In den Medien erschienen mehr und mehr Meldungen, in welchen Bereichen der Wirkstoff zudem noch Anwendung findet: Als Schmerz- oder Betäubungsmittel in der Anästhesie, als eins der ultimativen Mittel für Kinder bei asthmatischen Schockanfällen und mittlerweile wird es selbst als eine „Wunderwaffe" gegen Depression gepriesen. Auf Grund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten hat es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel gesetzt.Nun kursiert ein neuer Mythos: Bei richtiger Handhabung kann es gefahrlos als Droge selbst während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Zum ersten Mal hörte ich davon auf einer Hausparty, dem Geburtstag von einer Freundin. Ich kam zu spät und hatte Hunger, doch abgesehen von einem vertrockneten Karottenkuchen lag auf dem Küchentisch nichts mehr. Auf Nachschub war nicht mehr zu hoffen, die Zeit zu essen, war offensichtlich vorüber, bei den Gästen wirkten allmählich die Drogen, sie fühlten sich satt.Dann kam Jenny durch die Tür, ich kannte sie nicht. Sie stellte sich vor. Sie wirkte ein bisschen wie aus den 90ern gefallen, wie jemand, der vom Tresor noch Geschichte zu erzählen hatte, als der Tresor noch Geschichten zu erzählen hatte. Sie hielt einen American Cheesecake in Händen, mit Zauberkerzen garniert, die Rettung. „Himbeer-Vanille, ist mir beim Kotti fast runtergefallen. Scheiß U-Bahntreppen." Wir machten Witze, sie gab mir ein Stück, ein Fest, ich sagte: „Das saftigste an dem Karottenkuchen da drüben ist der Puderzucker oben drauf." „Sicher, dass das Puderzucker ist?" Haha … „Nein." Dann kam ein Stoß Menschen zu uns in die Küche, Tüten und Spiegel machten die Runde. „Nein danke, ich hab schon" hat sich als Antwort bewehrt, wenn man nichts ziehen will, Jenny war dran: „Ich bin doch schwanger, du. Wenn überhaupt, dann nur Keta." Nein, jetzt wirklich. „In geringen Dosen ist das OK." „Solange es das Medizinische ist und kein Dreck von der Straße. Aber Vorsicht mit Ketanest S", versuchte mich einer ihrer Kumpels aufzuklären. „Ah OK, wusste ich gar nicht, echt interessant." Drogengespräche mit kaputten Leuten in Berliner-Altbauküchen kannte ich zu genüge, man altert dabei gleich doppelt so schnell. Ich ging ins Wohnzimmer, wollte schauen, was die Anderen machen. Nicht viel, wenige Stunden später war ich wieder zu Hause.
Anzeige
Anzeige