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VICE-Journalisten wurden wegen Terrorvorwürfen inhaftiert: VICE News verurteilt die türkische Regierung

Drei Journalisten, die für VICE News gearbeitet haben, wurden vergangene Woche im Zuge ihrer Berichterstattung aus der südosttürkischen Provinz Diyarbakır inhaftiert.

Ein türkisches Gericht hat am Montag, den 31. August 2015, offiziell Anklage wegen Terrorismus gegen zwei VICE News-Journalisten und ihren Kollegen erhoben. Mehrere NGOs haben die Freilassung der Journalisten verlangt.

Die zwei Briten, Jake Hanrahan und Philip Pendlebury, sind seit dem ortszeitlichen Abend des 27. Augusts 2015 in Gewahrsam. Die zwei wurden in der Stadt Diyarbakır im Südosten der Türkei zusammen mit ihrem Fixer—einem lokalen Journalisten, der ihnen als Übersetzer und Guide dient—und ihrem Fahrer festgenommen. Der Fahrer ist inzwischen aus der Haft entlassen worden.

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Kevin Sutcliffe, der Head of News Programming für VICE in Europa, verurteilte am Montag die Inhaftierung der Journalisten.

„Heute hat die türkische Regierung haltlose und besorgniserregende falsche Vorwürfe der ‚Arbeit für eine terroristische Organisation' gegen drei VICE News-Journalisten erhoben, um einzuschüchtern und ihre Berichterstattung zu zensieren", sagte er. „Bevor sie ungerechtfertigt festgenommen wurden, hatten diese Journalisten über die Situation in der südosttürkischen Provinz Diyarbakır berichtet und diese dokumentiert."

VIDEO: Der Vormarsch des Kalifats: Islamischer Staat.

„VICE News verurteilt die Versuche der türkischen Regierung, unsere Korrespondenten mundtot zu machen, aufs Schärfste. Unsere Reporter haben unerlässliche Berichterstattung aus der Region geliefert," fügte Sutcliffe hinzu. „Wir arbeiten weiterhin mit allen entsprechenden Behörden zusammen, um die sichere Freilassung unserer drei Kollegen und Freunde voranzutreiben."

Amnesty International, PEN International und das Committee to Protect Journalists (CPJ) haben sich dem Ruf nach der sofortigen Freilassung der Journalisten angeschlossen.

„Es ist absolut richtig, dass die Journalisten über diese wichtigen Geschehnisse berichten", teilte die Menschenrechtsorganisation mit. „Die Entscheidung, die Journalisten festzunehmen, war falsch und die Vorwürfe der Unterstützung des Islamischen Staats sind unbewiesen, unerhört und bizarr."

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Die Anklage erfolgt in einem Klima, das von Angriffen auf die freie Meinungsäußerung in der Türkei geprägt ist. Zeynep Oral, Präsidentin von PEN in der Türkei, merkte an, Journalisten hätten es immer schwerer, in der Türkei ihrer Arbeit nachzugehen.

„In einer Zeit der Unsicherheit, sowohl im Land als auch in der Region, brauchen wir freie Meinungsäußerung und das Recht auf Information mehr denn je", sagte Oral. „Wir verlangen Gerechtigkeit und die unmittelbare Freilassung der Journalisten, die nur ihre Arbeit machen."

Zu der verstärkten Zensur seitens der Regierung gehören auch Bemühungen, soziale Netzwerke wie Twitter und YouTube vorübergehend unzugänglich zu machen—beide Seiten wurden 2011 während den Aufständen des Arabischen Frühlings in Nahost und Nordafrika viel genutzt. Berichten zufolge hat die Unterdrückung der Medien in der Türkei zugenommen, seit es Präsident Recep Tayyip Erdoğan in den Wahlen diesen Juni nicht gelang, eine Mehrheit zu sichern.

„Seit seine Partei es versäumt hat, bei den Wahlen im Juni eine Mehrheit zu gewinnen, hat [Erdoğan] seine Bemühungen intensiviert, jegliche kritische Berichterstattung zu unterdrücken, vor allem jene über die eskalierenden Konflikte im größtenteils kurdischen Südosten", sagte Maureen Freely, die Präsidentin von PEN in England. „Sein Ziel ist es, die Story zu kontrollieren, wie immer. Wenn diese Journalisten weggesperrt bleiben, wird er seinen Willen bekommen haben."

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Trotz des wachsenden Einsatzes der Türkei, gemeinsam mit der von den USA angeführten Koalition Extremisten in der Region zu bekämpfen, zögert die Regierung damit, kurdische Kämpfer, die entlang der türkisch-syrischen Grenze den Islamischen Staat bekämpfen, auszubilden und zu bewaffnen. Es wird befürchtet, diese Kämpfer könnten sich der PKK anschließen, die von der Türkei, der EU, den USA und Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft wird.

Hanrahan und Pendlebury sind erfahrene Korrespondenten. Zusammen haben sie bereits über die Flüchtlingskrise in Calais, das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit, irischen Republikanismus und andere Themen berichtet.

Neben seiner Arbeit für VICE News hat Hanrahan außerdem für den Guardian, den Independent, Wired und Rolling Stone Middle East geschrieben. Pendlebury ist ein versierter Kameramann und Redakteur, der im Irak, in Afghanistan, Nordkorea und weiteren Ländern gefilmt hat.


Titelfoto: Global Jet | Flickr | CC BY 2.0