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Sex

Der beste Callboy der Welt hat noch mehr zu bieten als seinen 25-Zentimeter-Penis

Neben einem preisgekrönten Penis hat „Mr. International Escort 2015" Rocco Steele auch noch einen Jura-Abschluss und viel Erfahrung in den Bereichen visuelles Merchandising und Produktentwicklung vorzuweisen.
Bild von Rocco Steele

Alle Fotos: bereitgestellt von James Franklin

„So bin ich eben, scheiß drauf", meinte Rocco Stelle, der Mr. International Escort 2015. „Und genau das bekommst du auch, wenn du mich engagierst: einen echten Menschen, der alles geben wird, damit du einen richtig schönen Abend haben wirst—keine Faxen, nur das echte Ich."

Vergangenen Monat stolzierte eine ganze Reihe an knackigen, eingeölten Typen die Bühne des OutNYC-Hotels in Manhattan auf und ab. Mehr als 70 halbnackte Kandidaten hatten sich für die Hookies angemeldet, also die jährlich stattfindenden „Oscars der Escort-Service-Branche". Dabei traten sie in 17 Kategorien an, die alles abdeckten—von „Best Ass" über „Best Twink" und „Best Kink" bis hin zu „Best Dressed" und „Best Social Media". Callboys aus der ganzen Welt scherzten mit der Drag-Queen-Moderatorin Alaska Thunderfuck herum, beantworteten herausfordernde Fragen, ließen auch mal kurz ihre Hämmer aufblitzen und präsentierten dann vor den 1.500 jubelnden Zuschauern und dem beachtlichen Publikum, das sich das Ganze per Live-Stream anschaute, auch noch den Rest ihrer gestählten Körper.

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Die Hookies werden von rentboy.com veranstaltet. Dabei handelt es sich um eine beliebte Website, die schon seit 20 Jahren den Kontakt zwischen Callboys und der begierigen und meist schwulen Kundschaft herstellt. Ungefähr 60.000 Besucher klicken sich täglich durch die aufgeführten Männer jeglichen Alters, jeglichen Typs, jeglichen Aussehens und jeglicher Größe. Die Hookies sind dabei so etwas wie die ausgelassene Feier des immer größer werdenden Hengst-Angebots der Seite. „Hier geht es zu wie im Film Showgirls, bloß mit mehr Testosteron", meinte Rentboys-Marketingchef Sean Van Sant nach der Preisverleihung zu mir. Die User konnten online für ihren Lieblings-Callboy abstimmen und verliehen damit einem der Kandidaten den begehrten „Mr. International"-Titel

Dieses Jahr war wohl die Lebenserfahrung das Zünglein an der Waage, denn letztendlich wurde der in Manhattan wohnende Rocco Steele zum Sieger gekrönt—ein 45 Jahre alter Mann aus Ohio mit stählernen Muskeln, modernem Haarschnitt, einem Rechtswissenschaften-Abschluss sowie viel Wissen in den Bereichen visuelles Merchandising und Produktentwicklung.

Ach ja, sein Penis ist dazu noch 25 Zentimeter lang (den „Best Cock"-Award hat er natürlich auch direkt mitgenommen).

Wenn euch 25 Zentimeter nicht reichen, dann schaut euch das Video von diesem Typen an, der sogar noch mehr in der Hose hat:

Steele ist noch nicht mal ein Jahr als Vollzeit-Callboy und schwuler Porno-Darsteller aktiv. Sein katapultartiger Höhenflug ist also umso beeindruckender und eigentlich nur die Folge eines Selbstbewusstseinsschubs, wirksamer Social-Media-Auftritte, kostenloser Porno-Clips und einer genauestens ausgearbeiteten Marketing-Strategie. Viele Online-Callboys sind gebildet und markterfahren: Professionelle Selbstdarstellungsinstinkte entwickeln sich immer mehr zum entscheidenden Faktor in einem fast schon übersättigten Markt. Die einzig wichtige Messlatte eines Callboys ist inzwischen die Anzahl seiner Twitter-Follower geworden.

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„Nein, nein, nein. Ich hasse es, wenn ich der Prostitution bezichtigt werde. Das ist erniedrigend. Der Ausdruck ‚Sexarbeiter' ist sogar noch schlimmer."

Steele ist ein Daddy, wie er im Buche steht: Seine Stimme ist rau, er hat einen von Natur aus dominanten Charakter, sein Körper ist mit Tätowierungen verziert und er spielt vor allem in Pornos mit, in denen es richtig versaut und dreckig zugeht. Und trotzdem macht er etwas aus sich: Bei einer schicken Gala ist er ein perfektes, mit babyblauen Augen ausgestattetes Accessoire an deinem Arm—oder später auch noch mehr, wenn die „Geschäftsbeziehungen" hinter verschlossenen Schlafzimmertüren weitergehen. In Steeles Rentboy-Profil steht: „Ich werde nicht für sexuelle Handlungen, sondern nur für meine zugebrachte Zeit bezahlt. Alles, was in diesem Zeitraum passiert, ist eine Entscheidung, die von zwei Erwachsenen im gegenseitigen Einverständnis getroffen wurde."

Bei Steeles derzeitigem Stundenlohn von 350 Dollar kann das schnell ein teures Vergnügen werden, auch wenn er zusätzlich noch ein bequemes Übernachtungskomplettpaket für 1500 Dollar anbietet. Der hohe Preis hilft laut ihm dabei, „viele Spinner von vornherein auszusortieren." Und obwohl es doch ziemlich klar ist, dass kein Mensch Steele zum Lösen von quadratischen Gleichungen anheuert, will der noble Gigolo von dem Wort mit H nichts hören.

„Nein, nein, nein. Ich hasse es, wenn ich als Nutte [hooker] bezeichnet werde", erzählte er mir. „Das ist erniedrigend und billig. Der Ausdruck ‚Sexarbeiter' ist sogar noch schlimmer und erinnert viel zu sehr an ‚Sexhändler'. Außerdem hat er so einen klinischen Touch. Man könnte denken, dass ich jemanden für eine kleine Operation vorbereite."

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„Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn sich Leute als die eben genannten Dinge bezeichnen", fuhr Stelle fort. „Aber ich bin ein Callboy und mehr als nur mein Penis. Ich trage mein Herz auf der Zunge und gehe jede Verabredung mit dem Vorsatz an, die Bedürfnisse meiner Kunden zu deren vollster Zufriedenheit zu erfüllen—wie auch immer diese Bedürfnisse aussehen mögen."

Das kann dann alles beinhalten, vom sanften Kuscheln bis hin zu spontanen Therapie-Sitzungen. Anscheinend engagieren viele Leute Callboys wirklich nur, um mit jemandem reden zu können. Hüte dich allerdings bloß davor, Steeles Inneneinrichtung zu kritisieren. „Ich musste bisher nur ein Date vorzeitig beenden: Der Typ ist bei mir zu Hause vorbeigekommen und hat dann angefangen, sarkastische Kommentare zu meiner Wohnung abzugeben. Natürlich ist er daraufhin sofort wieder rausgeflogen."

Eigentlich ist Steele in der ausgelassenen, schnelllebigen und trotzdem verbissenen Welt der Callboys schon etwas ganz Besonderes. Man muss sich zum Beispiel nur mal seine Gewohnheiten anschauen. „Wahrscheinlich klinge ich jetzt wie ein richtiger Langweiler", meinte er mit einem verlegenen Lachen, „aber ich trinke keinen Alkohol, nehme keine Drogen, gehe nicht die ganze Nacht durch feiern und lege mich lieber früh ins Bett. Viele meiner Dates bestehen aus Lunch-Verabredungen mit Geschäftsmännern, die mal eine Pause von ihren Frauen, Ehemännern, Freundinnen oder was auch immer brauchen—oder die einfach nur mal etwas Neues ausprobieren wollen. Im Gegensatz zu den meisten meiner Kollegen mache ich pro Tag maximal ein Date klar."

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Er schreibt seinen gesunden Callboy-Lifestyle seinem Alter zu—was Steele übrigens weiterhin so einzigartig macht. Auf Rentboy sind zwar auch auch Männer zwischen 60 und 70 zu finden (und auch Steele ist nicht mehr der Jüngste), aber das Durchschnittsalter der auf der Seite angebotenen Typen scheint irgendwo bei Ende 20 zu liegen. „Als ich in der Branche anfing, war ich noch richtig nervös und machte mir Sorgen wegen grauer Haare, Falten und der Tatsache, dass ich keinen perfekten, jungen Körper besaß. Aber irgendwann habe ich das einfach so akzeptiert. Ich bin eben keine 20 mehr und habe meine Party-Phase schon in den 90er Jahren durchgemacht. Das heißt ja auch, dass ich jetzt weiß, was ich will, und nicht mehr so flatterhaft bin. Ich habe meine Daddy-Rolle lieben gelernt. Und genau das finden meine Kunden so toll."

Da eine ausgelebte Sexualität und professionelle Escort-Services in unserer Gesellschaft immer akzeptierter werden und uns wirtschaftlich gesehen auch weiterhin harte Zeiten bevorstehen, nutzen inzwischen viele Männer aus allen Bereichen des Lebens Seiten wie Rentboy dazu, um finanziell über die Runden zu kommen. So lief es damals auch für Steele, der vor ein paar Jahren seinen Unternehmensjob gekündigt („Ich war es leid, mich mit 20-Jährigen rumzuschlagen") und damit angefangen hat, sich zwischen freiberuflichen Entwicklungsaufträgen Rentboy-Kunden zu widmen. Ein Freund hatte ihm vorgeschlagen, sich doch mal als Callboy zu versuchen, und seine inspirierende Begegnung mit einem ermutigenden und unterstützenden älteren Kunden bestärkte Steele in seiner Entscheidung für eine neue Karriere—die er übrigens als „finanziell gesehen erfolgreich" beschreibt.

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Und genau an diesem Punkt setzte auch Steeles Merchandising- und Markenentwicklungs-Expertise ein. Mit dem Verstand eines Marketing-Fachmanns stürzte er sich auf die sozialen Medienplattformen, perfektionierte seine Rolle und konnte schon kurz darauf eine beachtliche Online-Anhängerschaft vorweisen. „Vor dem Internet-Zeitalter konnte man sich nur irgendein Schwulen-Magazin besorgen und hatte dann immer nur das Foto einer Person vor sich. Inzwischen erwarten die Leute jedoch eine richtige Geschichte. Sie wollen alles über dein Leben wissen und zum Beispiel darüber informiert werden, was hinter den Kulissen abgeht oder mit wem man telefoniert. Wenn man die Geschichte erzählt, gibt es so viele verschiedene Dinge zu beachten."

Aber was genau war Steeles pfiffigster Marketing-Trick? Natürlich die guten alten Pornos. Online-Callboys benutzen professionelle Porno-Aufnahmen schon lange als eine Art Visitenkarte. Genau wie Musiker erkennen auch sie, dass ein aufgenommenes Produkt die Lust auf die Live-Show verstärkt—und genau da wird dann das große Geld gemacht. Aber der Vertrieb und der Zugang sind schon immer ein Problem gewesen. Die meisten Porno-Stars sind durch ihre Verträge „exklusiv" an große Produktionsunternehmen gebunden und diese Unternehmen sind sehr darauf bedacht, dass ihre Aufnahmen nicht auf kostenlosen Porno-Websites landen, wo natürlich viel mehr Besucher unterwegs sind als auf den eigentlichen Bezahl-Kanälen. Und auf YouTube hat eine Double-Anal-Szene verständlicherweise auch keine Überlebenschancen.

Trotzdem tauchten vor ein paar Monaten Dutzende von Steeles Szenen auf kostenlosen Porno-Seiten auf. Ein Sturm von Daddy Rocco in Action fegte über die Schwulen-Community hinweg. Er hatte ein Schlupfloch im „Würgegriff" der großen Unternehmen gefunden: Steele kollaborierte als freier Mitarbeiter mit mehreren europäischen und amerikanischen Start-up-Porno-Studios. Die hatten natürlich nicht die Mittel, um ständig nachzuschauen, ob ihre Inhalte auf kostenlosen Seiten angeboten werden. Und so konnte Steele gemütlich dabei zusehen, wie raubkopierte Clips seiner Szenen wie wild im Internet herumgereicht wurden.

„Am Anfang habe ich noch versucht, sie alle wieder entfernen zu lassen. Es gibt jedoch einfach zu viele kostenlose Seiten", erklärte er mir. „Ich spielte quasi Hase und Igel, bloß in einem Porno-Kontext. Dann dachte ich mir: ‚Na ja, was kann ich denn schon ausrichten?' Schließlich fiel mir auf, dass ich in aller Munde war. Die Leute hatten jetzt Zugang zu meinen Szenen und dieser Umstand hat meinen Namen richtig berühmt gemacht. Das hätte ich auf eine andere Art und Weise niemals so schnell hinbekommen."

Im Bezug auf seine Porno-Aufnahmen, in denen er zur Betonung seiner Daddy-Qualitäten oft mit einem Twink zusammenarbeitet, sagte Steele mit einem Grinsen Folgendes zu mir: „Manchmal denke ich mir, dass ich es vielleicht etwas übertrieben habe. Bei ein paar Szenen fällt es mir echt schwer, das Ganze anzuschauen—sei es nun wegen der fehlenden Chemie, wegen der schlechten Produktion oder einfach nur wegen meiner eigenen Nerven. Als ich in der Branche anfing, hatte ich eine Todesangst, denn ich habe mich irgendwie nie als einen ‚Porno-Typen' angesehen. Eigentlich bin ich nämlich total unsicher und verlegen."

„Aber dann dachte ich mir: ‚Hey, in meinem Alter bleiben mir vielleicht nur noch ein paar Jahre in dieser Industrie. Warum sollte ich mich dann jetzt nicht voll reinstürzen?' Und jetzt habe ich es schon so weit gebracht!"