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Musik

Ich bin Tänzerin für Rap-Videos

Morgane ist eine „Video Vixen", was bedeutet, dass sie sich ihr Geld halbnackt und twerkend verdient.

Morgane Northman ist eine der jungen kurvigen Frauen, die häufig von Rapvideo-Regisseuren als Tänzerin engagiert werden. Wenn du französischen Rap magst, dann wirst du sie höchstwahrscheinlich schon mal auf YouTube gesehen haben, wie sie lasziv die Hüften schwingt, zum Beispiel in Clips von La Fouine, Kool Shen oder Lord Kossity.

Morgane ist 28 Jahre alt und lebt im Großraum Paris. Man nennt ihren Beruf auch „Video Vixen". Dieser Name wird nicht immer als so respektvoll gesehen, doch an der Bezeichnung stört sich Morgane weniger: Unangenehmer ist es da schon, dass sie manchmal mit Rappern oder Freunden von Rappen reden muss, die sie für eine Prostituierte halten. Oder dass sie nur 300 Euro pro Video bekommt. Ich habe mich mit ihr unterhalten, um mehr über ihre Arbeit und die Schattenseiten des Berufs zu erfahren.

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VICE: Kannst du mir etwas über deinen Werdegang erzählen?
Morgane Northman: Ich habe vor zehn Jahren angefangen. Ich habe einfach ein paar Fotos gemacht und die Anfragen kamen von alleine. Ich bin ins Modeln reingeraten, ohne es gleich zu merken—und es hat mir gefallen. Zuerst war ich nur in Videoclips zu sehen, aber heute mache ich auch bei Filmen und Kurzfilmen mit. Ich bin auch in französischen Serien wie Pigalle, la nuit und Mafiosa zu sehen.

Aber abgesehen davon habe ich extrem viele Rap-Videos gedreht—mit La Fouine, Hayce Lemsi, Kool Shen, Lord Kossity, etc.

Wie würdest du deinen Beruf beschreiben?
Ich würde sagen, er besteht darin, die Clips zu verschönern. Wir bringen einen Hauch Weiblichkeit in diese Männerwelt.

Wie sieht deine Beziehung zu den Rappern aus?
Insgesamt ist sie sehr gut. Wir unterhalten uns über ganz normale Sachen und wenn ich mich umziehe, dann gehen sie raus. Es gibt nie eine Hand, die sich verirrt. Sie respektieren Frauen wirklich. Vor allem wissen sie, wie man Dinge getrennt hält: Wenn es Arbeit ist, dann ist es Arbeit. Sie vermischen das nicht. Vielleicht sind sie anders zu den Mädchen, die nicht für sie arbeiten, aber ich selbst hatte noch nie irgendwelche Probleme mit den Künstlern.

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Gibt es auch mal Entgleisungen bei den Drehs oder läuft alles ganz brav ab?
Es ist schon passiert, dass ich Probleme mit dem Gefolge von Rappern hatte. Wenn 300 Leute bei einem Dreh sind, dann ist da oft ein Idiot dabei, der einem das Leben schwer macht.

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Einmal war ich bei einem Dreh, die zwei Rapper waren vor mir und ich musste auf einem Auto tanzen, in dem noch zwei Typen saßen. Einer der Typen machte das Fenster auf und sagte: „Sag mir, wie viel du pro Nacht verlangst." Mitten im Drehen! [Lacht] Und ich musste weiterlächeln und einen auf super sexy machen, während ich ihm eigentlich nur eine verpassen wollte.

Verstehe.
Es kam auch schon mal ein Typ auf mich zu und sagte: „Ich brauche ein Mädchen wie dich, um einen Reichen reinzulegen. Du musst nichts weiter machen, als ihn zu verführen." Er dachte ernsthaft, dass ich sagen würde: „Klasse Idee! Hier hast du meine Nummer." Aber das hier ist nicht Scarface und ich hab ein Kind! [Lacht]

Wie sieht ein normaler Tag für dich aus?
Ich stehe auf, bringe meinen Sohn in die Schule und danach kommt es darauf an, was gerade ansteht. Photoshoot, Clip oder Dreh, und dann nach Hause, um Essen zu machen. Am Abend kann es sein, dass ich ein bisschen Gogo tanze. Ich bringe meinen Sohn ins Bett und bleibe bei ihm, bis die Nanny da ist, wie jede normale Mutter.

Hast du schon Feedback aus der Öffentlichkeit erhalten?
Die Öffentlichkeit respektiert das, was ich tue, nicht wirklich. Wenn du in einem Bikini in einem Clip tanzt, dann nehmen die meisten automatisch ab, dass ich mit dem Rapper geschlafen haben muss. Ihnen ist nicht klar, dass das hier Arbeit ist.

Wo ist der Unterschied zwischen einer Karriere als Vixen in Frankreich und in den USA?
Der Unterschied ist das Geld und der Respekt. Hier verhandeln wir, denn sie finden uns immer noch zu teuer. Für einen Clip kriege ich zwischen 300 und 500 Euro. Dort drüben können sie bis zu 2.000 Dollar verdienen.

Glaubst du, dass dein Beruf zur Misogynie des HipHop beiträgt?
Das sagen so viele, doch es ist nicht nur der Rap—das betrifft die gesamte Beziehung zwischen Männern und Frauen. Es ist genau, wie wenn ein Mann nach Hause kommt und von seiner Frau wissen will: „Was hast du gekocht?" Mit dem Unterschied, dass der Rapper das ruft und dann noch „Du bist heiß" hinterherschickt. Es ist eine Art der Heuchlerei, immer nur den Rap ins Visier zu nehmen.

Kannst du dich mit den Zielen des Feminismus identifizieren?
Nicht auf eine militante Art, aber doch, ich bin absolut für die unabhängige Frau, die sich selbst akzeptiert. Immer vor dem Hintergrund, dass Mann und Frau einander brauchen.

Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
So lange mein Körper es erlaubt, werde ich diesen Job weitermachen. Aber eins ist sicher, irgendwann wird Schluss mit Rap-Videos sein müssen!

Was würdest du einem Mädchen raten, dass gerne ein „Video Vixen" werden will?
Das hängt von der einzelnen Person ab und wie sie ihr Leben leben will. Man muss mit Kritik umgehen können, man darf nicht zu empfindlich sein. Wenn ihr egal ist, was die Leute von ihr denken, dann soll sie es machen!