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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Schwiegermutter-Kläger vs. Binden-Phobiker

Ein Typ verklagt wegen WhatsApp ein Familienmitglied, ein anderer muss ins Krankenhaus, weil er eine Monatsbinde angefasst hat.
Mann mit Handy neben dem Bild einer Binde
Foto: Mann mit Handy | imago | Kraehn || Binde | imago | Steinach || Bearbeitung: VICE 

In dieser Woche haben Frauen ein paar besonders zerbrechlichen Männern das Leben schwer gemacht. Zum Trost könnt ihr einem von ihnen einen ehrbaren Titel erteilen. Stay strong, guys!

Heulsuse #1: Der Schwiegermutter-Kläger

Der Vorfall: Die Schwiegermutter eines Hessen schickte per WhatsApp ein Video an ihre Familienmitglieder. Darin soll der Typ seinen weinenden Sohn am Nacken gepackt und ihm einen Schubser gegeben haben, damit dieser schneller aus dem Zimmer geht. Die Schwiegermutter sah darin eine Kindesmisshandlung und leitete den Clip mit einem selbst erstellten "Protokoll über Misshandlungen" weiter. Außerdem habe sie das Video der Polizei und Mitarbeitenden des Jugendamts gezeigt und Strafanzeige gegen ihren Schwiegersohn gestellt, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Die angemessene Reaktion: Fresse halten und ein besserer Vater werden.

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Die tatsächliche Reaktion: Der Hesse wollte den Familienstreit offenbar auf höherer Ebene klären und zog gegen seine Schwiegermutter vor Gericht. "Er verlangt von seiner Schwiegermutter, dass sie zahlreiche Äußerungen über ihn nicht mehr behauptet", erklärte das Frankfurter Oberlandesgericht am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Die Frau solle aufhören, das Video und die Liste per WhatsApp an andere Familienmitglieder zu verschicken, so der Nackengreifer und Kläger. Möglicherweise ist Kommunikation ja einfach nicht so seine Stärke?


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Das Landgericht, vor dem er zuerst geklagt hatte, lehnte sein Begehren jedenfalls ab. Und auch nachdem der Hesse in höherer Instanz vor das Oberlandesgericht gezogen war, wurde ihm sein Wunsch nicht erfüllt. Dort entschied man: Beleidigungen gegenüber Familienmitgliedern sind OK. Die Familie sei ein "ehrschutzfreier Raum", in dem sich jeder frei äußern könne, erklärte das Gericht. Der Schwiegermutter verbieten, sich bei einer mutmaßlichen Misshandlung ans Jugendamt oder die Polizei zu wenden, könne der Mann ohnehin nicht.

Für den klagefreudigen Schwiegersohn sicherlich ein herber Niederschlag. Aber hey, das bedeutet auch, dass er seine Schwiegermutter legal als "niederträchtige Nulpe" bezeichnen darf. Vielleicht erfreut ihn das ja.

Heulsuse #2: Der Binden-Phobiker

Der Vorfall: Kaiserslautern, am vergangenen Donnerstag. Nichtsahnend schreitet ein 27-Jähriger zu seinem Auto. Vielleicht denkt er darüber nach, ob die Eier in seinem Kühlschrank für den Marmorkuchen, den er am Wochenende backen will, reichen. Vielleicht überlegt er aber auch nur, wie noch mal dieser Julia-Engelmann-Song geht, den er schon den ganzen Tag summt. Wir wissen es nicht. Was wir allerdings wissen: Seine Gedanken werden unterbrochen, als er einen weißen Umschlag, scheinbar in Geschenkpapier eingewickelt, auf seiner Motorhaube findet, ihn gutgläubig öffnet – und von einer mysteriösen, geleeartigen Substanz überrascht wird. Er legt den Umschlag auf eine Mauer und fährt weg. Die angemessene Reaktion: Keine Ahnung. Die einzigen Umschläge, die wir bekommen, beinhalten Rechnungen. Aus Erfahrung können wir allerdings sagen: Auf den Boden werfen und weinen hilft meistens nicht dabei, sie zum Verschwinden zu bringen. Die tatsächliche Reaktion: Der Typ fährt wie gesagt weg und legt sich irgendwann später an diesem Tag wahrscheinlich ganz normal in sein Bett. Doch nachts wird er wach: Ihm ist übel, schwindelig, er hat Kopfschmerzen. Um vier Uhr lässt er sich vom Rettungsdienst ins Krankenhaus fahren. Dort dämmert ihm, was die Ursache für sein Unwohlsein sein könnte: DER UMSCHLAG!!! Die Polizei wird hinzugerufen, nur ihretwegen können wir heute diesen spannenden Fall rekonstruieren. Und nur ihretwegen wissen wir, was die unbekannte, geleeartige Substanz wirklich war.

Als der Typ am Morgen aus dem Krankenhaus entlassen wird, sucht er gemeinsam mit den Beamten nach dem vermeintlich gefährlichen Kuvert. Und tatsächlich: Es liegt unweit der Stelle, an der er es abgelegt hatte. Gemeinsam öffnen sie es, und… UND… Es ist eine unbenutzte Monatsbinde! Ein Hygienepad, ein plattes Wattekissen, ein banales Utensil, das sich Millionen Menschen regelmäßig unter ihre Vaginen kleben.

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Warum der 27-Jährige deswegen so krank war, weiß bis heute niemand. "Ein Zusammenhang mit der Binde", urteilt die Polizei richtig, "dürfte allerdings nicht bestehen." Die menstruierende Autorin dieses Artikels schickt jedenfalls gute Besserung!

Und jetzt seid ihr dran: Wer soll eure Heulsuse der Woche sein?*

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