Es ist also Norbert Hofer. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag verkündete Heinz-Christian Strache den Bundespräsidentschaftskandidaten der FPÖ, aber nicht ohne auch gleich mit „Gut Ding braucht Weile" die bösen Medien zu mahnen, vor allem Österreich, das am Mittwoch bereits das Gerücht von einer möglichen Kandidatur Ursula Stenzels verbreitet hatte.Heißt das Hofer macht nicht mit beim keine-Plakate-Wahlkampf? — Peter Sim (@Abfelpaum)28. Januar 2016
FPÖ sagt, Norbert Hofer war immer die erste Wahl, das war alles so geplant. — Martin Thür (@MartinThuer)28. Januar 2016
Verkündet wurde die Kandidatur durch die sehr dramatische, aber nicht FPÖ-untypische Enthüllung des Plakates. Zuvor stellte Heinz-Christian Strache noch fest, wie wichtig ihm das Amt des Bundespräsidenten sei. Während der Enthüllung lachten Strache und Stenzel dann auf. Norbert Hofer lachte mit. So muss es sein, wenn Trolle gemeinsam Postings schreiben. Es war also alles wie erwartet, nur gereimt wurde dieses Jahr leider nicht.Erst leakt die — Wolfgang Roessler (@WolfiRoessler)28. Januar 2016
Gleichzeitig mit der Pressekonferenz verbreitete sich in den sozialen Netzwerken der Link norbert-hofer.at. Anscheinend hat sich wieder jemand eine Domain aus der FPÖ-Namensriege gesichert, nachdem erst am Mittwoch bekannt wurde, dass Strache den Besitzer von hc-strache.at klagen will.Das Plakat ist noch nicht fertig: 'Flagge zeigen…' - 'vor dem Volk verneigen?' 'rot-schwarz vergeigen?' — Günter Felbermayer (@eminenz)28. Januar 2016
Auch Ursula Stenzel durfte reden—sogar noch vor Norbert Hofer—und lief dabei zu sprachlicher Höchstform auf, als sie sinngemäß betonte: Eine Kandidatur ist wie ein Sport, man tritt an und will gewinnen. Ah ja. Außerdem beteuerte sie: „Ich bin in keiner Weise enttäuscht" und verlieh diesem Sentiment mit einer tonal eher angsteinflößenden Stimmentgleisung in Richtung High-Pitch Nachdruck.Um klarzumachen, wie glücklich Frau nicht als Landtags- und Gemeinderats-Abgeordnete sei, wurde genau das auch noch mal gesagt; allerdings nicht von Stenzel selbst, sondern von Strache. „Sie geht richtig in ihrer Rolle dort auf", meinte der FPÖ-Chef. Sowas klingt zwar immer ein bisschen nach „MEINE FRAU IST SEHR GLÜCKLICH MIT MIR, ODER SCHATZ? DANKE DER NACHFRAGE!", aber gut. Anschließend erklärte auch noch jeder andere auf der Bühne, wie gut es Stenzel gehe.Das Beste, was ihr heute im Internet finden werdet… — Maria Reyer (@mr94_news)28. Januar 2016
Zusammenfassend kann man sagen: Ursula Stenzel tat, als wäre es ihr egal, Norbert Hofer tat, als wäre es ihm wichtig und beide wirkten irgendwie enttäuscht.Stenzel sagt zu Hofer, der am Stock geht: 'Was Dir bevorsteht, ist kein Spaziergang'. Das nenne ich eine Motivationsrede.
— Armin Wolf (@ArminWolf)28. Januar 2016
Norbert Hofer wäre der erste Bundespräsident, der bei der Neujahrsansprache nicht zu Wort kommen würde
— Robert (@_rob_the_bob_)28. Januar 2016
Als nächstes war dann sogar wirklich Norbert Hofer himself an der Reihe. Zum Auftakt setzte der Charmeur gezielt auf Star-Power statt Symapthie, als er sagte „Natürlich kennen Sie mich, aber ein paar Dinge wissen Sie vielleicht nicht" und holte anschließend zu einem autobiografischen Rundumschlag aus, bei dem zumindest wir uns im Bild eine Überblendung zu Big Fish gewünscht hätten. Dann die Ansage: „Ich trete jetzt nicht an, weil ich eine Behinderung habe, sondern obwohl ich eine habe."Ich hab den Start des Livestreams verpasst. Durfte Norbert — Bernhard Madlener (@MadlenerB)28. Januar 2016
Generell waren die Themen Unfall und Behinderung bei dieser Pressekonferenz auffallend präsent. Man könnte sogar sagen, es wirkte fast, als hätte die FPÖ „Unfälle" als roten Faden für die Veranstaltung gewählt. Auch Stenzel durfte von ihrem Unfall erzählen, nach dem nur knapp der Querschnittslähmung entkam, und Hofer und Strache widmeten sich sehr ausführlich dem Punkt, wie viel der Kandidat eigentlich zu Fuß gehen könnte.Ist es eigentlich in Ordnung, eine Behinderung für den Wahlkampf zu instrumentalisieren? — Mirza Buljubasic (@mib_1990)28. Januar 2016
Wer jetzt glaubt, Norbert Hofer aus dieser privaten Geschichtenstunde bereits besser als seinen eigenen Schatten zu kennen, hat sich vom strengen Märchenonkel allerdings an der Nase herumführen lassen. Was wir auf der Pressekonferenz nämlich nicht erfahren haben, ist Norbert Hofers weltanschaulich nah am Verschwörungstheoretischen gebaute Einstellung zu Chemtrails.Für die FPÖ kandidiert anscheinend der Unfall.
— Sebastian Huber (@SebastianHbr)28. Januar 2016
Khol glaub an Gott, Hofer an Chemtrails, Hundstorfer ans Pensionssystem. Alle zum Krenreiben.
— Rudi Fußi (@rudifussi)28. Januar 2016
Der Abschluss hatte dann fast schon theatralischen Charakter.eine chemtrail diskussion in der timeline. — Simon Tartarotti (@SimonTartarotti)28. Januar 2016
Fotografen treten vor, schießen Fotos.
Strache zu Hofer: „Komm in die Mitte, du unser Mittelpunkt."
Strache lacht.
Fotogewitter: Hofer in der Mitte, rechts Strache und links Stenzel.
Fotograf: „Nein, nur Sie zwei bitte."
Strache: „Welche zwei?"
Stenzel geht aus dem Bild
Stenzel: „Norbert, geh du voran."
Vorhang. Kein Applaus.Thumbnail: Screenshot via Twitter