Dieser Artikel stammt aus der Privacy and Perception Issue des VICE Magazine, die in Zusammenarbeit mit Broadly produziert wurde. Mehr Geschichten aus dem Heft kannst du hier lesen.
Als Farah Al Qasimi nach New York City zog, fühlte sie sich einsam. Sie schaute sich nach Orten um, die sie an ihre Heimat in den Vereinigten Arabischen Emiraten erinnerten. Sie habe “ein Gefühl der Intimität gesucht, dass keine körperliche Nähe braucht”, sagt sie. Sie suchte nach Vertrautem; nach Straßen, in denen sie ihre Muttersprache hörte; nach heimischen Speisen, die an ihrem neuen Wohnort seltene Delikatessen waren. Schließlich gestaltete sie ihre Suche zutiefst amerikanisch: Sie machte einen Roadtrip durch die gesamten USA, um in Städten wie Houston, Las Vegas, Paterson und Los Angeles die mehrheitlich arabischen Viertel zu fotografieren.
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“Ich habe mich dafür interessiert, welche Teile ihrer Kultur eine Diaspora zurücklässt, welche sie mitnimmt und welche zur Ware werden, wie Bauchtänzerinnen, Wahrsager und Shisha-Bars”, erklärt Al Qasimi. Dabei sei ihr auch aufgefallen, wie sich Geschlechterrollen auswirken können: Viele arabischstämmige Menschen würden in der neuen Heimat zum ersten Mal als ethnische Minderheit wahrgenommen. Al Qasimi meint, diesen Machtverlust empfänden viele Männer als eine Art “Entmännlichung”.
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Ihre Serie sieht Al Qasimi außerdem als Hommage an The Americans, das Nachkriegsfotobuch, in dem Robert Frank Arbeiter, Reichtum und Rassentrennung in den USA der 1950er zeigte. Ein hoher Anspruch, doch Frank ist keine abwegige Ikone für Al Qasimi: Auch sie versucht zu sehen, was andere außer Acht lassen – und was uns dennoch bekannt vorkommt.
“Mit Bildern können wir jenseits von Sprache Informationen teilen”, sagt sie. “Es kann unglaublich tröstend sein oder erleichternd, einfach nur zu sehen, was jemand anderes für einen Tag hatte.”
In anderen Worten: Es gibt immer einen Weg, zu Hause zu sein.