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Campus, Sex und Ravioli

Dinge, die man als Philosophiestudent nicht mehr hören kann

Philosophiestudenten sind keine Esoteriker. Dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, kann gut sein, ist aber nicht weiter schlimm.
Foto von Vectorportal

Über die Schwierigkeiten der Studienwahl haben wir ja bereits gesprochen. Nun folgt ein Ratgeber, der sich ausschliesslich um Menschen dreht, die bereits daran gescheitert sind. Ich rede von Philosophiestudenten.

Es ist schon anstrengend genug, dass die eigenen Eltern einen als zukünftige Sozialhilfebezüger und Alkoholiker ansehen. Hinzu kommt, dass wir uns regelmässig vor BWL-Studenten rechtfertigen müssen, die meinen, Geisteswissenschaften und Esoterik seien dasselbe. Ausserdem muss man ein solches Studium ja auch finanzieren können und im Unterschied zu anderen Studiengängen wird dich nach Abschluss deines Studiums nichts, was Ähnlichkeit mit einem Arbeitsmarkt hat, erwarten. Bevor Philosophiestudenten aber an ihrer Studienwahl verzweifeln, räume ich mit den beliebtesten Vorurteilen gegenüber dem Philosophiestudium auf.

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„Ihr sterbt arm."

Mefusbren69; Wikipedia; CC BY-SA 3.0

Sterben tun wir ja alle irgendeinmal und der Vermögensstand auf dem Bankkonto macht den Tod nicht besser oder schlechter. Wenigstens hast du dir im Gegensatz zu einem BWLer oder einem Ingenieur einen bescheidenen und kontemplativen Lebensstil angeeignet und so bessere Chancen auf einen Platz im Himmel. Ausserdem meint der hochreligiöse Theologe Angelus Silesius: „Der Weise stirbt nicht mehr, er ist zuvor schon tot, tot aller Eitelkeit, tot allem, was nicht Gott." Als Vollblutphilosoph bist du also schon tot, bevor dein Hirn seine Funktionen komplett einstellt.

„Wird man da nicht früher oder später verrückt?"

Dima Bushkov; Flickr; CC BY 2.0

Verrücktheit ist Zeichen von Genialität: Je verrückter, desto besser. Ähnlich wie Künstler, die man ja auch irgendwie nur dann ernst nimmt, wenn sie exzentrisch sind, brauchen Philosophen eine gehörige Portion Wahnsinn, um sich zu etablieren. Das ist nichts Schlechtes. Es zeigt nur, dass sich ihnen mehr Facetten der Welt offenbart haben, mit denen ihre beschränkte Erkenntnis noch umzugehen versucht. Schon Ludwig Wittgenstein sah übrigens eine innere Verwandtschaft zwischen Philosophie und Verrücktheit. Du warst also wahrscheinlich schon komplett durch, als du dich für das Studium entschieden hast.

„Philosophen leben in ihrer eigenen Welt."

Torsten Schleese; Wikipedia; CC0 1.0

Jeder lebt in seiner eigenen Welt. Sogar wenn es eine objektive Realität gäbe, wären wir nicht fähig sie wahrzunehmen. Philosophen leben immerhin bewusst in dieser Welt und lassen sich von gesellschaftlichen Trivialitäten nicht aus der Ruhe bringen. In seinem Werk „Anleitung zum Unglücklichsein" thematisiert der österreichische Psychologe Paul Watzlawick genau das mit einem hervorragenden Beispiel: Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Er wird gefragt, warum er das macht und antwortet: „Um die Elefanten zu verscheuchen." Auf die Anmerkung, es gebe hier doch gar keine Elefanten, meint er: „Eben, sehen Sie!" (siehe Punkt 2)

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„Philosophiestudenten haben keine Freunde."

dtesh 71; Pixabay; CC0 1.0

Philosophen brauchen auch keine Freunde. Die halten das Bewusstsein nur in der eigenen Lebenswelt gefangen und lassen uns das Absolute vergessen. Falls du ein gemässigter Philosoph bist, wirst du dich vielleicht ab und zu mit deinen Mitstudenten treffen, um deine genialen Einfälle mit ihnen zu teilen. Falls nicht, bleiben dir immer noch all die Bücher..

„Ihr seid doch mit eurem Leben überfordert."

Harald Groven; Flickr; CC BY-SA 2.0

Das mag wahr sein und wenn du als studierter Philosoph nicht das Privileg reicher Eltern und somit eines üppigen Erbes hast, wirst du dir niemals Angestellte leisten können, die sich um weltliche Dinge wie deine Steuererklärung kümmern. Aber sei mal ehrlich: Willst du dich denn überhaupt mit solchen Dingen auseinandersetzen? Du bist, was du tust, sagt Sartre und wenn du brav jedes Jahr deine Steuern machst, bist du nichts anderes als ein langweiliges, frustriertes Schwein.

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Titelbild von Vectorportal; Flickr; CC BY 2.0