FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Tiere töten als Reality-TV: Extreme Huntress sucht die Miss Großwildjagd 2016

Bei Jagdfreunden soll auch die Ehe länger halten.
Ob Tanya den Titel gewinnt? Bild: Extreme Huntress

Großwildjagd assoziiert der aufgeklärte Westeuropäer heutzutage vielleicht mit Putin, leicht verknöcherten, adligen Traditionen oder dem illegalen Handel mit Elfenbein. Die Macher von Extreme Huntress jedoch möchten der Jagd ein positiveres Image geben und inszenieren die tierische Schießerei als Reality-TV. Mittlerweile suchen sie schon in der sechsten Staffel ihre jährliche Miss Großwildjagd. Hier kommt die Jagd auf Nashörner und Giraffen als familienfreundliches Mama-Abenteuer, Emanzipationssport und sexy Hobby rüber.

Anzeige

Erst kürzlich wurden die Halbfinalistinnen bekannt gegeben—und jetzt seid ihr, die werten Zuschauer gefragt. Stimmt ab: Wer soll in die texanische Ranch einziehen und sich dort durchs Finale schießen?

Ist es Nicole, deren fünfjährige Ehe nur durch die gemeinsame Begeisterung für die Jagd gehalten hat?

Vielleicht Charisa, die bereits jagte bevor es cool wurde und ihre erste Jagd mit drei Jahren auf den Schultern ihres Vaters erlebte?

Oder Shannon, der nur Biofleisch von wilden Tieren auf den Teller kommt?

In den 13 Folgen der jeweils 20 minütigen Sendung werden die Jägerinnen von einer blondierten Heidi Klum mit ledriger Haut und einem rauschebärtigen Doktor Bob mit Bauch durch die Steppe geführt. Sie neben dem schnellen Nachladen und dem korrekten Anpirschen lernen sie auch, der Kritik von Tierschützern mit geschulten Antworten den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Im Prinzip möchte Extreme Huntress etwas Gutes: die Jagd den Profis überlassen, die Natur schützen und Frauen einen Platz in der männerdominierten Jägerwelt sichern. Die Argumente dafür sind jedoch recht simpel: „Mit einer, auch unter Eltern verbreiteten, Scheidungsrate von 50 Prozent, betätigen sich die Kinder bereits in recht jungem Alter in anderen Sportarten. Erreichen sie dann mit 12 oder 14 Jahren (je nach Bundesstaat) das legale Alter für die Jagd, fehlen ihnen die Vorbilder.", so auf der Website zu lesen. „Wenn Mama jagen geht, gehen auch die Kinder und bewahren so unser Erbe der Natur."

Anzeige

Video von Tiermisshandlungen belegt den Fehler im System der Safari-Großwildjagd

Doch trotz aller guten Ansätze für Mensch und Natur überwiegt die sensationalistische Präsentation eines Army-Camps für Großwildjägerinnen.

In den letzten Monaten erzielte Rebecca Francis, die Gewinnerin von 2010, einen gut gemischten Blumentopf aus nachträglichem Ruhm und Schmach, als sie ein Foto von sich twitterte, auf dem sie, vor Glück strahlend, neben einer selbst erlegten Giraffe posierte. Sie wurde damit nicht nur zur Zielscheibe des britischen Entertainers und Tierfreunds Ricky Gervais, sondern erhielt auch Todesdrohungen von engagierten Tierschützern.

What must've happened to you in your life to make you want to kill a beautiful animal & then lie next to it smiling? pic.twitter.com/DyYw1T5ck2
— Ricky Gervais (@rickygervais) April 13, 2015

Obwohl Extreme Huntress also das Positive an der Jagd propagieren will—und Rebecca Francis nach der Show vielleicht einfach nur ein wenig Narzissmus geleckt und ihr blutiges Hobby etwas zu ambitioniert in Szene gesetzt hat—ist die Gefahr der Wiederbelebung eines waffenverherrlichenden Übermenschentums mit kolonialzeitlichen Ansätzen groß.

Neben geschickt cool geschnittenen Szenen von Frauen in Tarnkleidung, die Schuss- oder Pfeilwaffen positionieren, überwiegen im Nachklang vor allem Bilder toter Tiere.