Eigentlich wolltest du es doch lassen, aber sie lässt dir einfach keine Ruhe. Bei Twitter und Facebook kannst du ihr nicht aus dem Weg gehen. Nicht mal im Fernsehen entkommt man ihr: “Die SPD im Umfragetief. Scholz will Kanzler werden. Nahles findet, es gebe kein Recht auf bezahltes Nichtstun.”
Dabei regen dich die Schlagzeilen ja schon gar nicht mehr auf. Du lachst höchstens hämisch. Und zu Lachen gab es im vergangenen Jahr reichlich.
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Über eine Regierungspartei, die den Verschwörungstheoretiker Hans-Georg Maaßen als Präsidenten des Verfassungsschutzes absägen wollte. Und ihm nach zähen Verhandlungen eine Beförderung plus Gehaltserhöhung bescherte, um anschließend öffentlich zurückzurudern.
Über eine SPD-Vorsitzende, die 2018 (!) sogenannte unbequeme Wahrheiten in der Flüchtlingspolitik ausspricht, über die man sich schon auf dem Höhepunkt der “Willkommenskultur” 2015 weitestgehend einig war: “Wir können nicht alle aufnehmen.”
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Die SPD ist als Gag-Lieferant so zuverlässig: Das Bühnenprogramm aus dem Wahljahr 2017, in dem der “Chulz-Zug” entgleiste, ist lange Geschichte.
Und auch das neue Jahr startet mit einer Humor-Offensive. Ausgerechnet der dröge Finanzminister Olaf Scholz denkt laut über eine Kanzlerkandidatur nach. Bei Umfragewerten der SPD von 15 Prozent.
Da ist die Frage “Was darf Satire?” nicht ganz unberechtigt. Und trotzdem sollten wir aufhören, uns über die Sozialdemokraten lustig zu machen. Denn SPD-Bashing ist so einfach, dass dabei auch die Allerdümmsten zu Klugscheißern werden.
An den Sozen darf sich jeder mal abreagieren. Das beweist die aktuelle Debatte über die mögliche Kandidatur von Olaf Scholz, der immerhin Vizekanzler ist.
Auf Twitter entwarfen eifrige User Wahlplakate mit dem Slogan: “Scholz – Jetzt ist eh egal”. Doch so egal, dass man nicht ständig über die Partei oder ihr Spitzenpersonal herziehen müsste, ist sie auch wieder nicht.
Der Comiczeichner Ralph Ruthe möchte die SPD “symbolisch für einen Euro kaufen”. Beim maroden Zustand der SPD dürfe er nicht die hohen “Entsorgungskosten” vergessen, warnen Ruthes Follower.
Es wäre aber falsch, zu behaupten, dass alle Witze auf Kosten der SPD machen würden. Es gibt auch noch Schaulustige, die gaffend daneben stehen. Jan Böhmermann schreibt im Hinblick auf die Bewerbung um die Nachfolge Merkels mit Schaum vor dem Mund “DAS WILL ICH SEHEN”.
Nun verlangt keiner von dir, die armen Genossen zu bemitleiden. Frust über die SPD ist mehr als nachvollziehbar. Und du bist auch nicht der erste Mensch, der von der Sozialdemokratie enttäuscht wurde (da sind noch vier Millionen Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger). Auch wenn es manchmal weh tut, die Unzufriedenheit über die Mutlosigkeit der SPD ist kein Grund, sich wie ein Katastrophentourist an jeder Umfrage zu ergötzen, die die SPD ein kleines Stückchen näher am Abgrund sieht.
Oder den Vize-Parteichef Ralf Stegner zu stalken, weil du von den irrwitzigen Tweets aus seinem Privatleben nicht loskommst. Abgesehen von diesem hier vielleicht.
Es ist ja schon tragisch genug, dass sich die SPD seit Jahren nicht zu einem konsequenten Kurs durchringen kann. Sei doch wenigstens du konsequent und lass sie hinter dir. Halte dich nicht länger mit Gehässigkeiten auf, indem du deinen Schmerz mit Schadenfreude über missglückte Reden von Andrea Nahles betäubst.
Nach dem Motto: “Wenn die SPD nicht meine Erwartungen erfüllt, dann soll sie mich immerhin gut unterhalten.” Die Macher von der heute-show und Extra 3 haben aus dieser Haltung ein ganzes Genre erschaffen.
Doch wer das politische Geschehen nur noch mit Zynismus und Verachtung verfolgt, landet zielsicher im Lager der Politikverdrossenen. Oder in den Armen von Martin Sonneborn und seiner Satirepartei.
Auch wenn du es niemals zugeben würdest: Vielleicht stecken hinter all den bitteren Pointen ja doch noch Gefühle für die SPD. Bei ihr fühlst du dich gut aufgehoben. Für die Linke bist du zu bürgerlich und die Grünen sind dir zu belehrend. Dann versuch doch einfach, die SPD zurück zu gewinnen. Setzt euch in Ruhe zusammen und redet über alles. So ganz im Ernst.
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