natürlich ist möglich, dass es sich bei der Spende um eine Art False-Flag-Sabotage-Aktion handelt, mit der der Christchurch-Terrorist den Identitären schaden wollte, weil sie ihm zu lasch sind (das ist Sellners Standpunkt).

Genauso möglich ist allerdings, dass der Terrorist die Identitären einfach unterstützen wollte, weil er ihre "Arbeit" gut findet: Immerhin predigen sie seit Jahren vom "großen Austausch" und dass man ihn unbedingt aufhalten müsse. Genau das glaubt auch der Mörder von Christchurch – allerdings wurde er zum Terroristen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.

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