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Film

'Kick it like Beckham' ist die schönste lesbische Liebesgeschichte, die nie erzählt wurde

Viele halten den Fußball-Film mit Keira Knightley für eine Coming-of-age-Story über Freundschaft. Für junge Lesben wie mich war er allerdings so viel mehr.
Ein Screenshot aus Kick it like Beckham
Foto: Fox Searchlight Pictures

Zum Valentinstag will ich keinen Rosenkavalier. Stattdessen wünsche ich mir meine persönliche Jules. Wenn ihr keine Ahnung habt, wen ich damit meine, müsst ihr unbedingt Kick it like Beckham schauen. Zwar geht es in dem Fußball-Film vordergründig um Teamwork, Freundschaft, weibliche Stärke und Adidas-Trainingsanzüge. Trotzdem erkläre ich anlässlich dieses Valentinstags Kick it like Beckham zu einer lesbischen Rom-Com.

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Der Film erzählt die Geschichte von Jess (Parminder Nagra) und Jules (Keira Knightley), die darum kämpfen, von ihren Familien akzeptiert zu werden. Nicht als Lesben, sondern als Fußballspielerinnen. Das Duo war in meiner Jugend meine absolute Traumbeziehung. Ich identifizierte mich so sehr mit ihrer Sturheit, ihrer Rebellion gegen Push-up-BHs und ihrer Ablehnung von Dates mit Jungs. Mein sehnlichster Wunsch war, sie als Paar zu sehen. Denn die Chemie zwischen Jess und Jules ist eindeutig.

Erstens besteht gefühlt die Hälfte des Films aus Szenen, in denen Jess' Familie sie mit ihrem Verhältnis zu Jungs aufzieht. Sie reagiert genervt, würgt gespielt. Das soll primär zeigen, dass sie "anders als die anderen Mädchen" ist, und nicht unbedingt lesbisch. Die Ästhetik der beiden Hauptfiguren ist in meinen Augen allerdings eindeutig.

"Nur weil ich Trainingshosen trage und Sport treibe, bin ich noch lange keine Lesbe!", schleudert Jules ihrer Mutter entgegen. OK, Jules, aber du vergisst den Part, wo du in deine beste Freundin verschossen bist, die ebenfalls ausschließlich Trainingshosen trägt und David Beckham einen Schrein gebaut hat. Wir wissen doch alle, dass obsessives Fantum eine große Homo-Tradition ist.

Jules' Zimmer ist voll mit Postern von dem US-Fußballstar Mia Hamm und anderen "muskulösen Frauen", wie Jules' Mutter sie nennt. An einer Stelle im Film werfen Jess' konservative Eltern ihr vor, sie habe an der Bushaltestelle mit einem Jungen geknutscht. Ihre Reaktion? "Küssen? Was, ich? Mit einem Jungen? Ihr seid verrückt, ihr seid völlig verrückt!" In einer weiteren Szene nimmt Jules' voreingenommene Mutter sie mit zum BH-Shopping, aber Jules weigert sich, etwas anderes als Sport-BHs zu kaufen. Außerdem trägt Jules ständig Bandanas – ein klassisches Lesben-Accessoire der 2000er-Jahre.

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Auch in der Club-Szene kommen sapphische Anspielungen vor. In einer deutschen Disko konkurrieren Jess und Jules um den Coach Joe (Jonathan Rhys Meyers), dabei bilden sie einen Tanz-Dreier – und währenddessen läuft "I Turn To You" von Melanie C aka Sporty Spice, einer klassischen Homo-Ikone. An einer Stelle im Film merkt Jules' Mutter sogar an, dass Mel C nicht grundlos das einzige Spice Girl ohne männlichen Partner sei. Ja, Paula, schwer vorstellbar, aber manche Menschen sind nun mal homosexuell.

Dann sind da die schmachtenden Blicke. Oh, die Blicke. Bevor Jules sich Jess vorstellt und sie für die Frauenfußballliga rekrutiert, beobachtet sie Jess mehrmals im Park. Sie versteckt sich hinter Bäumen und verfolgt jede ihrer Bewegungen. Solche Blicke sind im Grunde das Vorspiel zu jeder lesbischen Beziehung. Sie sind unser Balzruf. Wenn ich einen Cent hätte für jedes Mal, das ich eine Frau verliebt aus der Ferne beäugt habe…

Am Ende bricht ein schrecklicher Eifersuchtsstreit zwischen den zwei Mädchen aus. Jess kriegt ihren schmalzigen Flughafen-Kuss mit Joe – und ich muss dabei nur noch die Augen verdrehen. Erstens wirkt die Chemie zwischen den beiden total erzwungen. Zweitens besteigt Jess direkt nach dem Kuss ein Flugzeug in die USA, zusammen mit Jules, die eine Lederjacke trägt. Ich meine, ich liebe Jonathan Rhys Meyes ja auch, aber letzten Endes ist seine Figur nur ein trauriger Typ mit Papa-Komplexen, der sich in eine seiner Spielerinnen verliebt hat. Werd erwachsen, Joe.

Vor Kurzem hat Keira Knightley bei einem Pressetermin verraten, dass sie sich ein lesbisches Sequel zu Kick it like Beckham wünscht. Außerdem ist sie selbst der Meinung, dass ihre Figur mit der von Parminder Nagra hätte zusammenkommen sollen. Da habt ihr es also. Es ist normal, in seine beste Freundin verliebt zu sein, die meisten lesbischen und bisexuellen Frauen erleben das irgendwann. Aber wenn ihr dabei in Fußballschuhen rumlauft, zusammen im Pub Bier trinkt und dann in Lederjacken davonzwitschert, um Sport-Stars zu werden, ist das nicht einfach eine Schwärmerei. Sondern eine Traumbeziehung.

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