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The Hoff(nung) stirbt nie: David Hasselhoff in Gmunden

David Hasselhoff war vergangene Woche für ein nicht endenwollendes Mega-Event in Gmunden. Wir haben kurz Hallo gesagt, K.I.T.T. fotografiert, mitgesungen, das Ende der DDR gefeiert und uns gefragt, warum jetzt auch ein Urzeitkrebs nach The Hoff benannt...

Fotos von Andreas Lenzhofer

Ein Auto, eine Boje, ein Mann. David Hasselhoff. Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht. Seit 30 Jahren hat sich daran nichts geändert.

Mit einem sanften Wellenschlag spülte das Meer David Hasselhoff in Gmunden an. Der "Wellengang seines Lebens" (so heißt seine Autobiografie) hatte es vorgesehen, dass er hier noch einmal an Land gehen, ja sogar hinauf in die Höhen des Höllengebirges kraxeln konnte, bevor er, sich an eine rote Rettungsboje klammernd, wieder in die Gewässer des Traunsees sprang und die Wellen ihn davontrugen.

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Mit der dreitägigen Festivalreihe "Hoff Mania" haben sich die beiden Konzertveranstalter Florian Werner und Robert Zauner einen Kindheitstraum erfüllt. Sie fragten an und ihr Idol kam tatsächlich. Und für Mr. H. stiegen zahlreiche Hoff-Fans aus ganz Europa in ihre blinkenden K.I.T.T.-Nachbauten und düsten in das beschauliche Städtchen, in dem sich plötzlich alles um den ehemaligen "Knight Rider" zu drehen begann.

Der Glanz und die Glorie einer Kindheitsikone erzeugt halt immer noch ein Gravitationsfeld, mit dem (zumindest in der Alpenpampa) kein neuer Twitter- oder YouTube-Stern so schnell mithalten kann. Hasselhoff genoss seinen einwöchigen Landgang im Salzkammergut ersichtlich und wahrte dabei stets seine königliche Contenance—so als wäre der Knight Rider ein echter Ritter, der gerade vom Drachentöten in der Excalibur City auf Sommerfrische in die Gmundner Ödnis geflüchtet ist.

"Ich habe auch meinen 61. Geburtstag hier gefeiert und ihn mit einer Wanderung in den Bergen verbracht. Gmunden ist einer der schönsten Orte der Welt!" erzählte er uns im VICE-Interview.

David Hasselhoff ist das, was viele schlechte Directly-to-DVD-Filme gleich bei ihrem ersten Erscheinungstermin von sich behaupten: Kult. Um uns auch noch mal daran zu erinnern, zeigen die Einspielfilme vor den beiden Konzerten noch mal Hasselhoffs größte Erfolge: David mit dem sprechenden Auto K.I.T.T., David als berühmtester Bademeister Hollywoods, David, der die Berliner Mauer singend zu Fall bringt.

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Der Rückgriff auf diese drei Highlights im Leben des Hoff geschieht wieder und wieder und wieder. Danach kam auch nicht mehr viel mehr. Er selbst benennt den Höhepunkt seiner Karriere so: „Als ich es mit dem Musical Jekyll & Hyde endlich an den Broadway geschafft habe“. Ein großer Broadway-Schauspieler wurde er zwar nicht und genau genommen wissen die wenigsten, dass er überhaupt jemals außerhalb von Eiskaffee-Werbung gesungen hat.

Aber der Broadway ist für Menschen von The Hoffs Generation wohl generell noch ein Sinnbild für Popkultur-Erfolg, den wir Jüngeren (die wir noch nicht bei Boden-Big Macs angekommen sind) inzwischen längst anders messen: Zum Beispiel daran, dass Hasselhoff als Retter von Spongebob und Patrick zu sehen und schneller als jedes Boot unterwegs war. Oder daran, dass Lisa Simpsons erste Worte "David Hasselhoff" waren.

Seine Fans sind größtenteils groß gewordene Kinder, die sich bei Hits wie "Wir zwei allein heut Nacht" und "Looking for Freedom" gerührt an die Schweißhände fassen, ihre Kindheits-K.I.T.T.s in der Bleach-Jeans-Jackentasche drücken und wie blubbernde Gedärme mitgrölen, weil sie immer noch nicht so richtig Englisch sprechen (und die deutschen Texte auch ein bisschen peinlich klingen).

Die Attribute des Hoff’schen Fankults haben sich über die Jahrzehnte kaum verändert: Rote Hosen, weiße Shirts und Rettungsbojen ziehen immer. Auch wenn David treffsicher jeden zweiten Ton falsch singt und den Einsatz verpasst rufen sie im O-Ton: „Er is einfoch der Größte!“, „Für mi wird er immer a Halbgott bleiben!" und "Naa Gott! Er is Gott!!!" Der Tenor im Publikum ist einhellig—oder alle, die ihn nicht für Gott halten, schweigen.

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Dass The Hoff nur in den deutschsprachigen Ländern ein erfolgreicher Schlagersänger ist, wissen einerseits nicht alle und ist andererseits auch kein Manko: So gehört er wenigstens nur ihnen, scheinen die Deutsch-Schunkler sich zu freuen. Trotzdem singt sich das Babyface neben seinen alten Kassenschlagern auch durch einige ruhige Klassiker des American Songbooks. Nur mit Klavierbegleitung zeigte er sich in der intimen Atmosphäre des Gmundner Stadttheater in der Rolle des charismatischen Entertainers, der brillanten Charme und Ausstrahlung versprüht. Ein bisschen wie Frank Sinatra, nur mit Marzipan-Überzug.

Immer wieder zitiert The Hoff das Motto seines populären Serienhits Knight Rider: „Ein Mann kann etwas verändern“. Sich selbst zu verändern, neu zu erfinden, das sprechende Auto und die Badelatschen hinter sich zu lassen, hat der Schauspieler seit seinem letzten Karrierehöhepunkt (wurscht, ob jetzt Baywatch oder Broadway) nicht mehr geschafft.

Mit seinen aktuellen Projekten fährt David Hasselhoff die Reality TV-Schiene. Nach „The Hasselhoffs“—einer Reality Show mit der ganzen Familie, in der ihn seine beiden Töchter regelmäßig als besten Vater der Welt preisen (RIP, Burgergate)—fand nach anfänglichen Startschwierigkeiten auch die Reality-Serie "Tales from the Hoff" ihre Schreiber und Produzenten in Großbritannien.

Für Regisseur Joe Carnahan trat Hasselhoff einmal mehr als eine verkappte Version seiner selbst vor die Kamera. Ab März 2014 wird der Film Stretch mit David Hasselhoff in seiner Paraderolle als David „The Hoff“ Hasselhoff in den US-amerikanischen Kinos zu sehen sein. Auch sein nächstes Projekt klingt nach exzessiver Selbstüberzeichnung. Die Komödie trägt den selbstironischen Titel "Killing Hasselhoff".

Seine Hoff’sche Realität bleibt die Paraderolle als Kultfigur, die um sich selber kreist—und das sogar in der Tierwelt. Vor kurzem entdeckten Forscher eine haarige alte Krabbe aus der Gruppe der Yeti-Krabben und benannten sie kurzerhand nach dem Rettungsschwimmer mit dem wilden Brusthaar. Wie sein Namensvetter liebt die „Hoff“-Krabbe den heißen Ritt auf den Wellen, der sie vor 40 Millionen Jahren über den Pazifik in den Atlantik spülte.

Wie unlängst bekannt wurde, ist das Relikt früherer Zeiten aufgrund veränderter Umweltbedingungen jetzt vom Aussterben bedroht. Es wird also von den modernen Zeiten überholt. Der Namensgeber der Krabbe wird's nachempfinden können.