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Musik

VICE präsentiert Gorilla Biscuits

Die Gorilla Biscuits legten mit ihrer arschtretenden Variante von New York Hardcore bereits Kellerlöcher in Schutt und Asche als die heutigen Hardcore-Kids noch nicht mal geboren waren.

Die Gorilla Biscuits legten mit ihrer optimistischen, integrativen und dennoch pausenlos arschtretenden Variante von New York Hardcore bereits Kellerlöcher in Schutt und Asche als die heutige Generation von Hardcore-Kids noch nicht mal geboren war. Wenn du heute die schon seit ein paar Jahren wieder tourenden Biscuits auf eine Bühne schickst, passiert jedoch etwas Erstaunliches. Sie veranstalten ein Moshpit-aufpeitschendes Kesseltreiben, von dem die jungen, frischen, nachgewachsenen Bands nur träumen können. Du kannst dir schon jetzt den Wifebeater bügeln und vorsichtshalber eine Krankenversicherung abschließen, denn die Gorilla Biscuits kommen wieder auf Tour. VICE präsentiert die Tour und verlost für die Termine am 26.04. in Stuttgart – Universum, 28.04. in Leipzig – Conne Island und am 30.04. in Bremen - Schlachthof jeweils 2x2 Tickets. Schreib eine Mail mit dem Betreff "Gorilla Biscuits" und eurer Wunschstadt an

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Passend zum Thema hier ein Interview mit Civ, dem nach wie vor wie ein junger Gott tanzenden und Energie sprühenden Shouter der Gorilla Biscuits und Sam Siegler, ihrem Drummer. Wir trafen die beiden vor ein paar Monaten als sie gerade mit ihrem Biscuits-Spin off CIV unterwegs waren.

Was ist für dich der wesentliche Unterschied von CIV verglichen mit den Gorilla Biscuits?

Sam:

Gorilla Biscuits sind stärker mit der Hardcore-Szene verwurzelt. Die Band war auch in einer anderen Zeit aktiv. CIV gründeten sich in einer verrückten Zeit. Green Day und Offspring verkauften Millionen von Platten. Jedes Majorlabel war auf der Suche nach Punk- und Hardcorebands. Plötzlich waren wir bei Atlantic Records und hatten ein Video auf MTV. Das war alles sehr bizarr.

Warum habt ihr nicht Millionen von Alben verkauft?

Lustige Sache. Der Typ, der uns gesignt hat, nahm auch Sugar Ray, Matchbox 20 und Kid Rock unter Vertrag. Alle gingen durch die Decke, nur wir nicht. Keine Ahnung. Ich denke, wenn du dir „Set Your Goals“ anhörst, dann ist das ein cooles Album, „Can’t Wait One Minute More“ ist ein catchy Song, aber es ist wahrscheinlich nicht die ultimative Nummer Eins-Single. Auf der anderen Seite ist mir einfach schleierhaft, wie dieser ganze Business-Scheiß überhaupt funktioniert.

Mit dem zweiten Album habt ihr aber schon versucht, Business-kompatibler vorzugehen, oder?

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Mit dem zweiten Album haben wir es definitiv versucht. Wir waren auf Tour mit No Doubt. Wir waren einfach poppiger eingestellt. Es ist nicht so, dass wir versucht hätten, so etwas wie ein No Doubt-Album aufzunehmen, aber wir haben uns einfach nicht gegen die eingängige Seite von CIV gewehrt. Wir wollten da mehr in Richtung The Jam und The Clash und Buzzcocks gehen. Dann haben wir mit diesem Produzenten zusammen gearbeitet, der das ganze dann aber etwas zu glatt angelegt hat. Aber das Album ist schon cool, ich mag einige der Songs. Es ist halt anders. Die Leute hatten wohl Schwierigkeiten, sich einen Reim darauf zu machen und das Label auch. Als es raus kam, sind wir ein bisschen damit getourt, brannten dann aber sehr schnell aus und stellten fest, dass wir einen Schritt zurück machen müssen.

Eine verlässliche Konstante in der Hardcore-Szene ist Shittalking. Wie seid ihr damit umgegangen?

Ich kann solchen Leuten einfach nicht zuhören. Ich schaue einfach nach vorn. Wenn Walter mit Quicksand anfing, hieß es überall, es sei ein Sellout. Irgendwann liebten die Leute dann die Band. Als es dann mit Rival Schools los ging, hieß es: Ich wünschte, es wäre Quicksand. Du kannst es einfach nicht allen Recht machen. Es gab viele Leute, die CIV mochten, andere mochten es nicht und wollten lieber ihren Hardcore hören. Alles entwickelt sich. Schau dir Minor Threat und Fugazi an. Manche Sachen entwickeln sich gut, andere nicht. Wir haben einfach nur gemacht, worauf wir Lust hatten. Wir wollten am Anfang einfach nur eine Reihe von 7inches raus bringen und dabei etwas Spaß haben. Wir produzierten mit unserem eigenen Geld ein Video. Ein Freund von uns führte Regie. Eins kam zum anderen. Der Typ bei der Plattenfirma, das war Mike Gitter, wollte uns unbedingt signen. Also sagten wir: OK!

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Welche der Bands, in denen du gespielt hast, hat am meisten Spaß gemacht?

Youth Of Today, weil es die magischste Erfahrung war. Ich habe 87 bei ihnen angefangen, war 89 zwei Monate mit ihnen in Europa. In einem Van unterwegs, wir traten hauptsächlich in besetzten Häusern auf. Und Ray Cappo ist einfach so ein talentierter, enthusiastischer Typ. Niemand war damals in Europa Straight Edge, so was wie uns hatten sie einfach noch nicht gesehen. Mal gab es Schlägereien, mal haben wir wirklich coole Leute kennen gelernt. Es war einfach eine sehr aufregende Zeit. Aber jede Band hat etwas für sich. Bei Rival Schools steh ich sehr auf die Musik. CIV war auch großartig. Ich war dieses Hardcore-Ding gewöhnt, die kleinen Clubs und plötzlich stehst du auf den großen Bühnen und eröffnest für Kiss im Madison Square Garden.

Was war eigentlich damals der konkrete Grund, mit CIV und nicht mit den Gorilla Biscuits weiterzumachen? Weil Walter mit Quicksand andere Wege ging?

Ja, Walter hat viel damit zu tun. Er hatte Gorilla Biscuits mit Civ gegründet. Er wollte dann einfach etwas anderes machen und begann mit Moondog, die dann zu Quicksand wurden. Es hätte beinahe ein zweites Gorilla Biscuits-Album gegeben. Wir schrieben Songs dafür. Einige davon wurden dann CIV-Songs. Walter, Charly und ich hingen dann rum und dachten, es sei eine ganz coole Idee, eine Band namens CIV zu gründen. Denn viele der Biscuits-Fans werden sich vielleicht gefragt haben, was eigentlich aus Civ geworden ist und für diejenigen, die ihn nicht kennen, ist es immer noch ein guter Bandname. Es ist einfach … CIV, weißt du. Walter schrieb „Can’t Wait One Minute More“ und „Et Tu Bruté“, wir nahmen es auf und Civ konnte sich erst nicht mit dem Gedanken anfreunden, in einer Band namens CIV zu singen. Aber wir hatten nicht auf ihn gewartet und schon T-Shirts gedruckt. Wir haben ihn da reingedrängt. Ich meine, man kann das ja nachvollziehen. Eine Band mit deinem eigenen Namen ist schon merkwürdig. Aber er hat sich damit arrangiert.

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(In diesem Moment schlendert Civ vorbei)

Wir sprachen gerade darüber, dass die anderen dir damals den Namen für die Band vorlegten und du ihn nicht mochtest …

Civ: Nein, ich fand, der Name ist bescheuert. Ich fand ihn etwas unangemessen. Ich wollte ja noch nicht mal eine neue Band nach den Gorilla Biscuits gründen.

Warum nicht?

Ich war nicht bereit dafür. Wir gingen 92 auseinander und es dauerte bis 95, um herauszufinden, was ich eigentlich will. Und als sie dann mit der Idee ankamen, war ich echt nicht begeistert. Diese Konzentration auf eine Person, das gefiel mir nicht. Ich habe auch heute noch Probleme damit. Ich fühle mich damit immer noch nicht so wohl wie ich mich mit den Gorilla Biscuits gefühlt habe. Ich mag es, wenn jeder den gleichen Anteil an einer Band hat. Wir machen Witze darüber und vergleichen es mit Madonna oder Cher oder Danzig.

Ganz interessant. Von außen nimmt man dich als die Kernfigur wahr, aber du hast nicht mal die Entscheidungsgewalt, dich genau dagegen zu wehren.

Naja, im Prinzip hätte ich die gehabt. Aber ihr Argument war: Wir haben schon Shirts gedruckt, haha. Weißt du, wir sind befreundet, seit wir 16 sind, da sagst du dann einfach nicht nein. Am Anfang war das auch alles noch kein Problem. Es sollte ja nur für zwei Songs für eine 7inch sein. Dann waren es aber sehr gute Songs und die ganze Sache kam ins Rollen. Es war nicht beabsichtigt, auf einem großen Label zu landen.

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Du warst vor langer, langer Zeit mal im bürgerlichen US-Fernsehen und hast versucht, die Gewalt bei Hardcore-Shows der Öffentlichkeit begreifbar zu machen. Später dann hast du für CIV einen Anti-Gewalt-Song geschrieben …

Naja, es war tatsächlich ein Anti-Gewalt-Song, aber bei dem Auftritt im Fernsehen ging es eher darum, dass die Gewalt auf den Shows behauptet wurde und ich versuchte zu erklären, dass es nicht Gewalt, sondern Aggression ist. Gewalt setzt eine zielgerichtete Wut voraus, die jemanden gezielt trifft. Wenn du auf einer Hardcore-Show verletzt wirst, dann ist das keine Gewalt, sondern die Folge einer Energie-Entladung.

Aber gab es einen konkreten Grund, warum du dich hinsetzen musstest, um diesen Song zu schreiben?
Es gab tatsächlich Entwicklungen, die mich gestört haben. Anfang der Neunziger begannen die Leute, Waffen auf den Shows zu tragen. Es gab Messerstechereien, Leute wurden mit Hämmern verletzt. Es entwickelte sich in eine ganz andere Richtung. Es kamen diese HipHop- und Gang-Elemente in die Szene. Ich habe es nicht verstanden. Diese Leute haben damals versucht, ihren Platz in der Hardcore-Szene zu finden. Mittlerweile wissen die Leute sicher, dass es bescheuert ist, was sie damals gemacht haben. Ich meine, sie waren damals 15, 16 Jahre alt, voll mit Testosteron und drauf und dran, der Welt zu beweisen, was für harte Kerle sie sind. Darum ging es bei „This Is Not Your Soundtrack For Violence“. In der Show ging es darum, den Leuten zu erklären, dass ich nicht wütend werde, wenn mich mein Freund beim Stagediven ins Gesicht tritt. Was war das Schlimmste, das du mal auf einer Show gesehen hast?
Ich habe gesehen, wie ein Freund von mir während einer Gorilla Biscuits Show mit einem Messer attackiert wurde. Er war draußen, es gab dort einen Kampf und er kam zurück durch die Tür und ich sah nur, wie er seinen Bauch hielt. Ich dachte intuitiv, dass auf ihn geschossen wurde. Aber er wurde mit einem dieser abgefahrenen, riesigen Rambo-Messer niedergestochen. Er lag auf dem Boden und ich versuchte, seinen Kopf oben zu halten und stopfte ihm drei oder vier Gorilla Biscuits Shirts in die Hose, um bis zum Eintreffen der Ambulanz das Blut aufzuhalten. Und sonst … Ich drehe nicht gleich durch, wenn es während Shows zu Kämpfen kommt. Ich versuche einzugreifen, wenn es denn in meiner Macht steht. Und ich denke nicht, dass es notwendig ist, sich zu schlagen. Aber ich weiß auch, dass viele Menschen anders denken als ich und aggressiv werden, wenn sie beim Tanzen geschlagen werden. Ich versuche, in der live-Situation nicht als Sittenwächter aufzutreten. Punk und Hardcore ist etwas, das nicht übermäßig kontrolliert werden sollte. Egal, ob es um Barrikaden, Security oder Gräben geht. Wir sollten in der Lage sein, uns Shows so einzurichten, wie wir sie haben wollen. Nach Situationen wie der eben von dir beschriebenen, konntest du dich mit dieser Szene immer noch identifizieren?
Ja, das ist ja nur eine Situation von vielen. Diese Szene ist ja seit langer Zeit mein Leben. Ich gebe ja nicht das, was mir Spaß macht und das, was ich für richtig halte, wegen eines Ereignisses auf. Ich würde dann eher versuchen, etwas zu verändern. Du musst auch bedenken: Keine der Personen, die damals verletzt wurden, sind Unschuldsengel. Da wurde ja auch viel provoziert und sicher hatten da manche Einiges auf dem Kerbholz, das dann wieder auf sie zurück fiel. Davon abgesehen weiß jeder, was er macht. Wenn sich jemand beim Stagediven verletzt und dann den Club verklagt, dann kapiere ich das nicht. Wenn du Angst hast, dich zu verletzen, dann bleib zu Hause. Punkrock war immer auch ein bisschen gefährlich. Wie hat sich Hardcore aus deiner Sicht verändert in den letzten zwei Jahrzehnten?
Als wir zum ersten Mal in Europa spielten, waren das vorwiegend Squats. Wir spielten vor Crusties, Punks und ein paar Hardcore-Kids. Wir haben versucht, ihnen unser Verständnis von Musik und von unserer Szene zu zeigen und es gab einen gewissen Austausch. In den 90ern passierte dann etwas Merkwürdiges. In New York entwickelte sich Hardcore in Richtung Metal und HipHop. Mir war immer schleierhaft, was das mit Hardcore und Punkrock zu tun hat. Ich mag Beides, aber fand es im Zusammenhang mit Hardcore einfach unnötig. Hardcore ist Hardcore. Aber die Neunziger waren eine furchtbare Zeit für Musik allgemein. Auch als das mit CIV los ging, fühlte sich die Musikszene generell merkwürdig an. Bands wie Green Day, Offspring oder Rancid wurden von Majorlabels gesignt und groß gemacht. Punkrock bewegte sich also in Richtung Pop und in den Mainstream. Ich hielt das grundsätzlich nicht für eine schlechte Sache, so lange die Dinge, die transportiert werden, immer noch gehaltvoll sind. Auch wenn unsere Musik zugänglicher wurde, ging es immer noch um die Themen, die uns wichtig waren. Die Tatsache, im Radio und auf MTV gespielt zu werden, war total in Ordnung. Warum ging die Rechnung für euch nicht auf?
Zunächst mal ist es ja so: Eine Million Platten und mehr zu verkaufen ist so wahrscheinlich wie vom Blitz getroffen zu werden. Green Day und Offspring hatten einfach den richtigen Song zur richtigen Zeit. Wir trafen wahrscheinlich einfach nicht den Nerv, wir kamen nicht aus der Punkrock-Ecke, wir waren eher so Post-Hardcore, gingen in die poppige Richtung, hatten viele upbeat Songs. Wahrscheinlich waren wir für den Punk-Hype zu der Zeit einfach zu schnell, keine Ahnung. Wir haben aber auch nicht versucht, uns an den Zeitgeist anzupassen, wir haben einfach die Musik gemacht, die uns gefiel. Es ist nicht so, dass wir enttäuscht sind oder irgendwas bereuen würden. Unser einziges Ziel damals war, eine 7inch zu veröffentlichen und im CB’s zu spielen. Alles darüber hinaus war für uns das extra Sahnehäubchen. Wir sind um die ganze Welt getourt, wir haben im Madison Square Garden gespielt, wir waren in Stadien, wir waren in Squats, wir haben echt alles gemacht. Und das wissen wir absolut zu schätzen. Wie fühlt es sich heute an, mit CIV zu spielen?
Es ist cool. Früher waren wir auf einem großen Label, hatten Verantwortung und es fühlte sich wie ein Job an. Es war nicht immer leicht. Ein paar Shows und Touren haben Spaß gemacht, aber wenn du das Gefühl hast, die Musik ist dein Job, dann ist es einfach nicht mehr dasselbe. Du machst es nicht mehr, weil du willst, sondern weil du musst. Ich ging durch genau diesen Prozess und es ist einfach Scheiße. Ab einem bestimmten Punkt willst du dann einfach nicht mehr. Es dauert ein paar Jahre, das alles sacken zu lassen, zu erkennen, warum du dich in bestimmten Situationen auf diese oder jene Weise gefühlt oder verhalten hast. Wir hatten den ganzen Zirkus mit Nightlinern, einer Crew, Soundleuten usw. und trotzdem war der Spaß weg. Darum habe ich aufgehört. Heute dagegen heißt es: Wollt ihr mal in einer Woche vier Shows spielen und wir packen unsere Gitarren und ein bisschen Merch ein und los geht’s. Ich habe einen regulären Job, ein Haus und eine Tochter. Es gibt also genug Verantwortung in meinem Leben und ich kann das hier einfach genießen und nur für mich machen. Es ist total entspannt. Schreibt ihr auch neues Material?
Nein, wir proben nur für die Shows. Jeder schreibt für sich an Songs, aber wir haben nicht vor, ein neues Album rauszubringen. Wir haben auch keine Lust, uns mit der heutigen Musikindustrie auseinanderzusetzen. Die Leute kaufen keine Platten mehr, Labels versuchen, Geld aus den live- und Merchgeschäften zu ziehen und beanspruchen daran Anteile. Das hat einfach mit meiner Vorstellung, wie Musikgeschäfte betrieben werden sollten, nichts mehr zu tun. Wir machen gerade einfach nur unser Ding und fertig. Du hast dich vorhin als Genre-Purist erklärt. Jemand wie Freddy Madball ist mittlerweile auch als MC unterwegs. Könntest du dir vorstellen, Musik in einem komplett anderen Genre zu machen?
Das wäre nicht so einfach. Aber ich stehe schon sehr auf Musik aus den 50ern und 60ern, auf Oldies und auch auf Rock’n’Roll der alten Schule. Aber ich würde deswegen nicht gleich eine 50ies DooWop-Band gründen. Es müsste schon der richtige Zeitpunkt sein, man bräuchte die richtigen Leute dafür. Ich habe fertige Songs, die nichts mit Hardcore zu tun haben und die ich schon ein paar Mal mit Walter zusammen gespielt habe. Aber ich bin da einfach nicht hinterher. Ich habe meine Rolle in den letzten Jahren in anderen Bereichen gefunden und das ist ok so. Wo hast du eigentlich deine unverkennbaren Dancemoves gelernt?
Ich bin einfach ein guter Tänzer. Du hast es in den Genen?
So sieht’s aus. Ich kann nichts dagegen machen.   Als es mit den Gorilla Biscuits losging, wie lange hättest du gedacht, könnte dieses Bandleben gehen?
Darüber habe ich nie nachgedacht. Klar gibt es Leute, die in Bands sein und eine Musikkarriere anstreben und Rockstars werden wollen. Das hat uns nie interessiert, deswegen haben wir darüber nie nachgedacht. Es ging nur darum, Shows zu spielen, Freunde zu sehen, zu tanzen, ein paar Mädels zu beeindrucken und Spaß zu haben.

Aber der Gedanke, im Jahr 2011 immer noch auf einer Bühne zu stehen und dieselben Songs zu spielen …?
Mein 16-jähriges Ich hätte vermutlich gesagt: Nie im Leben. Aber mit 16 glaubst du, du wirst mit 40 ein komplett anderer Mensch sein. Und bei den meisten Leuten ist das auch zutreffend. Aber ich bin irgendwie immer noch so drauf wie damals mit 16. Ich mache denselben Scheiß, ich mag dieselben Sachen, da hat sich nicht viel verändert. Ich bin immer noch Straight Edge, ich bin immer noch Vegetarier, ich lebe immer noch in New York, ich tätowiere immer noch, ich spiele immer noch in einer Band. Du hast keine Angst vor dem Alter?
Ich bin der Meinung, du hast diese Angst nur, wenn du schlecht darin bist, dein Leben zu leben. Aber ich fühle mich gut, ich mache Workout, ich laufe. Leute wie Vinnie Stigma spielen noch, bevor die nicht in Rente gehen, muss man sich da keinen Kopf machen. Ich habe eher Angst zu sterben, weniger zu altern. Und die größte Angst, die ich habe, ist während des Lebens zu versagen, ein Scheißtyp zu sein, ein langweiliger Typ mittleren Alters zu sein, dem alles egal ist. Das würde mich wirklich deprimieren. Keine Angst, krank zu werden, dich nicht bewegen zu können, keine Erektionen mehr zu bekommen?
Ja, das ist verrückt! Das würde mir wirklich zu schaffen machen. Ich glaube, in dem Moment, in dem es passiert, ist es schrecklich. Du bekommst Rückenschmerzen, du kannst nicht mehr richtig laufen, bekommst nen Herzinfarkt … aber ich mache alles Mögliche, um mich fit zu halten. Ich denke nicht darüber nach, dass ich krank werden könnte. Ich war bestimmt seit 25 Jahren nicht beim Doktor.   Wie habt ihr damals darüber gedacht, als ihr einen eurer Songs an Nissan verkauft habt?
Den Song hatte Walter geschrieben. Ich fand das nicht schlimm. Wir haben auch einen Song vom zweiten Album für einen Werbespot für Buntstifte verkauft. Ich fand, Werbespots für Autos oder Buntstifte tun niemandem weh. Ich würde meine Songs nicht an die Republikaner oder eine arische Bruderschaft verkaufen oder so was. Wir mussten uns entscheiden, wo unsere Grenzen sind. Wenn du sagst, du verkaufst dich nicht an Unternehmen, ist es dann ok, T-Shirts zu verkaufen, ist es ok, in größeren Clubs zu spielen. Willst du es wie Fugazi angehen und alles DIY halten? Wir hatten uns für ein gewisses Maß an Professionalität entschieden und mussten dementsprechend auch entscheiden, welche Schritte wir mitmachen und welche nicht. Ich persönlich habe damals versucht, ein Haus für mich und meine Familie zu kaufen. Die Einnahmen durch diesen Clip halfen mir, das zu finanzieren. Für mich war das also eine gute und wichtige Sache. Dieses Geld hätte ich sonst einfach nicht gehabt. Letztendlich hängt es davon ab, wie du mit deiner eigenen Musik umgehst. Eine große Band wie Aerosmith muss sich um so was keine Gedanken mehr machen, wir aber schon.

Foto: Nora Heinisch