Hongkong hat ein Problem. Ein tierisches Problem. Die dortige Behörde für Landwirtschaft, Fischerei und Naturschutz schätzt, dass auf dem Gebiet der chinesischen Sonderverwaltungszone ungefähr 1.100 wilde Kühe und 120 wilde Büffel leben.
Ein friedliches Zusammenleben der Tiere mit den Anwohnern zu gewährleisten, sei schwierig, schreibt die Behörde. In der Realität sieht das dann folgendermaßen aus: Das Vieh wird toleriert, solange es nicht den Verkehr behindert, die Straßen zuscheißt oder sich in den Obst- und Gemüseabteilungen der lokalen Supermärkte bedient.
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Jetzt haben die Kühe die Friedensvereinbarung gebrochen.
Ort des Verstoßes war das Dorf Mui Wo auf der zu Hongkong gehörenden Insel Lantau. Wie die örtliche Zeitung Ming Pao berichtet, sind dort Anfang des Monats vier Kühe in einen Lebensmittelladen eingefallen. Die Bande steuerte zielsicher die Obst- und Gemüseabteilung an und ließ sich die dort gebotenen Waren schmecken. Nach einer Weile schafften es die Angestellten zusammen mit einigen Kunden, die Tiere wieder raus auf die Straße zu treiben. Videos wurden natürlich auch fleißig gemacht.
Andy Wong Man, ein Gemeinderatsmitglied von Mui Wo, sagte gegenüber Ming Pao, dass in dem Gebiet rund 30 wilde Kühe lebten. Er habe jedoch noch nie davon gehört, dass eine dieser Kühe schon mal in einen Laden spaziert wäre. Das Ganze könne aber auf jeden Fall wieder passieren – die Leute würden die Tiere zu oft mit Obst füttern. Ein Sprecher der Supermarktkette sagte nach dem Kuh-Überfall gegenüber der Website Coconuts, dass das übrig gebliebene Obst und Gemüse weggeschmissen wurde und die Angestellten die Regale ordentlich sauber gemacht hätten.
Die Zeitung South China Morning Post hatte schon vor dem Vorfall einen Artikel über Hongkongs lange bestehendes Problem mit wilden Kühen veröffentlicht: Das Problem sei ein Resultat der rapiden Urbanisierung in den ländlichen Gegenden um die Metropole herum. Durch diese Entwicklung sähen verschiedene Tierarten plötzlich gezwungen, sich in neu geschaffenen Siedlungen zurechtzufinden.
Laut der Vorsitzenden der Tierschutzorganisation Lantau Buffalo Association, Ho Loy, seien die wilden Kühe aber wortwörtlich Gewohnheitstiere und zögen deswegen weiterhin durch die gleichen Gegenden wie schon immer – selbst wenn diese Gegenden jetzt nicht mehr von Wiesen, sondern von Beton und Straßenschluchten geprägt sind. “Viele Leute empfinden die Kühe im Straßenverkehr als lästig”, erklärte Ho. “Aber sie denken gar nicht daran, dass diese Straßen früher das Weideland der Tiere und deren Vorfahren waren.” Eigentlich sind also nicht die Kühe den Anwohnern im Weg, sondern die Anwohner den Kühen – nur dass die sich nicht beschweren können.
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