Du hast garantiert schon von dem toten Hai gehört, der unweit von Melbourne in einem verlassenen Wildtierpark vor sich hingammelt. OK, wenn wir es ganz genau nehmen, gammelt das vier-Meter-Tier vielleicht nicht vor sich hin, weil Formaldehyd und überhaupt, aber die Flüssigkeit im Tank ist algengrün und der Fisch hat definitiv schon mal frischer ausgesehen. Wenn wir hier von Gammeln sprechen, meinen wir Gammeln im übertragenen Sinne. Und die Flosse guckt auch schon raus. So viel dazu. Danke, für deine Aufmerksamkeit.
Jedenfalls wird Rosie, wie der wohl berühmteste Formaldehyd-Hai der Welt genannt wird, nicht mehr lange in dem verlassenen Wildtierpark bleiben. Die Besitzer haben die Schnauze voll von den zahlreichen Freizeit-Abenteurern, die sich unbefugt Zutritt verschaffen und den Tank beschädigen; einen Tank, der immer noch bis obenhin mit krebserregendem Formaldehyd gefüllt ist. Man kann es offensichtlich nicht genug sagen: Leute, das Zeug ist giftig. Also haben sie das Tier dem nahegelegenen Museum Crystal World gespendet.
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Crystal World stellt, Überraschung!, vor allem Kristalle aus, aber auch Mineralien, Edelsteine, Meteoriten und diese großen Geoden-Dinger, die viel teurer aussehen als sie meistens sind. Das Museum verfügt allerdings, und hier kommen wir Rosie etwas näher, auch über eine Fossiliensammlung. Als Crystal-World-Mitarbeiterin Sharon den traurigen vier-Meter-Konservenhai in ihrem Facebook-Feed sah, wusste sie, dass das Museum Rosie unbedingt aufnehmen muss.
“Ich habe einen Beitrag über den Hai gesehen und Tom Kapitany darunter markiert, den Besitzer von Crystal World”, erklärte Sharon VICE am Telefon. “Er sagte, ‘Lass es uns machen, lassen ihn uns retten’. Also haben wir das getan.”
Sharon setzte sich mit den Besitzern des stillgelegten Wildtierparks in Verbindung und bekundete seriöses Interesse an dem Tier. Die seien mehr als glücklich gewesen. “Sie haben Crystal World den Hai gespendet, damit er in einer sicheren Umgebung weiter erhalten bleibt und zu Bildungszwecken eingesetzt werden kann”, so Sharon.
Seit Rosie in ihrem grünen Grab zu einer Internet-Sensation wurde, haben sich Scharen selbsternannter Urban Explorer auf den Weg zum verlassenen Wildtierpark und seinem “Billig-Damien-Hirst” gemacht. Nicht alle begegneten Tier und Chemietank mit dem gebürtigen Respekt. Die Besucherströme veranlassten die örtliche Polizei sogar, offiziell vor illegalen “Besuchen” zu warnen. Die Besitzer selbst fürchten ebenfalls um ihr Grundstück, vor allem in der Umgebung des Chemiebeckens, Nachbarn haben Angst vor Bränden.
“Es ist grauenvoll: Die Leute kommen in Wagenladungen zu dem Gelände, sie belästigen die Nachbarn und von dem, was ich gehört habe, kommen sogar welche mit ihren Kindern und stiften sie dazu an, den Tank zu zerstören”, sagt Sharon. “Das ist einfach nur dumm und gefährlich. Das Glas selbst bricht zwar nicht so schnell, weil es vier Schichten dick ist, aber wir haben es hier mit Formaldehyd zu tun, einer ernstzunehmenden Chemikalie.”
Die Grundstücksbesitzer haben inzwischen einen Wachdienst für Rosie eingestellt. Hinter den Kulissen wird derweil ihr Umzug geplant. Sharon spekuliert, dass mindestens noch sechs Monate vergehen werden, bis es soweit ist. “Es gibt noch eine Menge zu tun und es müssen einige Vorkehrungen getroffen werden, damit Rosie wieder glücklich aussieht.”
Sobald sie in ihrem neuen Zuhause eintrifft, soll der Hai “gesäubert und wieder zusammengeflickt und der Tank gereinigt und repariert werden”, so Sharon. “In Crystal World wird sie wieder der Bildung dienen, wofür sie ursprünglich auch gedacht war.”
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