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Popkultur

'Pacific Rim' und 'Only God Forgives' erstrahlen im Neonlicht

Guillermo del Toros Gigantenschlacht lauft endlich im Kino und Ryan Gosling kickboxt sich schön. Und mit 'Painted Skin: Ressurection' beweist China Geschmack, auch wenn es schlechter ist.

Es gibt ein paar Monster, die die Welt bewegten, einige, die richtig traumhaft scheiße aussehen, und eine Menge unbeeindruckender CGI-Kreationen der letzten Jahre, die mehr abschätziges Stöhnen über die Grafiktexturen als Grusel hervorrufen. Zum Glück hat Guillermo del Toro, der König der Alptraumviecher, sich der Giganto-Biestern angenommen und mit ebenso großen und zahlreichen Robos ausgestattet.

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Das ist das Schlagobers auf dem Megacreature-Eisbecher und erinnert mich ein bisschen an eine

Dexter's Laboratory-Folge

. Wir wussten es bereits in unserer

2013 Filmvorschau Anfang dieses Jahres

, dass

Pacific Rim

nur geil werden kann—genauso, wie wir bei

Before Sunset

ein Näschen dafür hatten. Natürlich lieben wir auch Rachsucht samt kickboxenden Ryan Gosling und Chinas kommerziell erfolgreichste Crazy-Ästhetik von

Painted Skin 2

. Enjoy the Bunker!

Only God Forgives

Ein hartes Mantra mit dem Nicolas Winding Refn die diesjährigen Filmfestspiele in Cannes und Kritiker weltweit, gelinde gesagt, gespalten hat. Der dänische Regie-Export turned Superstar ist Meister der modernen, hyper-ästhetisierten Gewaltfantasien. Seine -Trilogie ist so etwas wie der Jahrtausendwende, eine kompromisslose Darstellung der Endzeitstimmung, verpackt in drei in sich vernetze Gewalt-Exzesse mit gegenwartspolitischem Anspruch.

Pusher

The Godfather

Mit dem Hipster-Smash-Hit Drive, eingetaucht in Neon-80er-Design und unterlegt mit pulsierenden Techno-Sounds, gelang dann endgültig der internationale Durchbruch. Und Superstar-Buddy Ryan Gosling wird mit seinem stoischen Blick und seiner eingefrorenen Coolness zu seiner Muse.

Wenig verwunderlich ist also die Tatsache, dass die beiden mit Only God Forgives kurz darauf ihre gemeinsame Arbeit fortsetzen. Diesmal geht es – wie auch in The Hangover Part II–direkt nach Bangkok, wo alles schon von Haus aus noch schriller, noch darker, noch härter und noch drastischer abläuft. Ryan Gosling spielt einen Drogenschmuggler, der einen Thai-Boxing-Club in Bangkok managet. Als sein Bruder aus Rache getötet wird, beauftragt ihn seine Mutter, dessen Mörder ebenfalls ausfindig zu machen, und der Sumpf beginnt. Kristin Scott Thomas ist die wahre Königin dieses düsteren Trips. Ihre Monologe als Psycho-Mommy, vorgetragen mit wahnhafter Eleganz, gehen teilweise tiefer unter die Haut als jede Pistolenkugel.

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Der ganze Film ist mehr ein Erlebnis an Superlativen als eine Geschichte. Trotzdem scheint das große Entsetzen ob der entgleisten „Gewaltverherrlichung" bei manchen Kritikern doch recht überraschend. Haben die noch nie einen Refn Film gesehen? Alles nur Teil der Hype-Maschinerie? Whatever, am Ende der Nacht kann es jedenfalls nur eines bedeuten: Only God Forgives. Und vielleicht ziehe ich mir jetzt auch mal meine Thai-Boxing-Shorts an.

CHRISTIAN KRISPER

Pacific Rim

Bevor ihr dieses Review lest, muss ich vorwegschicken, dass ich weder Monster aus Japan greifen an, Godzilla, Gamera und Co von Buttgereit besitze, noch mich der Tod von Ray Harryhausen auch nur irgendwie berührt hat. Weirde asiatische Ungeheuer und Stop-Motion-Monster-Filme gehen mir also genauso am Arsch vorbei wie vermutlich 90 % der Personen, die sich gerade fragen, wer zum Teufel Buttgereit und Harryhausen überhaupt sind.

Aber keine Sorge, ihr müsst jetzt nicht Google befragen, aufdass die NSA im Anschluss eine weitere, eigenartige Facette zu eurem Persönlichkeitsprofil hinzufügt, denn bei Pacific Rim ist das alles völlig egal. Guillermo del Toro hat einen Hollywoodblockbuster geschaffen, den man zwei Stunden lang anschauen kann, ohne viel dabei nachdenken zu müssen und der beim Verlassen des Kinos nicht den Geschmack von Michael Bays verschrumpelten Penis im Mund zurücklässt. Auch Kanye weiß das zu schätzen.

Im Gegensatz zu Transformers wurden die Drehbuchschreiber nämlich damit beauftragt, sich coole (aber klassische) Genrecharaktere einfallen zu lassen, anstatt sich zu überlegen, wie man Megan Fox möglichst schnell zur nächsten Szene bringt, in der ihr T-Shirt nass wird oder sie sich auf einem Motorrad räkelt. Eigentlich ist diese Tatsache ziemlich großartig, weil mir spontan kein Actionfilm der letzten Jahre einfällt, der mit so viel Herz gemacht wurde wie Pacific Rim. Aber dazu kommt, dass der Film beim Casting komplett auf Serienschauspieler setzt und dadurch einen durch und durch zeitgeistigen Film abgibt. Außerdem hat del Toro als erster Regisseur seit James Cameron kapiert, dass die Action für 3D etwas langsamer sein muss, damit die Äuglein auch mitkommen.

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DAVID BOGNER

Painted Skin: Resurrection

Vermutlich sagt euch dieser Titel nichts, aber zum Glück ist Painted Skin: Resurrection genauso niederschwellig wie Pacific Rim und alles, was ihr wissen müsst, ist, dass es sich um den erfolgreichsten chinesischen Streifen aller Zeiten handelt und Asien wahrscheinlich aufgrund ihrer komplizierten Schriftzeichen eine einprogrammierte Abneigung gegen zu einfache Drei-Akt-Strukturen hat. Bei der verzweifelten Suche eines weiblichen Geschöpfs nach einem Mann, der ihr sein Herz schenken will, reißt sie einigen Alphamännchen das Herz aus der Brust.

Den Rest kann man sich denken: chinesische Kaiserzeit-Schwulst, viele theatralische Zeitlupenschlachten und eine Wandlung vom bösen Dämon zur guten, in den Weichzeichner reitenden Fee. Abgesehen von diesen recht klassischen Erzählvehikeln ist Painted Skin 2 (ja, der erfolgreichste Film Chinas ist eine Fortsetzung!) aber doch fast experimentell—zumindest im Hinblick auf seine epochale Langatmigkeit.

Manchmal könnte man auch um ein Haar vergessen, dass darin natürlich immer Propaganda und Zensur mitschwingen. In diesen Momenten wirkt er wie jeder andere asiatische Film auch: Man sieht hübsche Asiatinnen beim Hauttausch, schlecht animierte Bären, einen lustigen Fetten, der schnell stirbt, und viele malerische Bilder von wehenden und blitzenden und verlangsamten und weitwinkligen Sachen, die nicht viel Sinn machen, aber einen schön in die cineastische Seligkeit schaukeln (wobei so viel Politiklosigkeit auch schon wieder ein bisschen propagandistische Methode haben könnte).

Andere Elemente machen CHINA im Film wiederum sehr präsent: Zum Beispiel, wenn der einzige nicht rein chinesische Schauspieler (Fei Xiang, vormals Kris Philipps, geborener Taiwanese mit amerikanischem Vater) ausgerechnet in der Rolle des Oberbösewichts besetzt wird. Nach zirka einer Stunde ist der ganze Film aber vor allem ein bisschen wurscht, unterscheidet sich darin aber nicht wesentlich von Herr der Ringe. Anders als bei Herr der Ringe gibt es hier allerdings sogar Sex, obwohl dieser mehr nach grauem Dienst am Vaterland und weniger nach Spaß aussieht. In seinen besten Momenten ist PS:R fast wie der Harald Glööckler der Fantasyfilme. Und in seinen besten Momenten ist bekanntlich auch Harald Glööckler ziemlich großartig.

MARKUS LUST