“Wir hätten es als grob fahrlässig empfunden, diese Zeit diesem Thema nicht zu schenken”, sagt Joko Winterscheidt am Mittwochabend in die ProSieben-Kameras. Er und sein Co-Moderator Klaas Heufer-Umlauf hatten am Abend zuvor in ihrer Sendung Joko & Klaas gegen ProSieben erneut eine Viertelstunde Sendezeit erspielt, über die ProSieben sie frei entscheiden lässt. Das Thema, dem sie diese Zeit widmeten: Corona. Überraschend war die Ernsthaftigkeit dieser Viertelstunde. In der Woche davor schluckten beide Moderatoren in den erspielten 15 Minuten kleine Kameras in Pillenform und sendeten aus ihren Verdauungstrakt. Später spülten sie mit Würfeln nach und versuchten, in ihren Mägen eine sechs zu würfeln.
Doch statt Dickdarm gab es diese Woche Olaf Scholz. Und während vergangene Woche zwei erwachsene Männer vor der Kamera rumhampelten, um einen Würfel in ihrem jeweiligen Körper zu bewegen, schauten sie und andere dieses Mal betreten in die Kamera. Gut so.
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Zuerst berichtet in der Sendung eine 23-jährige Long-Covid-Patientin von ihren Erfahrungen, die mit 21 für 38 Tage auf der Intensivstation lag und erst vor kurzem wieder das Laufen gelernt hat. Danach kreist die Kamera um einen Oberarzt der Corona-Intensivstation der Charité. Obwohl mit dem jetzigen Anstieg der Infektionszahlen weitere Intensivstationen eröffnet wurden, sagt er, dass er einen drohenden Kollaps des Gesundheitssystems befürchte. Er bittet das Publikum, die Kontakte zu beschränken und fordert dazu auf, sich impfen zu lassen. “Die Impfung ist sicher, sie wurde sieben Milliarden mal verimpft.”
Nachdem der Arzt die Bildfläche verlässt, setzt sich der zukünftige Bundeskanzler Olaf Scholz auf den beleuchteten Stuhl. Untermalt von epischer Streichmusik wendet er sich in eindringlichen Worten an die Zuschauerinnen. “Neu in dieser vierten Welle ist: Die Linie zwischen denen, die nach einer Covid-Erkrankung einen milden oder einen sehr schweren Verlauf haben, geht nicht mehr zwischen Alten und Jungen, sondern zwischen Geimpften und Ungeimpften.” Er fordert alle, die können, dazu auf, sich impfen zu lassen. “Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich selbst, gefährdet Kinder und alle seine Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorerkrankungen nicht impfen lassen können.”
Irgendwann richtet er sich direkt an die junge Zielgruppe von Joko und Klaas: “Es ist mir bewusst, dass Abstand halten und jung sein nur sehr schlecht zusammenpassen. Dass viele unter Einsamkeit leiden – das Leben, die Unbeschwertheit. Niemandem geht es einfach nur gut in diesen Zeiten. Mir nicht, Ihnen und euch nicht.”
Das Video wurde bis zur Veröffentlichung dieses Textes über 133.000-mal auf Instagram gelikt und über 10.000-mal auf Facebook geteilt. Die deutsche Impfkampagne ist dagegen weit weniger erfolgreich. In Portugal sind über 86 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, in Deutschland nur über 68 Prozent. Selbst wenn die Aktion von Joko und Klaas diese Zahl nur um ein paar Prozentpunkte nach oben drückt, hat sie sich gelohnt.
Hier gibt es das ganze Video: