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Tech

KI rettet Patientin das Leben, weil sie die Fehldiagnose der Ärzte korrigiert

Der Fall zeigt, wie Künstliche Intelligenzen die Medizin der Zukunft revolutionieren können.
Bild: imago

Was hat der mächtige Watson nicht alles schon gemeistert: Die von IBM entwickelte Künstliche Intelligenz hat anhand von Youtube-Videos kochen gelernt, kennt Kinder ähnlich gut wie ihre besten Freunde, und nun hat er auch noch einer Frau das Leben gerettet.

Die Patientin kam mit starken Beschwerden an die Uniklinik Tokio, doch die Ärzte blieben so ratlos wie ihre Therapieversuche erfolglos. Bis eine auf IBMs Watson basierende Künstliche Intelligenz zu Rate gezogen wurde—die hat nun zum ersten Mal eine Diagnose gestellt, die der Expertise des Medizinerteams bei Weitem überlegen war.

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Das sagt weniger etwas über die Fähigkeiten der Ärzte aus als über das Potential von Watson: Die KI brauchte gerade mal zehn Minuten, um die DNA der Frau mit 20 Millionen Krebsstudien abzugleichen, und überraschte die Onkologen—sie hatten eine Fehldiagnose gestellt.

Das erklärt auch, warum sie auf die Behandlungsversuche für die zuvor diagnostizierte akute myeloinische Leukämie nicht ansprach. Durch einen Blick auf die genetischen Informationen und den rasanten semantischen Abgleich mit ähnlichen Fällen konnte der Computer die Ärzte in ihrer Analysefähigkeit übertreffen. Es stellte sich heraus, dass die Patientin an einer extrem seltenen Form von Leukämie leidet, die weltweit gerade mal 41 Patienten betrifft—und für die es durchaus Heilungsaussichten gibt.

Am Medical Institute der Tokyo Universität zittert man nun keineswegs um den eigenen Job, sondern zeigt sich erleichtert über die Unterstützung. Eine solche Technologie werde „die Welt verändern", zitierte der japanische öffentlich-rechtliche Rundfunk NHK den leitenden Arzt am Institut, Satoru Miyano.

So sieht die Benutzeroberfläche von IBM Watsons Genomics aus. Bild: Screenshot NHK

Schon seit mehreren Jahren können sich Ärzte auf die Vorzüge einer Künstlichen Intelligenz-Assistenz verlassen. Datenbanken wie Modernizing Medicine, die auf derselben Technologie wie Shoppingwebplattformen und Marktplätze fußen, können Ärzten ähnliche Empfehlungen anbieten wie Amazon es bei anderen Produkten tut, falls das Mittel der Wahl bei einem Patienten nicht anschlagen sollte („Andere Ärzte verschreiben auch…").

Supercomputer wie Watson können aber noch mehr und sich so zu einer unentbehrlichen Hilfe für Ärzte entwickeln: Sie können nicht nur eine enorme Anzahl an Daten verwalten, sondern jede neue Diagnose gegen andere abgleichen und so mögliche Risiken wie Gegenanzeigen schon im Vorfeld erkennen.

Watsons besondere Stärke ist es, Semantik in Perfektion zu beherrschen, weswegen er auch so gut zur Analyse von Medizinakten geeignet ist. Auch bei jenem Triumph, für den Watson bisher berühmt wurde, kam ihm die Sprachanalyse zugute: Im Februar 2011 schlug die Künstliche Intelligenz den 74-fachen Jeopardy!-Sieger Ken Jennings in einem Schaukampf.