Als stark tätowierte Person muss man mit einigen Klischees kämpfen. Obwohl es in vielen Ländern gar kein Thema mehr ist, werden dieses Handwerk und ihre Träger in Wien oft immer noch in ein schiefes Licht gerückt. Schnell wird man da als Attention Whore, Freak, Krimineller oder zumindest soziale Unterschicht abgestempelt. Mir ist es ehrlich gesagt ein Rätsel, was diese absurden Assoziationen heutzutage noch auslöst. Ich persönlich wundere mich eigentlich eher, dass nicht viel mehr Leute die Chance ergreifen, ihren Körper großflächig bebildern zu lassen. Vielleicht ja wegen der Klischees.

Ich habe jedenfalls allen Frust über dumme Vorurteile hinter mir gelassen, mich in Wiener Tattoo-Studios herumgeschlichen und dort mit den Mitarbeitern unterhalten—nicht über die Klischees, gegen die sie ankämpfen, sondern über ihre ersten Tätowierungen. So unterschiedlich die Werke der einzelnen Personen über die Jahre auch ausgefallen sind—alle haben einmal gleich begonnen: nämlich mit dem ersten Tattoo auf blanker Haut. Spoiler Alert: Es folgen viele Tribals. Aber auch das ist völlig OK. Man war jung und es war in. Heute ist es Teil eines Gesamtkunstwerkes.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Kim: 16.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Auf meinen Rippen steht „Vivir es Luchar", das ist Spanisch und heißt auf Deutsch „Leben heißt kämpfen". Mit 16 wurde bei mir nämlich eine chronische Krankheit festgestellt, die nicht mehr weggehen wird. Im Bezug darauf habe ich mir das tätowieren lassen. Aber grundsätzlich finde ich, dass Tattoos nicht immer so sinngeschwängert sein müssen.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Marian: Gerade einmal 18.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Also ursprünglich wollte ich schon ein Tribal auf der Wade, seit ich 14 bin. Dann war ich mit 15 mal beim Waldi in der Burggasse, das ist so ein Uralt-Tätowierer in Wien. Der hat dann aber gemeint, dass er mir kein Tribal macht, quasi: „Junge, denk noch mal darüber nach". So bin ich dann später zu meinem Tätowierer, dem Gerald, gekommen. Und das Ganze wurde dann zum Glück von einem Tribal zu einem Drachen. Zu dem Drachen selbst gibt es nicht wirklich eine Geschichte. Ich finde, es reicht, wenn es einem gefällt. Man muss nicht immer eine tote Oma haben, um sich tätowieren zu lassen.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Anastasia: 18.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das war der Anker auf meinem Arm mit „Daddy's Sailor Girl" für meinen Vater. Weil wir aus Russland sind und er früher Kapitän war.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Kinga: 17.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das war ein Motiv von Giger auf meinem Rücken. Seine Arbeiten und die gesamte Biomechanik haben mir damals schon besonders gut gefallen. Ich war schon immer ein großer Fan von Giger und das war damals mein Lieblingsbild von ihm.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Manuel: Ich glaube, ich war 15.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das war so ein komischer Drache. Eigentlich hätte es ein keltischer Drache sein sollen. Vor zwei Jahren habe ich aber begonnen, meinen Rücken tätowieren zu lassen und das erste Tattoo dabei covern lassen. Jetzt sieht man es nur mehr leicht durch.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Bernhard: Das war eine Woche nach meinem 18. Geburtstag.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das war halt in den 90er-Jahren und da waren Biomechanik und Tribal gerade supercool. Und Gott sei Dank, muss ich sagen, habe ich mir kein normales Tribal machen lassen, sondern eben das hier, in Verbindung mit Biomechanik. Eine wirkliche Bedeutung hat es nicht. Ich wollte mich einfach nur tätowieren lassen.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Ulrich: Da musste ich leider warten, bis ich 18 war. Davor gab es leider keine Chance, weil meine Eltern total dagegen waren. Meine Freunde und ich haben uns zwar alle Piercings schon selbst gemacht, aber beim Tätowieren waren wir dann doch zu respektvoll, um es gegenseitig zu machen. Aber an meinem 18. Geburtstag bin ich dann gleich gegangen.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das erste Tattoo hab ich mir selbst gezeichnet, mit dem Lineal. Ich hatte damals ja noch gar keine Vorstellungen und mit 17 hab ich mir gedacht „Oh, ich habe in zwei Wochen einen Termin, ich muss mir schnell ein cooles Tattoo zeichnen, ich mag nicht irgendwas Hässliches. Dann hab ich mir mit dem Lineal solche Kästchen gezeichnet. Das war natürlich ziemlich cool damals, weil sowas niemand hatte. Und das hat dann der Flo tätowiert, im Shop vom Bernie Luther.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Maria: 19.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Das ist ein biomechanisches. Irgendwas mit einem Auge und Knochen. Ich war damals auf Urlaub in Bulgarien und mein Vater hat mich begleitet. Der hat auch schon immer gesagt, dass er es cool findet, dass ich Tätowiererin werden will. Er hat dann mit mir zusammen ein Studio gesucht. Wir haben eins gefunden und ich hatte gleich eine 9-stündige Session dort. Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe. Es war so schlimm! Aber ich hab ihm einfach nur gesagt, er soll irgendwas Gruseliges machen und so groß wie möglich für das Geld, das ich mit hatte.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Alexander: Da war ich 16. Damals wurde noch nicht so gefragt, ob man einen Ausweis oder eine Einverständniserklärung mit hat.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Ich hab mir damals ein kleines Tribal auf der Brust machen lassen. Ich bereue es heute aber etwas, dass ich damals nicht so gut überlegt habe. Man hat eben als Tätowier-Neuling nicht so die Erfahrung und weiß auch nicht wie das dann über die Jahre so weitergeht. Ich hätte ein Konzept für meine Brust, aber dafür ist mir das Tribal jetzt ein bisschen im Weg.

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Tätowierung?
Hilde: Man darf es fast nicht sagen, aber ich war 15.

Was war das und gibt es eine Geschichte dazu?
Na ja, keine besonders aufregende eigentlich. Mit 15 möchte man sich wahrscheinlich selbst austesten. Ich wollte einfach irgendwas haben und als Kind der 90er war das erste Tattoo ein Tribal am Rücken. Ich werde es aber nicht covern lassen, weil ich finde, das gehört zu mir. Es repräsentiert eine gewisse Zeit und ich sehe das dann auch einfach pragmatisch—man muss nicht alles covern, nur weil es jetzt gerade nicht im Trend liegt.