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Von Ostergrüßen an Hitler bis zu Grumpy Cat—Kunst, die tötet

Manche finden es makaber, aber Waffen mit netten Bildern zu verzieren, hat beim Militär eine lange Tradition und ist dank Grumpy Cat auch heute noch beliebter denn je.

Ein Soldat hat ein Bild von Grumpy Cat auf eine Bombe gemalt und die Aktion hat das Internet fast lahmgelegt: In weniger als 24 Stunden wurde es mehr als 750.000 mal angeklickt. Das Bild der geliebten Katze auf einer Bombe scheint einige Leute zu überfordern.

„Nehmt es mir nicht übel, aber VERDAMMTE SCHEISSE, was, bitte, ist lustig daran, Leute umzubringen?“, schreibt Haje in einem Kommentar, der 58 Punkte bei dem Bildblog Imgur bekommen hat. „Fändet ihr das lustig, wenn diese Bombe dazu bestimmt wäre, Amerikaner zu töten?“

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Moment. Die Sache ist die: Dass Grumpy Cat auf einer Bombe zu sehen ist, kann man keinesfalls damit gleichsetzen, dass Amerikaner denken, dass es witzig ist, Menschen zu töten.

Es war beinahe so, als hätten alle, die sich darüber aufregen, zum ersten Mal über die Realität des Krieges nachgedacht und dabei gemerkt, dass Internetphänome nicht nur auf einen sicheren digitalen Raum beschränkt sind—aber wirklich alle, von Rihanna bis zu Werbeagenturen und Soldaten, die versuchen, den Akt der Menschentötung als normal darzustellen, können sie verwenden. „Zählt doch mal auf, warum es erbärmlich und obszön ist, Grumpy Cat auf eine Bombe zu malen, die gegen Afghanen eingesetzt wird“, tweetete Gizmodos Redakteur Sam Biddle. Doch niemand machte sich die Mühe.

Natürlich sind Kriege schlimm, aber kriegt euch mal wieder ein. Nur weil diese amerikanischen Soldaten ihre Waffen bemalen, sind sie noch lange keine Monster. An und für sich ist das Bemalen von Waffen ja eine alte Tradition beim Militär. Es ist ein moralischer Ansporn und eins der wenigen künstlerischen Ventile, die den Soldaten erlaubt werden. Seit Anbeginn der Kriegsführung haben Männer ihre Waffen bemalt. Früher dachte man, das würde „Glück“ bringen.

In dem Buch von 1991 von Jeffrey L. Ethell und Clarence Simonson Aircraft Nose Art: From World War I to Today überlegte sich ein Soldat im Vietnamkrieg, dass Flugzeugen mit eigenen Bemalungen „stark mit der primitiven Vorstellung verbunden war, mehr Kontrolle über einen Gegenstand zu haben, weil man ihn beschriftet hat.“

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Dieses Bild aus den 40ern mit afroamerikanischen Soldaten, die mit einer Artilleriegranate während des zweiten Weltkriegs posierten, wurde berühmt:

Hat Hitler sich über seine Ostereier gefreut? Wahrscheinlich nicht, und gesehen hat er sie wohl auch nicht, aber das ist ja auch nicht der Grund für die Beschriftung der Granaten, oder?

Vergesst nicht die Bomben von Dr. Seltsam:

Zu Beginn des Irakkriegs wurde folgende Nachricht auf diese Bombe gekritzelt.

Der Satz „High Jack This Fags“ erschien 2009 auf einer Bombe, bevor sie von der USS Enterprise aus ins Kriegsgebiet gebracht wurde. „Wir  haben die Offiziere der Navy, die in mit der Operation „Enduring Freedom“betraut sind, sofort davon in Kenntnis gesetzt, damit sie Maßnahmen ergreifen, auf dass sich so ein bedauerlicher Zwischenfall nicht mehr wiederholt“, sagte der US Navy Admiral Stephen Pietropaoli damals. Er fügte hinzu, dass der Mannschaft befohlen wurde, „spontane Schreibaktionen der Matrosen zu beobachten“.

Dann gibt es die Tradition der Nose Art—hier wird der Rumpf eines Luftfahrzeugs, eines Schiffs oder U-Boots bemalt—, die durch Fotos von Mädchen im Pin-up-Style, die sexuell frustrierte Männer gemalt hatten, berühmt geworden ist.

Mittlerweile sind wir im 21. Jahrhundert angekommen und das Militär bemalt noch immer gerne seine fliegenden Tötungsmaschinen. Dieser kanadische Hubschrauber wurde mit dem Emblem „Dragon's Breath“ bemalt, einem Spitznamen, den die Taliban den zwei sich am Helikopter befindenden Gewehren geben haben.

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Dieser Pinguin flog von 2005 bis 2006 in Afghanistan herum:

Und dieses Schätzchen hatte seinen Einsatz im Jahr 2010:

Hier ein paar Zähne auf einer Aufklärungsdrohne im Irak:

Vielleicht ist die Empörung über das Internetphänomen der Grumpy Cat auf einer Bombe gar nicht so schlimm, zumindest wenn es dabei hilft, die Leute daran zu erinnern, dass der Westen noch immer Raketen im echten Leben auf echte Menschen abfeuert.