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Zum ersten Mal wurde durch den Videobeweis eine rote Karte gezeigt

Beim Pokalspiel zwischen Ajax Amsterdam und Willem II gestern Abend wurde erstmals offiziell ein Video-Schiedsrichter eingesetzt. Der nahm prompt Einfluss auf das Spiel.
imago/VI

Beim niederländischen Pokalspiel zwischen Ajax Amsterdam und Willem II (5:0) kam es gestern Abend mit Zustimmung der FIFA zum allerersten Mal in einer offiziellen Begegnung zum Einsatz eines Video-Schiedsrichters. Pol van Boekel muss sich etwas komisch vorgekommen sein, als er das Spiel der ersten Pokalrunde anstatt auf dem Rasen vor sechs Bildschirmen in einem Kleinbus auf dem Parkplatz der Amsterdam Arena verfolgte. Er ist einer der mittlerweile 13 Unparteiischen, die in den Niederlanden zu Video-Schiedsrichtern ausgebildet wurden. Sein Job war es am gestrigen Abend Danny Makkelie, den Schiedsrichter auf dem Spielfeld, zu unterstützen.

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In der 60. Minute war es dann soweit. Van Boekel sah sich gezwungen, spielentscheidend einzugreifen. Nachdem Makkelie dem Profi von Willem-II Anouar Kali nach einem harten Einsteigen gegen Ajax-Spieler Lasse Schöne die Gelbe Karte zeigte, nahm Video-Referee van Boekel die Situation noch einmal genauer unter die Zeitlupe. Offenbar hatte er etwas gegen die Entscheidung seines Kollegen auf dem Platz einzuwenden und nahm deshalb per Kopfhörer Kontakt zu Makkelie auf. Dieser änderte daraufhin seine Meinung und zeigte die Rote Karte.

Van Boekel äußerte sich zu seinem Eingreifen in das Spiel mit folgenden Worten: „Ich schalte mich nur ein, wenn ich an der Situation selbst überhaupt keinen Zweifel habe, denn der Schiedsrichter auf dem Feld trägt die Endverantwortung." Der Schiedsrichter auf dem Feld, Danny Makkelie, vertraute der Einschätzung van Boekels auf Grundlage des Videobeweises und sagte nach dem Spiel: „Die Technik hat ihren Wert bewiesen."

Nach vier Jahren Testphase der Video-Referees war gestern ein historischer Moment für den niederländischen Fußballverband KNVB. Der Projektverantwortliche des Verbandes Gijs de Jong bricht eine Lanze für die technische Innovation der Schiedsrichter: „Wir wollen das Spiel ehrlicher machen." In den Niederlanden sollen solche Video-Schiedsrichter ab der Saison 2018/19 dauerhaft eingesetzt werden. „Es ist wahnsinnig, dass Schiedsrichter die Videobilder nicht als Hilfsmittel benutzen dürfen, obwohl die Technik vorhanden ist", findet de Jong.

Auch in Deutschland haben DFL und DFB in dieser Saison mit der Testphase der Video-Schiedsrichter begonnen. In der Bundesliga werden pro Spieltag aktuell bei bis zu vier Partien „offline" Erkenntnisse über das System „Videobeweis" gewonnen. Wirklich ernst wird die ganze Geschichte aber erst ab der Saison 2017/18. Dann sollen „Live-Tests" bei allen Bundesligaspielen gemacht werden. In einer DFL-Mitteilung zu Beginn der Saison war von einer Vorreiterrolle die Rede: „Durch diese frühestmögliche Beteiligung, dazu in der höchsten Spielklasse, will der der deutsche Profifußball auch auf dieser Ebene des technischen Fortschritts eine Vorreiterrolle übernehmen."

Video-Schiedsrichter hin oder her, das letzte Wort hat ohnehin noch der Schiedsrichter auf dem Platz. Nach Vorgaben des International Football Association Board (IFAB), den Regelhütern der FIFA, gibt es genau vier spielentscheidende Situationen, auf die der Video-Assistent Einfluss nehmen kann: Tor, Elfmeter, Platzverweis und Spielerverwechselungen bei Gelber und Roter Karte. Aber in diesen Fällen können sie, wie auch das Beispiel von Pol van Boekel am gestrigen Abend zeigt, entscheidenden Einfluss auf das Spiel nehmen.