Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Dieses Mal sprechen wir mit einem Koch, der in keine mittelmäßige Restaurants mehr essen gehen kann, weil er selbst in- und auswendig weiß, wie die Gerichte zubereitet werden sollten.
Nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, wollte das damals Beste Vegetarische Restaurant des Jahres, dass ich bleibe. Aber ich beschloss weiterzuziehen. Kochen bereitet mir unglaublich viel Spaß, aber ich möchte auch ein Sozialleben haben. Deshalb sind Michelin-Sternerestaurants auch nichts für mich.
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Ich sehe mich selbst nicht als anspruchsvolle Person, aber seit ich Koch bin, weiß ich einfach, wie man bestimmte Dinge zubereitet. Darauf achte ich sehr. Wenn mir in einem Restaurant etwas nicht schmeckt, dann lasse ich es den Kellner wissen. Ich bezahle ja schließlich dafür, stimmt’s?
Es kommt natürlich auch drauf an, wo man isst. Wenn ich ein paar Euro für einen Kebab auf der Straße ausgebe, werde ich keine hohen Erwartungen haben. Ich finde aber schon, dass Essen, für das man viel bezahlt, immer gut schmecken sollte. Auch wenn man Spiegelei bestellt, sollte man drei schöne Eier mit intakten Dottern bekommen. Wenn man ein Fleisch englisch bestellt, dann erwartet man auch, dass es englisch serviert wird.
Im De Librije, einem Sternerestaurant in Holland, bekam ich ein leckeres Zehn-Gänge-Menü. Jedes einzelne Gericht war etwas Besonderes und ich fragte mich, wie sie es wohl zubereiteten. Mit jedem Gericht wurde ich von Neuem überrascht.
Mein letzter Besuch im De Leest—einem Restaurant, das auf dem besten Weg ist, drei Sterne zu bekommen—war furchtbar. Es war so einfach herauszufinden, wie sie die einzelnen Gerichte zubereitet hatten, und deshalb hätte ich es mir auch einfach zu Hause selbst kochen können.
Das Schlimmste sind jedoch die schlechten Ausreden der Kellner. Einmal bekam ich ein zähes Fleisch in einem Restaurant serviert, das man einfach nicht essen konnte. Als ich den Kellner darauf hinwies, meinte er, ihr Metzger wäre im Urlaub und sie hätten deshalb das Fleisch komplett anders geschnitten—was absoluter Bullshit ist, weil gutes Fleisch gutes Fleisch bleibt, egal wie man es schneidet.
Um solche Zwischenfälle in meinem Restaurant zu vermeiden, überprüfe ich alles in der Küche und beobachte das Geschehen den ganzen Tag mit Argusaugen. Einer meiner Kollegen kann einfach nicht kochen, ich weiß gar nicht, wie er Koch werden konnte. Deshalb achte ich darauf, immer alles zu probieren, was er zubereitet hat.
Es passiert immer wieder mal, dass einer meiner Gäste eine Beschwerde hat, aber neun von zehn Mal liegt die Schuld nicht bei mir. Das klingt vielleicht arrogant, ist aber so. Ich gehe immer zum Gast hin und frage nach dem Problem. Wenn dann die Person sagt, ihr schmeckt der Fisch nicht, dann sollte sie ihn gar nicht erst bestellt haben. Wenn das Gericht auf dem Tisch steht, ist es schon zu spät. Aber wenn jemand so etwas früh genug sagt, kann man solche Probleme vermeiden. Am Ende ist der Kunden eben König.
Irgendwann war es so weit, dass meine Freundin keine Restaurants mehr mit mir besuchen wollte, weil sie sich für mich schämte. Sie wollte gar nicht mehr mit mir essen. Deshalb bin ich mittlerweile nicht mehr so pedantisch und versuche, differenzierter zu sein. Ich gehe nämlich immer noch gerne essen.
Denn ein leckeres Gericht, das ohne meine Hilfe zubereitet wurde, bereitet mir einfach Freude.
Aufgezeichnet von Cristiana Terwilliger