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Chinesen kaufen massenweise Frischluft aus Flaschen von kanadischem Start-up

Es ist soweit: Luft wird zur Ware.
Die beiden Gründer von Vitality Air: Moses Lam und Troy Paquette. Bild: Facebook

China liegt unter dicken Feinstaubwolken. Ende November wurden in Peking Smogwerte gemessen, die die Richtlinien der WHO um das 17-fache überschreiten. Atemmasken gehören zum alltäglichen Straßenbild, und frische, saubere Luft ist ein kostbares Gut.

Ein Start-up aus Edmonton namens Vitality Air verkauft den Chinesen nun herrliche, nordamerikanische Frischluft—abgefüllt in Sprühdosen. Laut eigener Aussage machten die Kanadier damit in den letzten Wochen einen durchaus ergiebigen Umsatz. Obwohl das Unternehmen die Luft bereits seit sechs Monaten anbietet, ist das Produkt in China erst seit zwei Monaten über das eBay-Pendant Taobao erhältlich. „Unsere erste Lieferung von 500 Flaschen frischer Luft verkauften wir bereits innerhalb von vier Tagen", so der Gründer von Vitality Air, Moses Lam, gegenüber The Telegraph.

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4.000 weitere Flaschen, von denen 1.000 bereits bezahlt und reserviert seien, befinden sich momentan auf dem Weg nach Asien. Ein 7-Liter-Behälter kostet um die 23 Euro und beinhaltet rund 150 Atemzüge feinster Bergluft aus dem kanadischen Banff National Park und vom dortigen Lake Louise, gelegen in den majestätischen Rocky Mountains. Mit diesem stolzen Preis ist die Anschaffung einer Flasche Luft etwa 50 mal so teuer wie der Kauf einer Mineralwasserflasche.

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Dabei handelt es sich bei dem erfolgreichen Unternehmen eigentlich um den kapitalistischen Ableger eines eBay-Gags, bei dem Lam eine Tüte Luft für 30 Cent verhökert hatte. Eine zweite Plastiktüte ging dann bereits für knapp 100 Euro über die Theke. Aus dem Scherz-Start-up wurde sogleich eine mehr oder minder ernste Geschäftsidee. „In China ist frische Luft Luxus, etwas sehr Wertvolles", so Lam. Neben den Chinesen aus den feinstaubgeplagten Großstädten im Süden und Nordosten des Landes gehören Abnehmer aus Nordamerika und Indien (erst diese Woche kamen von dort 150 Anfragen) zur Kundschaft von Vitality Air.

Gruselig: So sah es Ende November in Peking aus. Bild: Imago/ China Foto Press

Herrlich: Lake Louise im Banff Nationalpark—von hier kommt die Luft. Bild: Imago/ Westend61

Zu den Käufern gehören vor allem wohlhabende Chinesinnen, die ihrer Familie etwas Gutes tun wollen oder ein gepflegtes Mitbringsel benötigen. Doch auch Altenheime und Nachtclubs zählen laut den Kanadiern zu ihren Kunden. „Manche Leute haben gleich zehn Flaschen auf einmal gekauft", so Lam gegenüber Globalnews.

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Auch wenn abgefüllter Sauerstoff und smarte Atemmasken wie die von Sendinaden mehr nach Sci-Fi als nach genialen Geschäftsideen klingen, so sollten wir unsere Hoffnung und unser Geld doch lieber in eine konsequente Umweltschutzpolitik und auch die Umsetzung der gerade in Paris vereinbarten Klimaziele stecken, um dem Smog endlich Einhalt zu gebieten.

Lams Familie ist übrigens nicht hinreichend überzeugt von der Zukunft des luftigen Geschäfts und sieht ihn weiterhin als erfolgreicher Bankangestellter. „Meine Eltern rieten mir, meinen Job lieber nicht an den Nagel zu hängen."