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Stillgelegte AKWs sind immerhin noch für beeindruckende Drohnenaufnahmen gut

Für dieses atemberaubende Video des alten US-Atomreaktors von Satsop ist ein Hobby-Drohnenpilot mit dem perfekten Nebel und Sonnenaufgang belohnt worden.
Bild: Braden Roseborough /  Screenshot YouTube

Vielleicht liegt es an der atmosphärischen Musik, vielleicht auch an der gespenstisch tiefen Nebeldecke, und vielleicht liegt es aber auch einfach an dem verlassenen Reaktor selbst—dieses Video zeigt jedenfalls eine der dystopischsten Überflüge, die ich je gesehen habe.

Normalerweise würde ich sagen, dass sich jeder, der mit einer Drohne über einen Atomreaktor fliegt, bei den lokalen Behörden nicht besonders beliebt macht. Aber im aktuellen Fall suchte sich der Pilot Braden Roseborough einen der wenigen Reaktoren aus, an dem eine solche Aktion technisch und rechtlich möglich ist.

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Der Bau der Anlage in Satsop, Washington begann im Jahr 1977 und endete 1983, nachdem dem Projekt das Geld ausgegangen war. Seitdem steht der Reaktor in seiner vollen ungenutzten Betonschönheit in der Landschaft, ohne je ans Netz gegangen zu sein. Eigentlich soll er seit 1995 abgerissen werden, aber wie ihr sehen könnt, ist dies nie passiert.

Vermutlich hast du bemerkt, dass Roseboroughs Aufnahmen nur den sich aus dem Nebel abzechnenden Kühlturm zeigen und dir keinen vollständige AKW-Erklärtour bieten. Statt ausladender technischer Details ging es dem Hobby-Drohnenpiloten wohl eher um die Gesamtatmosphäre, während sich dutzende Meter unter der kreisenden Drohne und den Kühltürmen auch die nie fertiggestellten Reaktorreste verbergen. Das Video fängt genau jene architektonische Struktur ein, die wohl jedem beim Gedanken an ein AKW in den Kopf kommt.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Anlage zu einem beliebten Ausflugsziel für Entdecker gemausert—einige Kletterer haben den Kühlturm erklommen und teilweise sogar Rundgänge im Inneren veranstaltet. Das einzige heutige Lebenszeichen der Bauwerke sind die kontinuierlich blinkenden Lichter auf der Spitze des Kühlturms, die vorbeifliegende Flugzeuge warnen sollen.

„Die Kühltürme zählen zu den beeindruckendsten Strukturen, die ich je gesehen habe", sagte Hobby-Drohnenpilot Roseborough.

In seinem aktuellen Video macht er eigentlich so ziemlich alles richtig: Langsamer Aufstieg entlang der Kühltürme, weit über die Baumkronen und wabernden Nebelfelder hinaus; ausdauerndes Schweben über der Öffnung des Turms und ein abschließender Rückzug in die Totale, die dir zeigt, wie groß die Anlage ist.

Auf Reddit beschreibt er seine sorgfältig geplante Aktion:

„Ich habe mich mit einem Freund von mir abgesprochen und wir sind um fünf Uhr morgens dort rausgefahren, um keine anderen Aktivitäten in der Gegend zu stören. Wir gehen häufiger zusammen Fallschirm springen und kennen Nebel- und Wolkenfelder daher recht gut. Dass die Bedingungen jedoch so perfekt sein würden, hatten auch wir nicht erwarten. Über der Anlage herrschte klare Sicht und es war windstill. Wir haben mit einigen Geschäftsleuten in der Anlage und einem Sicherheitsmann vor Ort gesprochen. Sie waren alle ziemlich freundlich und hatten kein Problem mit unserer Aktion."

Und für seine ideale Organisation ist er mit den perfekten Bedingungen für seine Aufnahmen belohnt worden.