In den USA gibt es viel Seltsames. Das wissen Menschen in der restlichen Welt – und auch in Amerika – nicht erst seit diesem pussy-grabbenden Präsidenten mit dem Cola-Light-Bestellknopf auf dem Schreibtisch. Und was bekommt man, wenn man die seltsamen Gestalten der US of A günstig mit Kameras und einem Fernsehnetzwerk ausstattet? Richtig, eine Menge höchst bizarrer TV-Sender. Bewiesen hat das ein Dienst namens Roku, der in den 00er-Jahren eine neue Ära des selbst gemachten Fernsehens einläutete: Dort können Amateure gratis eigene Sender anlegen.
In den USA wird Roku längst millionenfach genutzt, der “Roku Stick” erlaubt es Nutzern dort, so ziemlich alle Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon, YouTube auf dem Fernseher zu schauen, dazu aber eben noch Mini-Kanäle von kleineren Firmen und Einzelpersonen. In Deutschland arbeitet Sky zwar bei der Herstellung seiner Streaming-Hardware mit Roku zusammen, einen Zugang zur abgefahrenen Amateur-TV-Welt der Plattform gibt es hierzulande allerdings nicht.
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Ich habe mich ein paar Tage lang durch die Roku-Listen gescrollt und die bizarrsten Sender gesucht. Auf Roku gibt es öffentliche und private Kanäle – letztere werden nicht überwacht, man braucht allerdings einen Zugangscode, um als Nutzer auf sie zuzugreifen. Anscheinend gibt’s da viele Pornos und urheberrechtlich geschütztes Material zu sehen. Ich habe mich auf öffentliche Sender beschränkt.
Und das kam dabei zum Vorschein:
Ich als Nicht-Hund finde das gut
Wie der Name recht deutlich sagt, will der “Relaxing Channel for Dogs” Hunden helfen, sich zu entspannen. Vermutlich soll er laufen, während man nicht zu Hause ist und der Hund sich die Zeit allein vertreiben muss. Als ich mich einklinke, zeigt der Kanal eine Hundeschnauze in Nahaufname, dazu läuft esoterisch anmutende Musik mit dem Titel “Lakeside Walkies”. Ich schaue etwa vier Minuten lang zu, aber das Bild wandert einfach nur langsam an der Hundeschnauze entlang. Ich kann hier nicht für Hunde sprechen, aber mir gibt das was. Sehr entspannend.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 7/10
Der langweiligste Mais-Terror aller Zeiten
Der Kanal namens “The Cornfield of Terror” beschreibt sich als “perfekt für Partys und andere Zusammenkünfte”. Der einzige Content des Kanals ist ein Film names The Cornfield.
Der Film beginnt mit der Ich-Perspektive eines Typen, dessen Auto am Rande eines Maisfelds liegenbleibt. Ein kleines Kind kommt zwischen den Maispflanzen hervor und folgt ihm. Die nächsten zehn Minuten läuft der Typ einfach durch das Maisfeld – alles in Ich-Perspektive – und sagt immer wieder Zeug wie “Hallo?!” und “Was geht hier vor sich?!”
Ich langweile mich und spule zehn Minuten vor. Der Typ läuft noch immer durch den Mais. Noch mal zehn Minuten vor, immer noch Mais. Ich spule zum Ende: noch mehr Mais. Dann, ungefähr eine Minute vor Schluss, springen mehrere Personen in Monstermasken aus dem Mais hervor. Die Ich-Perspektive geht zu Boden; ich interpretiere es mal so, dass der Protagonist sich vor Schreck hingelegt hat.
Dieser Kanal besteht buchstäblich zu 90 Prozent aus einem Typen, der durch Mais läuft.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 10/10
Nur Animation, nur ohne Animation
Ich hatte mich bei der Beschreibung von “Only Animation” verlesen und den Channel runtergeladen, weil ich dachte, es geht um Leute, die Cartoon-Figuren synchronisieren. Stattdessen ist es der Kanal eines Typen namens Mat Brunet, der Cartoons rezensiert.
Brunet scheint so auf Cartoons zu stehen, dass er sich selbst in eine animierte Figur verwandelt. In allen Videos, die ich mir anschaue, hat er das exakt selbe Outfit an – eins von diesen seidigen Hemden wie aus Baz Luhrmanns Romeo + Julia, dazu einen orangefarbenen Hut – und außerdem spricht er mit einer aufgedreht-fröhlicher Stimme, wie es sie im echten Leben eigentlich nicht gibt.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 6/10
Fetisch, entspannend wie eine Fußmassage
Als ich “The Fetish Channel” einschalte, zeigt der Kanal die Füße einer Frau in hohen Schuhen, die irgendwo in Europa Lebensmittel einkauft. Dann geht sie zum Geldautomaten. Dann läuft sie über einen Parkplatz. Sie trägt ein hautenges schwarzes Kleid, ihr Gesicht sieht man nie.
Dann wird ein Titel eingeblendet: “Bupshi Girlfriends in Heels”. Zwei Frauen sind von der Brust abwärts dabei zu sehen, wie sie sich unterhalten – auf Russisch, glaube ich. Sie tragen beide extrem hohe Schuhe. Als Nächstes ist ein Ausschnitt aus der Serie Cougar Town zu sehen, in dem Courteney Cox barfuß telefoniert.
Ich bin ziemlich sicher, dass sich der Fetisch-Kanal an Fußfetischisten richtet. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum es diesen Kanal gibt, während das Internet vor Pornos überquillt. Ich habe keinen Fetisch, aber ich fand den Kanal ziemlich entspannend. Die wahllose Aneinanderreihung der Szenen hatte einen schönen Rhythmus, ein bisschen wie das Video aus The Ring.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 9/10
Im Wilden Westen nichts Neues (IWWnN)
Dieser Kanal ist genau so, wie man sich den Sender der Waffenfan-Vereinigung NRA (National Rifle Association) vorstellt. In den zehn Minuten, die ich NRA TV schaue, sehe ich: einen Mann, der vor einer US-Flagge sitzt und über das verdeckte Tragen von Schusswaffen spricht, Polizei- beziehungsweise Militärausrüstung, ein PEZ-Spender-Set mit den Köpfen der amerikanischen Gründerväter, eine Charlton-Heston-Puppe und eine Flasche scharfe Sauce. Außerdem läuft eine Werbung für die Show der NRA-Sprecherin Dana Loesch.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 0/10 für Menschen aus den USA, 10/10 für alle anderen
IWWnN, die Frauen-Version
Die NRA hat auch einen Sender speziell für Frauen. Ich sehe mir Teile einer Show namens Armed and Fabulous an, in der es um Frauen geht, die Waffen mögen. Die Folge handelt von einer 13-jährigen Waffennärrin namens Katie. “Die Jungs in der Schule werden langsam auf sie aufmerksam”, sagt die Sprecherstimme. “Aber ihr Dad macht sich keine Sorgen – Katie weiß auf sich aufzupassen.” Wir sehen Katie, die mit einer Pistole mehrere Zielscheiben trifft. Die vermutlich für 13-jährige Jungs stehen sollen.
Punkte auf der Weirdness-Skala: Siehe oben
Menschen, die auf England starren
Der Anglophile Channel handelt von anglophilen Menschen. Dieses Wort klingt irgendwie abgefuckt, bedeutet aber einfach nur, dass eine Person auf britische Kultur und Menschen steht. Mich als britischen Menschen gruselt das zwar trotzdem ein bisschen, aber hey, alle brauchen ein Hobby.
Ich sehe mir alle Folgen einer Serie namens Stories from the Anglophiles an. Es handelt sich, Überraschung, um eine Reality-Show über Anglophile. In einem Talentwettbewerb kämpfen sie um die Chance, zum britischen Korrespondenten des Anglophile Channel in England geschickt zu werden. In jeder Folge erklärt ein Amerikaner oder eine Amerikanerin, warum man ausgerechnet ihn oder sie wählen sollte.
Eine Frau namens Dawn erzählt, sie hätte in einem früheren Leben in England gelebt, und weint, als sie sich an einen London-Besuch in diesem Leben erinnert. Sie weint auch, als sie erzählt, wie sie kein Arbeitsvisum für Großbritannien bekam. Und noch mal, als sie erklärt, wie gern sie Westminster Abbey hat. Sie will dringender auf die Insel, als ich jemals irgendwas wollte, und das ist mir unangenehm. Die Folgen sind etwa fünf Jahre alt, es gibt keine neuen Staffeln oder Aufnahmen von der Reise des Siegers oder der Siegerin nach England. Was mich vermuten lässt, dass die Leute hinter dem Sender am Ende niemanden geschickt haben. Die arme Dawn.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 6/10
Diesen Kanal hat nicht mal Tori Amos verdient
Depressing Prospect Films wird von einem Amateur-Filmemacher aus Seattle namens Brian Labrecque betrieben. Die Beschreibung des Channels: “Seltsame, sinnlose und leicht anstößige Filme in der Tradition von South Park und Beavis and Butthead.”
Ich beginne mit einem Film von 2009 namens Effing Brutal: The Full Motion Video Graphic Novel. Es ist ein schrecklich unlustiger “Zeichentrick”-Film über Superhelden, darunter ein “selbstverleugnender Transvestit”, der sich für Tori Amos hält, und eine “manisch-depressive Lesbe”, deren Superkraft genau diese Eigenschaften sind.
Ich habe “Zeichentrick” in Anführungszeichen gesetzt, weil nichts davon wirklich animiert ist. Es sieht mehr aus, als habe jemand Fotos durch einen Online-Filter gejagt, damit sie gezeichnet aussehen. Nichts bewegt sich. Ich kann mir fast alles reinziehen, aber das hier ist mir zu übel. Ich bin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der erste Zuschauer, der nicht auch an der Produktion beteiligt war.
Ich spule ans Ende, und anscheinend habe ich ziemlich edgy Zeug verpasst. Vor dem Abspann kommt ein Disclaimer: “Wörter wie Transvestit, Schwuchtel, Bitch, Kampflesbe und Hure sowie Witze über Homosexualität sind in fiktiven Geschichten OK, aber niemand sollte im echten Leben so reden.”
Als Nächstes schaue ich in einen Film von 2004 rein: Josh/Tori Live. Er handelt von … einem Mann, der glaubt, er sei Tori Amos. Der Film wurde tatsächlich draußen in der echten Welt gefilmt. Ein als Tori Amos verkleideter Mann steht vor einem echten Tori-Amos-Konzert und belästigt Leute, die gerade ankommen.
Danach ziehe ich mir etwas von 2004 rein, mit dem Titel Far Too Gone. ES IST DIE GESCHICHTE EINES TYPEN, DER SICH FÜR TORI AMOS HÄLT. Der Film ist 47 Minuten lang. Ich schaffe etwa fünf davon.
Ich schätze, das ist das Problem, wenn man absichtlich schräge, irgendwie anstößige Sachen macht. Man kann sich easy selbst einreden, die Kritiker hätten ja nur ein Problem mit einem, weil man Wörter wie “Kampflesbe” benutzt. Statt auch mal auf die Kritiker zu hören, füllst du dann irgendwann einen ganzen Channel mit Zeug über “Typ, der sich für Tori Amos hält”.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 10/10
Wo selbst der Antichrist heimlich gähnt
Atheist TV ist wieder ein Channel, der genau so aussieht, wie man ihn sich dem Namen nach vorstellt. Typen in schlechten Hüten lesen seltsame Ausschnitte aus der Bibel vor und schauen dann direkt in die Kamera, um langgezogen und sarkastisch “Oooookaaaayy” zu sagen.
Der Kanal hat eine Weihnachts-Sparte, wo es Weihnachtssong-Parodien gibt, die das Fest als “Mythmas” bezeichnen. Und einen animierten Weihnachtsfilm, der Effing Brutal als schlimmsten Animationsfilm ablöst. Es sieht fast aus, als müsste es schwierig sein, etwas derart Schlechtes zu produzieren. Wie eine Kinderzeichentrick-Parodie aus einem Tony Hawk-Level-Editor.
In dem Film misshandelt der Weihnachtsmann seine Rentiere, weil er nicht mehr selbstständig denken kann und seine moralischen Entscheidungen aus der Bibel ableitet (seufz). Außerdem gibt es eine Nebenhandlung mit der ehemaligen Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly und einer Figur namens White Jesus (nochmal seufz – nur diesmal so schwer, dass mir komplett der Sauerstoff ausgeht und ich eine spirituelle Nahtoderfahrung habe, die sicher schon bald ein Typ in Schiebermütze auf Atheist TV sarkastisch auseinandernehmen wird.)
Punkte auf der Weirdness-Skala: 9/10
Das Sekten-Sedativ
Den Sender “House of Yahweh” klicke ich an, weil er so nach Sekte klingt. Eine Google-Suche bestätigt meinen Verdacht: House of Yahweh ist eine Weltuntergangssekte, der Bigamie und Kinderarbeit vorgeworfen wird. Die Gruppierung machte 2007 Schlagzeilen, weil eine Siebenjährige gestorben war, nachdem zwei mutmaßliche Sektenmitglieder sie zu Hause operiert hatten.
Der Kanal an sich ist ziemlich öde. Einfach nur lange, trockene Predigten von Leuten ohne besonderes Charisma. Die Outfits (siehe Screenshot) sind aber ziemlich fesch.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 4/10
Herbie redet über … Dinge?
Die erste Show, die auf dem Sender “I’m Inside Jew” aufgelistet ist, nennt sich Christmas message from Herbie and the May Pole of Doom. In der Beschreibung heißt es: “Dick Cheney und Negrodamus feiern gemeinsam in diesem Weihnachtsspecial für die ganze Familie.” Klingt doch vielversprechend.
Eine Titelsequenz erklärt, dass Herbie Pearlman, der Betreiber des Senders, auch Coachings und Live-Auftritte anbietet. Dann sehen wir Herbie: Eine Art New-Age-Version des Serienkillers Buffalo Bill aus Das Schweigen der Lämmer sitzt vor einem Weihnachtsbaum, in mehreren Anzughemden und einem Snuggie, einer Kuscheldecke mit Ärmeln. Er beginnt einen einstündigen Monolog, der unfassbar viele Themen abdeckt. “2112 kommt das große Aussterben, das ist meine Prognose”, sagt er unter anderem. “Das ist typisch Basian-Bardot, der Kapitalismus lässt uns alle vor die Hunde gehen, aber das ist OK, wir 36, die Lamed-Waw-niks, wir sind hier bei euch. Ihr könnt mit uns darüber reden, wie es ist, im Hospiz des Planeten zu leben. Stellt es euch als buddhistisches Alzheimer-Pflegeheim für die Hospizlosen vor.” Ein paar Wörter habe ich sicher falsch geschrieben, weil ich raten musste, was er da sagt.
Nachdem Herbie Fukushima, Ladendiebstahl, Coca-Cola, Hillary Clinton, Jeb Bush, Transpersonen, Zionisten, Kwanzaa, Keystone XL, Einsteins Relativitätstheorie und Ebola abgedeckt hat, checke ich die Uhr: Er spricht erst seit fünf Minuten.
Ich google Herbie, auf seiner Website heißt es, er sei ein Guru. Das wundert mich wenig, aber was ich wirklich krass finde: Es gibt Tausende Kanäle auf Roku, aber zufällig finde ich auch Videos, in denen Herbie von Brian Labrecque interviewt wird – dem Mann hinter dem Tori-Amos-Transvestiten. Vielleicht gehört Herbie zum selben verqueren TV-Universum und ist eigentlich nur ein Hoax?
Punkte auf der Weirdness-Skala: 10/10
Der Arschlöcher-Sender
Beim Sender “Crossbow Nation” klicke ich auf eine Show namens French River Bears. Darin ziehen ein paar Typen in Kanada los, um einen Bären anzulocken. Als er dann kommt, töten sie ihn mit einer Armbrust. Scheiß auf diese Arschlöcher.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 5/10
Erzählt ein Kind einen Witz
Auf “Kids Comedy Hours” sehe ich mir ein Video von siebenjährigen Zwillingen an, die Stand-up-Comedy machen. Das sieht dann so aus:
Kind 1: Die Leute denken, wir wären genau gleich.
Kind 2: Dabei sind wir voll verschieden! Er mag keinen Broccoli und ich schon.
Kind 1: Das stimmt nicht. Ich mag Broccoli. Er sieht hübsch aus, ich esse ihn nur nicht gern.
Kind 2: Seht ihr, was ich meine? Er isst nichts, was gesund ist.
Kind 1: Hey! Ich bin der Gesunde. Er hier hat einen dicken Bauch, weil er zu viel Eis isst.
Kind 2: Gar nicht! Mein Bauch ist nicht dick. Ich hab einen Sixpack.
Kind 1: Ja, genau, einen Sixpack Häagen-Dazs.
Natürlich darf man Kinder-Comedians nicht mit demselben Maß messen wie erwachsene. Trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, wen das hier unterhalten soll. Außerdem gibt es doch kein Häagen-Dazs im Sixpack, oder?
Punkte auf der Weirdness-Skala: 7/10
Die Aluhut-Barriere im Kopf
Jack Blood ist vermutlich der Betreiber dieses Senders, denn er heißt “The Jack Blood Show”. Er ist ein Standard-Verschwörungstheoretiker à la Alex Jones, der Zeug über Chemtrails und Globalismus schwafelt. Ich bin eigentlich eher schockiert, dass mir auf Roku nicht noch mehr solche Gestalten unterkommen.
Ich klicke auf eine Doku namens Illusionati. Im Vorspann laufen Clips aus Ghost Whisperer, ein Vogue-Autor, der über Andy Warhol redet, und etwas aus einem Film, in dem Don Cheadle sich an Bord eines Raumschiffs befindet. Während ich versuche, zu kapieren, was all diese Ausschnitte gemeinsam haben, erscheint Jack Blood und fängt an, etwas von den Illuminati und von “Kontroll-Mentalitäten” zu erzählen. Ich kann mich kaum darauf konzentrieren – vielleicht haben die Illuminaten schon von meiner Mentalität Besitz ergriffen.
Nach ein paar Minuten Tagträumen fange ich an, mich zu fragen, ob Verschwörungstheoretiker häufiger auf wahre Infos stoßen, aber dann glaubt ihnen niemand, weil sie diese Infos auf ihren Verschwörungskanälen teilen. Wie dieser Typ, der Regierungsdokumente auf 4chan stellte, wo die Nutzer die Infos als “fake und schwul” abtaten.
Also höre ich wieder aufmerksam zu. Aber ich komme nicht durch die Aluhut-Barriere. Leute labern Zeug darüber, dass es “in Israel doch nur um den Vatikan” gehe, und über den Einfluss der Tempelritter auf den Irakkrieg. Ich beschließe, dass ich lieber weiterhin zu den unwissenden Schafen gehöre, wenn ich mir dafür endlich was anderes anschauen kann.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 7/10
Hier ist Holland wirklich in Not
Holland TV ist ein Sender, der nur Content der Kleinstadt Holland im Bundesstaat Michigan zeigt. Als ich einschalte, kommt gerade unfassbar niedrig auflösendes Material vom Loving Day, einem jährlichen Feiertag dort. Das Fest findet zu Ehren der Lovings statt – das Ehepaar, eine Schwarze Frau und ein Weißer Mann, stand im Fokus des Falls, der den Obersten Gerichtshof der USA 1967 dazu brachte, das Verbot gegen “gemischte” Ehen zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe aufzuheben.
“Hallo, meine multikulturelle und inklusive Stadt, die ich liebe”, sagt die Leadsängerin einer Band namens Beaver Xing, die hauptsächlich aus Kindern besteht. Daraufhin spielt die Band schreckliche, aber herzerwärmende Cover-Versionen von “Havana” und “Shake it Off”.
Das Ganze ist schrecklich unangenehm, aber trotzdem schaue ich kurz auf ein paar Immobilienseiten, ob es nicht ein Haus für mich in Holland gibt. Ich kann es mir definitiv nicht leisten, dorthin zu ziehen.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 2/10
Warnungen zum Davor-Warnen
Ich klicke wahllos auf ein Video des Kanals “Scam Alert”. Es ist eine Handyaufnahme von einer Frau, die sich selbst filmt und erzählt, dass sie von einer Frau namens Linda auf Facebook kontaktiert wurde. Linda habe behauptet, die Frau hätte einen Bargeld-Preis gewonnen, aber nach ein wenig Hin und Her schlussfolgerte die Frau, dass es sich um eine Betrugsmasche handelte. “Haltet Ausschau nach diesem Mädel”, warnt sie. “Die führt nichts Gutes im Schilde.”
Das Video, das danach automatisch startet, zeigt einen Typen, der vor einem Betrüger warnt, der es auf Menschen abgesehen hat, die sich auf Facebook für Chilisoße begeistern. Danach kommt wieder ein selbst gefilmtes Handyvideo von einer Frau, die an einen Mann geraten ist, der sich für einen Finanzbeamten ausgibt. Das hier kommt mir wie eine unfassbar ineffiziente Art vor, sich über Betrugsmaschen auf dem Laufenden zu halten.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 9/10
Twerk and shout
Ich sehe mir eine Show namens Twerk and Bake auf dem “Screw Channel” an. Sie ist nur eine Minute lang und zeigt mehrere Frauen, die in der Küche zu einem Rihanna-Song twerken.
Punkte auf der Weirdness-Skala: 10/10
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