FYI.

This story is over 5 years old.

Wissenschaft

Warum du beim Fernsehen nicht essen solltest

Oft sind die Augen ja größer als der Magen. Aber was haben eigentlich Ohren, diese oft unterschätzten Körperöffnungen, mit Essen zu tun?
Photo via Flickr user cyclonebill

Oft sind die Augen ja größer als der Magen. Aber was haben eigentlich Ohren, diese oft unterschätzten Körperöffnungen, mit Essen zu tun?

Diese Frage haben sich auch Ryan S. Elder von der Brigham Young University und Gina S. Mohr von der Colorado State University in ihrer jüngsten Studie gestellt: Sie untersuchten, inwiefern wir mithilfe von Essensgeräuschen unsere Nahrungsaufnahme überwachen. Wie nehmen wir die Geräusche beim Essen wahr? Dabei geht es nicht um die üblichen Geräusche, die durch Kauen, Schmatzen, Schlucken und so weiter entstehen, sondern um die Geräusche des Essens selbst, insbesondere durch knackig-knusprige Lebensmittel wie zum Beispiel Möhren.

Anzeige

Doch was ist der Unterschied zu weicheren Nahrungsmitteln, die keine Knuspergeräusche machen?

„Knuspriges Essen macht die meisten Geräusche", verrät uns Mohr im Interview. „Bei geräuschärmeren Essen hört man eigentlich nur die üblichen Kiefergeräusche."

Bei der Studie mussten Teilnehmer verschiedene geräuschintensive Lebensmittel essen—Cookies, Pita-Chips und so weiter. Beim ersten Versuch wurden die Teilnehmer instruiert, besonders laut oder vorsichtig zu kauen oder bekamen keinerlei Anweisungen. Wenn die Teilnehmer auf die Art ihres Essens achten sollten—also laut oder vorsichtig—, haben sie weniger gegessen. Mohr fügt allerdings hinzu, dass die Ergebnisse nicht ganz schlüssig waren, weil den Teilnehmern in beiden Situationen der Essensvorgang selbst viel bewusster war.

„Bei diesem ersten Test könnte man meinen, dass die Teilnehmer einfach bewusster darauf geachtet haben, wie viel sie essen", erklärt sie. „Wir haben herausgefunden, dass beide Male, als die Teilnehmer sich auf die Geräusche konzentrieren sollten, weniger gegessen wurde. Aber vielleicht haben wir die einzelnen Variablen hier nicht richtig variiert."

Im nächsten Versuch wurde den Teilnehmern beim Essen ein sogenanntes weißes Rauschen über Kopfhörer eingespielt, um die Geräusche des Essens zu minimieren. Damit wurde das Gehör der Teilnehmer beeinflusst, ohne dass sie sich zusätzlich auf den Prozess des Essens konzentrieren mussten.

Anzeige

Gina Mohr beschreibt das weiße Rauschen ähnlich wie die vielen Ablenkungen, die wir sonst beim Essen haben: Wer schaut nicht beim Abendessen fern oder hört ein bisschen Musik?

ARTIKEL: Wer mehr Salz isst, wird weniger dick

Teilnehmer, die ihr Essen aufgrund des weißen Rauschens weniger deutlich hören konnten, haben mehr gegessen, als diejenigen, die sich beim Essen deutlich zuhören konnten.

„Das Gehör ist also ein weiterer Mechanismus des Menschen, um zu kontrollieren, wie viel man isst. Es entstehen natürliche Pausen", erklärt Mohr. „Solange man also das Essen hören kann, weiß man, dass es da ist. Wenn man das nicht merkt, vergisst man schnell, dass man etwas isst, wodurch man folglich mehr isst."

Die Autoren haben mit ihrer Studie nicht nur neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Geräuschen und Essgewohnheiten gewonnen, sondern hoffen auch, praktische Hinweise für Nahrungsmittelproduzenten und Verbraucher liefern zu können. Mohr weiter: „Gibt es Vorteile für die Verbraucher, wenn das Essen sozusagen geräuschvoller wird?"

Allerdings raten die Wissenschaftler von bestimmten Lebensmitteln wie beispielsweise Knisterpulver ab, da hier das Geräusch quasi zum Essen dazugehört und man also nicht automatisch weniger isst.

Wenn du also beim nächsten Serienmarathon eine Tüte Chips (oder zwei oder drei) verdrückst, denk dran, dass all die Geräusche in deiner Umgebung einen unterschwelligen Einfluss auf deinen Appetit haben können.