Hier bloggt der Schweizer Botschafter in der Türkei über sein Leben als Erdmännchen

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Botschafter in der Türkei zu sein, dürfte momentan ein ziemlich stressiger Job sein. Der Präsident schmeißt mit Nazivergleichen um sich, unterdrückt Journalisten, baut den Staat nach und nach zu einer Diktatur um, zitiert ständig Botschafter der Länder zu sich, mit denen er gerade Beef hat, und weist sogar niederländische Kühe aus.

Zwischen (Krisen-)Sitzungen in Ankara findet Walter Haffner, der Schweizer Botschafter in der Türkei, Zeit, die alltäglichen To-Do-Listen eines Spitzendiplomaten und was sonst in seinem Leben passiert, für seine bislang 32 Follower festzuhalten. Der 59-Jährige, der laut der Aargauerzeitung für seine rauschenden Diplomatenfeste bekannt ist, schreibt in seinem Blog walters wunderbare welt nicht nur wohlformulierte Anekdoten aus seinem Leben auf, sondern veröffentlicht auch Gedichte und Illustrationen.

Wie viel ihm der Blog bedeutet, zeigt sich bei einem Blick ins Archiv. Wohl aufbereitet warten dort Beiträge, die bis zum 21. Dezember 1977 zurückreichen, dem Tag des Entstehens der ersten Illustration, die es ins Internet geschafft hat. Zumindest laut Walter Haffner.

Eines der bisherigen Highlights von Walter Haffners Bloggerkarriere ist allerdings ein aktuellerer Post: Ein Mailwechsel vom 15. März 2017 zwischen ihm und einer IT-Mitarbeiterin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, EDA. Die Mitarbeiterin weist Haffner darauf hin, dass er das Bild eines Erdmännchens nicht als sein Profilbild im EDA-Intranet verwenden darf. Der Botschafter antwortet darauf in einem Statement von satten 800 Wörtern, die allesamt der Verteidigung des Erdmännchens als Profilbild gewidmet sind. Unter anderem steht darin zum Beispiel: "Ich bin ein Erdmännchen. Und ich habe das, so möchte ich gleich anfügen, dem EDA auch nie verheimlicht."

Willst du mehr über den Blog herausfinden, landest du schnell in der About-Me-Rubrik. Die Vorstellung seines Blogs gestaltet Haffner eher kryptisch – oder eben so, wie sich ein 59-jähriger Diplomat im sonst so stürmischen Internet präsentieren will. Er schreibt, wohl über sich selbst: "Walter ist ein sich langsam entfernendes Schiff. Meer gibt es dazu nicht zu sagen."

Der Blog von Walter Haffner zeigt, dass letzten Endes auch hinter dem besten Pokerface eines Spitzendiplomaten nur ein Mensch steckt – und in diesem Fall zu unser aller Glück einer mit Humor. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Humor Walter Haffner in den Diskussionen mit und um Erdoğan weiterhilft. Auf jeden Fall ist "walters wunderbare welt" ein Anker im trostlosem Internet, das gemäß Experten bald von Trollen regiert wird. In diesem Sinne: Blog on, Erdmännchen.

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