Warum Beatrix von Storch das beste Aushängeschild der Männerpartei AfD ist

Foto: NDR | Wolfgang Borrs

Letztens war Beatrix von Storch, EU-Abgeordnete und frischgewählte Vorsitzende des Berliner AfD-Landesverbandes, zu Gast in der Talkshow von Anne Will. Vielleicht auch, weil gerade groß diskutiert wird, inwiefern man sich mit dieser Partei an einen Tisch setzen möchte und die AfD bei Kandidatenrunden im SWR zu den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg auf Verlangen von SPD und Grünen nicht teilnehmen darf.

Normalerweise laufen Auftritte von AfD-Kadern in Talkshows meiste nach ähnlichem Schema ab. Im Vorfeld regen sich alle auf, dass ein Vertreter der Partei überhaupt eingeladen wird, in der Sendung selbst blamiert man sich dann gerne, so gut man kann. Bernd Lucke, der in Talkshows immer etwas fehl am Platz wirkte und am liebsten darüber sprach, wie gemein die anderen Kinder zur AfD sind, wurde von Günter Jauch die eigene Facebook-Seite erklärt. Alexander Gauland verglich die AfD bei Sandra Maischberger schon mal mit Adorno und der Frankfurter Schule, scheinbar um klarzumachen, dass die Partei nicht daran Schuld ist, wenn Flüchtlingsheime brennen. Natürlich auch unvergessen der Auftritt von Björn Höcke bei Günther Jauch, der durch das Wedeln und das darauffolgende Drapieren eines Polyacryl-Deutschlandfähnchens auf seinem Sessel darauf hinweisen wollte, dass die AfD die Partei des „Volkes” sei (oder so), und sich gleichzeitig selbst demontierte.

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Die Beiträge der AfD-Verteter werden von den anderen Gästen meist eher ignoriert oder mit ungläubigem Lachen pariert. Mit gutem Grund, die Positionen der Partei tendieren in vielen Bereich eher ins Absurde. Und am nächsten Tag dürfen alle nochmal kurz kichern, wenn in Artikeln wieder auf Patzer hingewiesen wird.

Der Auftritt von Beatrix von Storch bei Anne Will brachte in den meisten dieser Bereiche nicht viel Neues. Sie forderte unter anderem, dass Deutschland ab sofort keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen solle und sagte, dass man Flüchtlinge ohnehin nicht zu integrieren bräuchte, sie seien nur in Deutschland, bis der Krieg in ihrer Heimat beendet sei. Was das jetzt genau bedeutet, wollte sie dann lieber nicht erklären. Immerhin will sie gnädigerweise erlauben, dass Kinder Schulen besuchen dürfen. Und natürlich hatte auch von Storch ausgiebig Gelegenheit zu Selbstblamage. Als es darum geht, dass sachlich über Themen wie Obergrenze und Flüchtlingspolitik gesprochen wird, zeigt Will einen Facebook-Post von Storchs, in dem es darum geht, dass Angela Merkel demnächst zurücktreten wird und dann aus Angst um die eigene Sicherheit ins Ausland ziehen wird. Das ist an sich schon ziemlich dämlich und wird es dann noch mehr, wenn von Storch allen ernstes eine absurde Verschwörungstheorie als Quelle für ihre Information angibt, die besagt, dass Merkel nach Südamerika fliehen will.

Der große Unterschied zwischen von Storch und ihren eher clownesken Kollegen besteht darin, dass sie es trotz ekliger und absurder Thesen schafft, souverän zu wirken. Lucke wirkte wie ein unzufriedener Studienrat, der sein Leben hasst, Gauland wie ein Rentner, dessen Hobby es ist, Falschparker bei der Polizei zu verpetzen, und Höcke ist halt Höcke. Von Storch ist eleganter und damit auch viel gefährlicher. Die männlichen Kollegen wirken hinter einer durchscheinenden Fassade eher hilflos. Lucke hat man nie so richtig abgenommen, dass er sich neben dem Euro angeblich auch noch für „Genderismus” interessieren soll. Und auch die, die die Partei nicht verlassen haben, kommen eher als Darsteller rüber, die zu wenigen Punkten eine Meinung haben, bei denen aber klar wird, dass das eigentliche Wissen darüber dann doch eher gering ist. Bei von Storch mag das nicht anders sein, sie schafft es allerdings, sich weitaus überzeugender zu verkaufen.

Der AfD wurde oft vorgeworfen, eine Biedermann/Brandstifter-Partei zu sein, die es aber trotzdem noch schwer hat, mit ihrem Rechtspopulismus zu punkten. Mittlerweile gilt sie in Umfragen als drittstärkste Kraft, vor Grünen und FDP. Interessanterweise könnte die Partei, die potentiell fast nur von Männern gewählt wird, durch Frauen wie Beatrix von Storch und Frauke Petry es schaffen, erfolgreicher zu werden.

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